Fritz Oberli steht vor seinem Reservoir. Seit Mittwoch läuft hier wieder selbständig Wasser. Zuvor hat der Schangnauer während rund zwei Wochen Wasser auf den Hof geführt. Am Morgen und am Abend je 1000 Liter. Im Gebiet, das zu den niederschlagreichsten der Schweiz gehört, fehlt Wasser. Und zwar viel.

Quellwasser wäre im Boden viel vorhanden. Was allerdings fehlt, ist sauberes Wasser. Kommt das Wasser nicht direkt aus felsigem Untergrund, sondern über den moosigen Boden des Gebiets, ist es nicht selten mit Colibakterien kontaminiert. Bislang war für die Bevölkerung rund um den Napf eher zu viel Wasser das Thema.

Aber zu wenig? «Ich kann mich nicht erinnern, dass wir einmal eine solche Situation auf dem Betrieb hatten», erklärt Oberli gegenüber der BauernZeitung.  Auch nach längeren Trockenperioden reichte das Wasser, das steil oberhalb des Hofs im Reservoir gefasst wird, aus. Nun kam nach wochenlanger Trockenzeit auch noch extreme Kälte dazu.


Hätte die Situation des Niederschlagsmangels noch angehalten, wäre Oberli gezwungen gewesen, im Stall eine Notlösung einzurichten. Der Weg hinauf zum Reservoir ist aufgrund des Tauwetters nun nicht mehr 
befahrbar.  Die Niederschläge, die übers Wochenende erwartet werden, kommen daher wie 
gerufen.


Nachbarn unterstützen


Wie Fritz Oberli sind auch andere Landwirte im Dorf von der Trockenheit betroffen. Christian Siegenthaler beispielsweise führt seit dem 5. Januar Wasser auf den Hof. Auch er kann sich nicht an ein ähnliches Jahr erinnern. Durch die Unterstützung eines Nachbarn sei das Überbrücken der Wasserknappheit auf seinem Hof relativ einfach möglich, wie er sagt. Der Brunnen draussen im Auslauf der Kühe ist eingefroren. Er wird vom Überlauf des im Keller stehenden

Reservoirs gespiesen. «Hier läuft schon seit Dezember kein Wasser mehr», erinnert sich 
Siegenthaler.

Auch wenn sorgsam umgegangen werde, brauche es auf einem Landwirtschaftsbetrieb viel Wasser. Nicht nur die Versorgung der Kühe (eine Kuh trinkt rund 120 Liter Wasser pro Tag), sondern auch das Reinigen des Stalls und der Melkanlage, benötige viel Wasser. «Das wird einem dann bewusst, wenn es eben knapp wird», weiss der Landwirt.


Risiko selber tragen


Wenn auch die Probleme, die durch die Folgen von Trockenheit entstehen, mit Unterstützung von Nachbarn oder der örtlichen Wasserversorgung gelöst werden können, ist das mit Zusatzaufwand verbunden. Die Kosten, die dabei entstehen, scheint keine Versicherung zu decken.

Wie der BauernZeitung auf Anfrage mitgeteilt wurde, versichert die Schweizer Hagel-Versicherung ausschliesslich landwirtschaftliche Kulturen gegen Wetterereignisse. Eine Deckung, welche zum Beispiel Wasserknappheit für die Versorgung der Tiere übernimmt, 
bieten sie nicht an. «Wir bieten eine Versicherung an, welche das Risiko Trockenheit für alle Ackerkulturen und Graskulturen zusätzlich zu vielen anderen Risiken deckt», schreibt die 
Hagel-Versicherung.


Wasserversorgung warnt


Von der prekären Situation sind nicht nur die Privatquellenbesitzer betroffen. Die Wasserversorgungsgenossenschaft Schangnau und Umgebung hat Anfang Woche die Wasserbezüger vor Ort in einem Schreiben darum gebeten, «mit dem Wasser sorgsam umzugehen, da die Quellschüttungen der Quellen stark zurückgegangen sind».

Ob die gemeldeten Niederschläge zur definitiven Entlastung genügen werden, ist nicht sicher. Bereits nächste Woche sind wieder tiefere Temperaturen und Schnee gemeldet.  «Sobald es die Witterung zulässt, grabe ich nach Wasser», erklärt Fritz Oberli überzeugt.

Simone Barth