Zu 85 Prozent bestehen die Oberkircher Maiswürfel – naheliegenderweise – aus Mais. Die restlichen 15 Prozent sind Nebenprodukte (so genanntes Rework) aus der Lebensmittelindustrie. Dies können beispielsweise Bonbons, Teig- und Backwaren oder Schokolade sein. 0,2 bis1 Prozent der Produktion fallen in den Produktionsbetrieben als Abschnitte oder fehlerhafte Produkte an. Diese Nebenprodukte können als Lebensmittel nicht verkauft werden.

Delikatesse für Wiederkäuer

Den Tieren aber schmeckts. Das ist einer der Vorteile der "Oberkirch Maiswürfel plus", wie sie mit vollem Namen heissen. "Die Fresslust der Tiere ist grösser als bei den konventionellen Maiswürfeln aus reinem Mais", sagt Patrick Egli. Insgesamt enthalten sie acht Prozent mehr Energie. Vorteilhaft bei dieser Mischung ist auch die Kombination der schnell verwertbaren Energie aus der Rework-Ware und der langsam verwertbaren Energie des Maises. Die enthaltenen Kakaobestandteile darin begünstigen einen hohen Milchfettgehalt.

Idee entstand in der Not

«Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie wurden bisher schon dem Kraftfutter beigemischt", sagt Egli. Bei den Maiswürfeln sei dieses Verfahren aber neu. Wie kam Egli aber auf diese Idee? Entstanden ist sie aufgrund des schlechteren Maisabsatzes im Jahr 2008. Damals wurden noch vor Saisonende massiv Maiswürfel importiert. Weil die inländische Maisernte schliesslich grösser war als prognostiziert, sanken die Preise und ein Teil des Mais konnte nicht verkauft werden.

In der Region um den Sempachersee sind die Landwirte froh, möglichst viel Trockensubstanz des Maises verwerten zu können. Die Pflanze gedeiht hier sehr gut, wird allerdings weniger gut reif als in anderen Landesteilen. Die Landwirte benötigen ausserdem die Maisfläche wieder für ihre Nutztiere, die in der Region besonders zahlreich sind. Bei der Maiswürfelproduktion können sämtliche – auch unreife – Pflanzenteile sofort vom Feld genommen und auch in grösseren Mengen länger haltbar gemacht werden. 

Führend beim Foodrecyling

Die Landi Sursee ist schon seit Jahren ein führendes Unternehmen im Bereich Foodrecycling. Eglis Überlegung: "Mit den neuen Maiswürfeln könnte man die Inlandproduktion vor günstigen Importen schützen und die Absatzsicherheit deutlich erhöhen. Dank der Mischung mit Lebensmittelnebenprodukten hat das Futter eine höhere Qualität und das ökologisch sinnvolle Foodrecycling wird gefördert." Das Tüpfelchen auf dem i: Weil die Landi Sursee bereits auf den Bereich Foodrecycling spezialisiert war und die erforderlichen Maschinen besass, entstanden dem Betrieb keine zusätzlichen Kosten bei der Produktion der Maiswürfel.  

Von Beginn weg ein Erfolg

Eglis Maiswürfel wurden im November 2009 mit dem Innovationspreis der Fachmesse Suisse Tier ausgezeichnet. Und sie sind erfolgreich: "Obwohl wir das Produkt aus Not erst in der zweiten Hälfte der Saison 2008 entwickelt hatten, konnten wir damals bereits 800 Tonnen davon verkaufen", sagt Egli. Heute sind es bereits 4‘000 Tonnen. Die Oberkirch Maiswürfel werden über die Unternehmensgruppe Fenaco vertrieben und können in jeder Landi bestellt werden.

Patrick Egli sieht aber vorerst keine Ausweitung des Herstellungsverfahrens auf andere Betriebe. "Für die Produktion dieser Maiswürfel braucht es viel Wissen und spezielle Maschinen." Die technische Infrastruktur hat die Landi Sursee erst seit 2007, als ein verheerender Brand den Betrieb stark beschädigte und er darauf mit modernster Technik ausgerüstet wurde.

Seraina Dübendorfer, lid