Referentin Friederike Reinecke verglich in ihrer Doktorarbeit zur Veterinärmedizin Zellgehalt und Nagase-Aktivität (Mastitis-Indikator) zwischen konventionellen und automatischen Melksystemen.

Im Vergleich zu einem konventionellen Melksystem sei das Risiko der Keimübertragung im AMS höher, sagt Friederike Reinecke. Im Durchschnitt würden pro Roboter 55 Kühe gemolken. Im Gegensatz ist die Übertragung der Keime innerhalb der Herde bei einem Handmelkstand geringer, da dort mehr Plätze vorhanden sind. Zum Beispiel 2 × 6 Plätze in einem Fischgrätenmelkstand.

«Das Wichtigste ist die Hygiene an der Kuh und im Stall, egal ob Roboter oder Handmelkstand»

Referentin Friederike Reinecke über die Keimprävention im Stall. 

Um den Keimdruck und damit einhergehende Infektionen der Herde zu mindern, sei das Sauberhalten von Euter, Klauen und Schwanz entscheidend. Alle Oberflächen, wo sich Biofilme bilden können, seien Brutherde der Milchdrüsenkeime, Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium.

Zur Keimreduzierung am automatischen Melksystem gäbe es viele Stellschrauben. Die Bürsten sollten nach 30'000 Gemelke gewechselt werden. Diese seien wie eine Zahnbürste, «durch die mechanische Einwirkung und dem permanenten Wassereinfluss quellen sie auf und so setzten sich Keime in die Rillen».

Ein Betrieb der Probleme mit Euterentzündungen hat, solle sich einfach ein zweites Paar Bürsten zulegen und diese dann im wöchentlichen Rhythmus wechseln.

Prüfen durch Teststreifen kann jeder

Nach jedem Melkvorgang werden die Bürsten vom Roboter desinfiziert. Es gäbe in vielen Betrieben das Problem, dass die Bürsten nach dem Desinfektionsprozess nicht wie gewünscht entkeimt sind. «Man kann die Reinigung der Bürsten ganz einfach mit einem Teststreifen überprüfen», sagt Referentin Friederike Reinecke. Diese Teststreifen könne auch der Tierarzt bereitstellen. Färben die Zitzengummis schwarz ab, sei das Desinfektionsmittel sogar überdosiert.

Zuführende Einheiten ans AMS sollten regelmässig kontrolliert werden. Der Wasserdruck könne justiert und die Wasserhärte mit Natrium und Chlor gefiltert werden, betont Reinecke. Die Justierung der reinigenden Einheit der Zitzenbecher, zum Beispiel durch Wasserdampf, ist ausschlaggebend für den Erfolg «wenn man den Dampf von aus­sen sehen kann, stimmt etwas mit der Einstellung nicht, der Dampf sollte in die Becher», so Reinecke.

Der Vorteil beim Roboter sei das keine Übertragung zwischen den Eutervierteln stattfinde. Im Gegensatz zum konventionellen Melken wird jedes Viertel einzeln abgemolken und nicht in einen gemeinsamen Sammelbecher geleitetet. So sei die Übertragung der Keime innerhalb des Kuheuters vermindert.

Probleme aller Anbieter von Melkroboter

Aber der Melkroboter habe ein grosses Problem, welches bisher von allen Anbietern nicht gelöst worden ist: Die Euterverschmutzung sei nicht individuell anpassbar. Bei einem konventionellen Melkvorgang würde der Melkende bei einem stark verschmutzten Euter mehrmals reinigen, dies könne das AMS nicht.

«Die Laser können bisher noch nicht unterscheiden, ob eine starke Verschmutzung ­vorliegt oder es nur ein Schatten ist»

Sagt Friederike Reinecke über das grosste Problem aller Melkroboter, die auf dem Markt sind. 

Gilt für alle, ob Roboter oder Handmelkstand

Ob AMS oder Handmelksystem – bei Problemen mit Euterentzündungen soll die Zwischenmelkzeit der Kuh länger als sechs Stunden betragen. Dies sollte auch beachtet werden, wenn die Kuh bereits behandelt wurde, zum Beispiel mit Antibiotika. Sonst würden Medikamente nicht genügend Zeit haben zum Wirken und seien schnell wieder ausgeschieden.

Hygiene-Massnahmen

- regelmässige Wartung und Justierung des AMS

- Biofilme vermeiden

- keimniedrige Einstreu

- Euterhaare entfernen (Bsp. kalte Flamme)

- Fliegenbekämpfung (Verdunstungskalteffekt)

Die Webinare (interaktive Onlinevorlesungen) der Rindergesundheit Schweiz sind kostenlos und auch vergangene Veranstaltungen können über die Website angeschaut werden.