Detailhändler können sich nach drei Jahren mit sinkenden oder stagnierenden Umsätzen wieder Hoffnungen auf Wachstum machen. Die Ökonomen der Credit Suisse erwarten für das laufende Jahr ein Plus von 0,3 Prozent gegenüber 2017. Für das letzte Jahr geht die Bank von einem knappen Plus von 0,1 Prozent aus.

Dabei sind die Aussichten für den Bereich Lebensmittel heuer mit einem prognostizierten Umsatzplus von 0,5 Prozent besser als für den Non-Food-Bereich. Letzterer soll aufgrund der steigenden Konkurrenz durch ausländische Online-Händler stagnieren. Wegen des starken Frankens waren die Non-Food-Segmente die letzten Jahre stark rückläufig.

Euphorisch sind die CS-Ökonomen dennoch nicht. Während für die Schweizer Wirtschaft alle Konjunkturindikatoren nach oben zeigten, hinke der Detailhandel der allgemeinen Entwicklung hinterher, sagte CS-Chefökonom Oliver Adler am Dienstag vor den Medien in Zürich.

Einen Dämpfer erwartet die Bank zudem von der stagnierenden Kaufkraft. Zwar sollen sich die Nominallöhne 2018 um 0,7 Prozent erhöhen. Doch die erwartete Teuerung von 0,5 Prozent sowie steigende Krankenkassenprämien machten die Effekte der Lohnerhöhungen wieder zunichte.

Einkaufstourismus abgeflacht

Seit der Abwertung des Frankens ab Mitte 2017 hat der Druck durch den Einkaufstourismus jenseits der Grenze abgenommen. Auch wenn sich der Franken weiter abschwächt, werde der Einkaufstourismus aber nicht auf Null sinken, führte CS-Detailhandelsexperte Sascha Jucker aus.

Gemäss einer CS-Untersuchung der Auslandseinkäufe in der Schweiz von 2015 werden diese zu 91 Prozent von Konsumenten aus Grenzregionen oder grenznahen Regionen getätigt und nur zu 9 Prozent von Binnenregionen.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung hat sich seit der Frankenabschwächung vor allem für die Einkaufstouristen aus dem Binnenmarkt verschoben. So war der durchschnittliche im Ausland eingekaufte Warenkorb im Jahr 2015 in der Schweiz 50 Prozent teurer, letzten September waren es noch 41 Prozent.

Damit sich 2015 ein Auslandseinkauf zu zweit im Auto angesichts der zusätzlichen Fahrt- und Zeitkosten lohnte, war durchschnittlich eine Einkaufssumme von 274 Franken pro Auto notwendig. Bis im letzten Herbst erhöhte sich der sich lohnende Einkaufsbetrag gemäss CS um 21 Prozent.

Auslandeinkäufe wachsen online

Die Credit Suisse machte mangels Basiszahlen keine neue Schätzung zum Volumen des Einkaufstourismus vor Ort. Im Jahr 2016 wurde von 10 Milliarden Franken ausgegangen. Auch wenn dieses Volumen 2017 gesunken ist, verlor der Schweizer Detailhandel über Online-Kanäle gegenüber der Auslandkonkurrenz weiter an Boden.

Weiter verschärft werde der Wettbewerb durch den erwarteten Markteintritt des Online-Riesen Amazon. Dieser halte allerdings bereits einen gewissen Umsatzanteil hierzulande, betonte Jucker, etwa über den Direktverkauf aus dem Ausland.

Einen frappanten Marktausbau hingelegt habe bereits der deutsche Online-Konzern Zalando. Die CS schätzt auf Basis der Statistiken der Zollstellen, dass sich der Zalando-Umsatz in der Schweiz seit 2012 auf 624 Millionen Franken bereits mehr als verdreifacht hat.

sda