«Mobil dokumentieren statt noch mehr Zeit im Büro verlieren»: Unter diesem Titel hat die Zürcher Sektion des Schweizer Verbands für Landtechnik zu einem Informationsmorgen auf dem Strickhof eingeladen. Das Thema  brennt vielen unter den Nägeln:Rund 200 Landwirte nahmen an der Veranstaltung teil und liessen sich über die Vor- und Nachteile von ganzheitlichen Farm Management Systemen (FMIS) informieren.

Ein System von Systemen

Wie Hans Fässler, Agrotechniker HF, in seinem Referat darlegte, handelt es sich bei Farm Management Systemen um ein auf einer zentralen Software basierendes «System von Systemen». Dieses ermöglicht es, die Aktivitäten sämtlicher Betriebszweige zentral zu dokumentieren und zu steuern. Solche Systeme vereinfachen den Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren der Landwirtschaft und ermöglichen es beispielsweise, einmal erhobene Daten an verschiedenen Stellen weiterzuleiten. Ausserdem sollen solche Systeme über die Auswertung der erhobenen Daten den Landwirten Entscheidungshilfen vermitteln. Im Urteil von Hans Fässler ermöglichen Farm Management Systeme eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität, der Wirtschaftlichkeit und der Ressourceneffizienz. Er wies aber auch auf Gefahren hin: Der Verlust von Daten, die Abhängigkeit von einem fremdgesteuerten System und Fragen des Datenschutzes.

Eigene Bedürfnisse kennen

Marco Landis ist Landwirt im Nebenerwerb. Seit Anfang Jahr ist er am Strickhof als Spezialist für Digitalisierung in der Sparte Fachstelle und Dienstleistungen tätig. Landis hat auf seinem Betrieb kürzlich ein FMIS-System eingeführt. «Der Start ist entscheidend», sagte Landis. Es brauche seine Zeit und Geduld, sämtliche relevanten Daten eines Betriebs zu erfassen. Aber nur auf dieser Basis komme das System zum Laufen. Sei dieser Schritt einmal getätigt, dann sei eine beträchtliche Zeiteinsparung möglich. Landis riet dazu, sich vor der Wahl einer Software Klarheit darüber zu verschaffen, was diese leisten soll: Soll das System die Daten lediglich im Umfang eines herkömmlichen Feldkalenders bewirtschaften? Soll es auch Auswertungen zu der Höhe von Deckungsbeiträgen vornehmen, die Nährstoffbilanz erfassen oder Stundenrapporte vornehmen? Soll das System etwa auch für die Planung der Fahrspuren eingesetzt werden oder für die teilflächenspezifische Bewirtschaftung der einzelnen Parzelle? Auf was für einem Gerät sollen die Daten erhoben werden? «Vor der Wahl eines Systems gilt es, die eigenen Bedürfnisse und die technischen Gegebenheiten auf einem Betrieb abzuklären», sagte Marco Landis. Und mit einem eher warnenden Unterton fügte er an: «Mit solchen Systemen können extrem viele Daten generiert werden. Man muss sie aber auch verarbeiten können».

Gang aufs Feld bleibt Pflicht

Digitale Infos können den Gang aufs Feld nicht ersetzen, betonte Marco Landis. Sie würden aber einen gezielteren Gang auf das Feld ermöglichen. Und so illustrierte er seine Warnung: Bei einem auf der Auswertung von Luftaufnahmen basierenden Biomassenindex würden alle Pflanzen gleich berücksichtigt. «Das gilt auch für Unkraut».

Zu besonderer Sorgfalt mahnte Landis bei der elektronischen Festlegung von Grundstückgrenzen. Denn die Grundstückgrenzen würden oft nicht mit der Bewirtschaftungsgrenze übereinstimmen. Landis riet dazu, vor einem definitiven Entscheid für eine Software, diese auf einer Demo-Version auszuprobieren.

Im deutschsprachigen Raum sind inzwischen zahlreiche Farm Management Systeme auf dem Markt. Sollte die Wahl auf eine ausländische Software fallen, riet Landis dazu, darauf zu achten, dass auf dieser die in der Schweiz gängigen landwirtschaftlichen Fachbegriffe hinterlegt sind. Für die Einführung einer solchen Software sei eine ruhige Zeit zu wählen.

Zahlreiche Vorteile

Die Landwirtschaftliche Nutzfläche des Sonnenhaldenhof im luzernischen St. Urban umfasst weit über 100 Hektaren, verteilt auf 29 Parzellen. Marco Grüter bewirtschaftet diesen Betrieb zusammen mit fünf Angestellten. Bei der Wahl des Farm Management Systems hat er sich für den Barto-Feldkalender entschieden. Dieser basiert auf der in Deutschland entwickelten Software Farmnet 365 und ist mit den in der Schweiz üblichen Fachbegriffen hinterlegt. In der Anwendung dieses Systems sieht Grüter unter anderem die folgenden Vorteile:

  • Die gleichen Daten müssen nicht mehrfach erfasst werden.
  • Alle Mitarbeiter tragen über ihr Handy laufend zur Dokumentation der getätigten Arbeiten bei.
  • Missverständnisse bei der Aufzeichnung der getätigten Arbeiten in Feld und Stall entfallen.
  • Die Daten entsprechen jederzeit dem aktuellen Stand.

Papier vermittelt Sicherheit

Kurt Näf, Leiter der Kontrollstelle Agrocontrol des Zürcher Bauernverband, wies darauf hin, dass die für die ÖLN-Kontrolle relevanten Daten über den Zeitraum von sechs Jahren verfügbar sein müssen. Fehlende Unterlagen hätten empfindliche Kürzungen bei den Direktzahlungen zur Folge. Für die Kontrolleure sei die Verfügbarkeit der benötigten Dokumente zentral. «Papier kann auch Sicherheit vermitteln», stellte Näf fest und riet dazu, die für den ÖLN und die Direktzahlungen relevanten Dokumente auszudrucken und als Pdf zu speichern. Seien diese Voraussetzungen gegeben, so habe die Kontrollstelle nichts gegen den Einsatz von Farm Management Systemen einzusetzen. Und zum Schluss wartete Näf noch mit einem praktischen Tipp auf: Um sich vor dem Verlust von Daten abzusichern, könne auch ein einfacher USB-Stick genügen.