Vergangenen Samstag durfte ein breites Publikum die neuste Technologie der Zukunft erleben. Die ETH, das World Food System Center, der Strickhof sowie der AgroVet-Strickhof stellten am ersten AgriTech Tag der Schweiz an der Landwirtschaftlichen Schule in Lindau ZH ein spannendes Programm für ihre Besucher zusammen. Mit Demonstrationen, Führungen und Präsentationen gaben die Wissenschaftler und Forschenden Gross und Klein einen Einblick in die aktuell laufende landwirtschaftliche Forschung, aber auch in die Technologie von morgen.

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Hochpräzise Applikation durch Robotertechnik

Wissenschaftler der ETH Zürich vermittelten in Präsentationen, warum neue Technologien und die Digitalisierung in der Schweizer Landwirtschaft notwendig sind.

Professor Roland Siegwart zum Beispiel sieht in Robotern die Landarbeiter der Zukunft. Für eine nachhaltige Landwirtschaft können sie eine hochpräzise Intervention, sei es mechanisch oder chemisch ermöglichen. Bessere Ernten mit viel weniger Pestiziden seien dabei das Resultat. Gerade in der Schweiz könnten solche Technologien vorangetrieben werden.

Ebenso arbeitet die ETH an Drohnen mit Multispektralsensoren, die die Felder überfliegen und analysieren können, wo Wasser, Pestizide oder Dünger notwendig sind. Die Daten werden an den Roboter oder Traktor übermittelt, der dann zielgerichtet eingreifen kann.

Technologien in Demonstration

Auf dem Gelände des Strickhofs konnten die Besucher die neuste Technik bestaunen. Zum Beispiel den Hackroboter der Firma Aebi Suisse, mit dem mechanisch und ganz autonom Unkräuter im Feld- und Gemüsebau bekämpft werden können. In der Schweiz wird der Hackroboter noch nicht eingesetzt, international ist er schon in den USA, Holland und Frankreich auf den Feldern unterwegs.

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Auch die Sektorenfeldspritze wird im Pflanzenbau bereits eingesetzt. Durch Ab- und Einschalteautomatik wird mit ihr ein zielorientierte Spritzen ermöglicht. Im Bild: Die Sektorenfeldspritze wurde darauf eingestellt, nur die Heuballen zu besprühen.

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Für Lacher und Staunen sorgte ANYmal, ein hundegrosser Roboter, der an der Veranstaltung die Aufgabe zugeteilt bekam, die Topfpflanzen auf dem Gelände selbstständig zu giessen. Machbar ist dies durch eine Drohne, die vorgängig die GPS-Daten der Topfpflanzen aufgenommen hat und an den Roboter übermittelt. Drohne und Roboter können laut den ETH-Wissenschaftlern auch in der Landwirtschaft zur zielgenauen Applikation von Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden. 

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Antwort auf nachhaltige Landwirtschaft

Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen der optimierten und ressourcenschonenden Landwirtschaft. Kurz vor Ende des eindruckvollen Tages luden die Veranstalter die Besucher zu einer Podiumsdiskussion ein. Eingeladen wurden Bernard Lehmann (Direktor Bundesamt für Landwirtschaft/BLW), Rosmarie Fischer-von Weissenfluh (Landwirtin), Ueli Voegeli (Direktor Strickhof) und Achim Walter (Professor Kulturwissenschaften).

In der Diskussion waren sich die Eingeladenen einig: Die Digitalisierung hat Chancen und Potenzial für eine nachhaltige Landwirtschaft. Sie sei die konsequente Weiterentwicklung der Technik, die wir bereits schon haben und einsetzen und würde die Arbeit um einiges reduzieren. Durch Automatisierung und Sensorik sei ein optimierter Pflanzenschutz sowie ein optimiertes Betriebsmanagement möglich.

Vor allem die Schweiz habe ein grosses Potenzial für die Digitalisierung, so Prof. Achim Walter. Dass, weil sie kleinstrukturiert ist und man sich daher auf jede Pflanze konzentrieren könne. Deshalb sei es wichtig, nicht nur dem Nachbarn zuzuschauen. Um voranzukommen, müsse die Schweiz selbst anpacken.

Der Pflanzenbau hätte noch grosses Potenzial zur Weiterentwicklung. In der Milchviehhaltung würde die Digitalisierung bereits reibungslos funktionieren. Landwirtin Rosmarie Fischer-von Weissenfluh setzt schon seit einigen Jahren in die Digitalisierung und profitiert täglich davon. "Bevor ich den Melkroboter, Mistroboter etc. hatte, hatte ich kaum Zeit für andere Dinge." Jetzt erleichtere ihr die moderne Technik den Arbeitsalltag. Bevor man zugreift, solle man sich zuvor mit der Technik auseinandergesetzt haben. Denn nicht jede Technik passt zu einem und seinem Betrieb.

In der Ausbildung wird sich laut Ueli Voegeli auch einiges ändern. "Vor 25 Jahren sollte ein guter Bauer noch von Hand melken können. Jetzt wird Technologie nachhaltiges Denken fordern." Denn die Produktion von Nahrungsmitteln wird komplexer werden. 

In 20 Jahren wird die Landwirtschaft optimierter sein

Wo die heutige Landwirtschaft in 20 Jahren steht, beantworteten die Fachleute wie folgt:

"Die Landwirtschaft wird hochproduktiv werden und orientiert sich an ökologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Massstäben. Landwirte wissen Ressourcen optimal zu nutzen und Technologien optimiert einzusetzen." Ueli Voegeli, Strickhof

"Die Technologie wird auch bei den Herstellern für Saatgut neue Möglichkeiten aufzeigen. Landwirtschaft und Gesellschaft wissen besser miteinander zu kommunizieren." Bernard Lehmann, BLW

"Die Diversität der Sorten und Arten nimmt zu. Das Insektensterben wird aufgehalten." Achim Walter, ETH

"Wir werden mehr vernetzt, sollen aber nicht die Bodenhaftung verlieren." Rosmarie Fischer-von Weissenfluh, Landwirtin