Gut zehn Jahre sind es her, dass Daniel und Brigitte Eschbach von der Gemeindeweide im baselbieterischen Diegten planten, ihren Milchwirtschaftsbetrieb auf Eierproduktion mit 18 000 Legehennen umzustellen. Dann hätten sie sich einen Angestellten leisten können.

«Daraus wurde nichts», blicken sie zurück, «denn unser Hof liege in der Vorrangzone Landschaft und biete eine Kapazität von 8270 Hennen, rechnete man uns vor.» Für mehr Fremdfutter wäre per Landratsbeschluss eine Umzonung nötig geworden. Pro Natura kritisierte, der geplante Stall sei zu gross, zu laut und am falschen Ort. Schliesslich entschieden sie sich für die mögliche Variante von 8300 Legehennen.

 

Wer bezahlt das Tierwohl?

Tierschutz liegt Eltern und Kindern Eschbach sehr am Herzen. Die stetig wachsenden Forderungen von Tierschutzorganisationen belasten die Produzenten. Leider stehe dabei das Tierwohl nicht immer im Vordergrund. Auch wer die Mehrkosten übernehmen soll, sei offen. Wenn sich die Öffentlichkeit für mehr Tier- und Landschaftsschutz entscheide, müssten die politischen Allianzen dafür sorgen, dass dieser mit À-fond-perdu-Beiträgen für Stallbauten mit noch mehr Tierwohl finanziell unterstützt werde.

 

4000 Arbeitsstunden pro Jahr kommen zusammen

Eigentlich war Daniel ein leidenschaftlicher Viehzüchter. Im Baselbiet erinnern sich Holsteinzüchter heute noch an die wunderbare und stolze Saskia, die 2006 die 100 000-Kilogramm-Marke erreichte und an Viehschauen stets vorne mitmischte. «Aber», sagt der Bauer, «mit 25 Kühen gehörte man damals schon zu den Kleinen, die Abnehmer interessieren sich nicht für Schönheit und Euter, sondern für die Milchmengen.»

Brigitte und Daniel, seit 2005 verheiratet, wollten eine Zukunft als Familienbetrieb. Sie suchten nicht nach weniger Arbeit, sondern nach einer bäuerlichen Existenz. Und entschieden sich nach vielen Abklärungen für die Eierproduktion. Ein Betriebszweig, der nicht weniger, sondern eher mehr Arbeit erfordert. Eschbachs rechnen mit 4000 Arbeitsstunden jährlich.

 

Betriebsspiegel

Name: Brigitte und Daniel Eschbach-Reding
Produktion: ÖLN
Ackerfläche: 29 ha
Höhenlage: 700 m ü. M.
Arbeitskräfte: Daniel und Brigitte mit Kindern; Mutter Vreni und Bruder Stefan, seit einigen Jahren die gleiche polnische Mitarbeiterin für sechs Monate im Jahr.
Betriebszweige: 8300 Legehennen (2,4 Mio Freilandeier für Migros «Aus der Region»), 40 Aufzuchtrinder, einige Schafe, zwei Familienkühe.

 

Schnell grosser Schaden, sollte eine Krankheit die Tiere befallen

«Weiterhin müssen wir täglich morgens und abends präsent sein und es gilt, die grosse Herde stets im Auge zu haben», erklärt Daniel Eschbach. Würde eine Krankheit die Herde befallen, wäre der Schaden schnell im sechsstelligen Franken-Bereich. Der Hühnerstall ist auf mehreren Seiten offen. Die weissen H&N-Hennen können tagsüber das ganze Jahr ins Freie, wo ihnen drei Hektaren Weide zur Verfügung stehen.

Als Neulinge seien sie damals von der Eierbranche gut aufgenommen worden. Die Zusammenarbeit im eher kleinen ­Umfeld sei angenehm. Selbstverständlich gebe es eine gewisse, aber gesunde Rivalität, schliesslich seien sie selbstständige Geschäftsleute.

Zwei Milchkühe bedeuten ein Hobby

Neben den Hühnern betreut die Familie 40 Aufzuchtrinder vom Zuchtbetrieb Junker, einige Schafe und zwei «richtige» Familienkühe, die reine Simmentaler Kastanie und die Holstein Arabella. Beim Besuch der BauernZeitung geht es zuerst auf die Weide der zwei Kühe. Die vier Kinder stellen sich in der Wiese auf mit ihren Instrumenten und geben ein Privatkonzert. Alle Familienmitglieder spielen mindestens ein Instrument und jodeln. Die aufmerksamsten Zuhörer: Die beiden tierischen Freundinnen. «Man sieht», scherzt Daniel, «die Milchkühe wurden auf unserem Betrieb zum Hobby.»

 

Kindheit auf dem Bauernhof

Eschbachs vier Kinder Ladina (8), Seline (11), Jan (13) und Silvan (14) helfen alle auf dem Hof mit und zwar bei den Hühnern, im Rinderstall und bei der Lammaufzucht. Da werde heute von Nichtbauern gefragt, ob das nicht unter «Kinderarbeit» falle.

Verantwortung übernehmen

«Unsere Kinder arbeiten meistens freiwillig mit, und zwar jedes in dem Bereich, der ihm am besten zusagt», erklärt Daniel Eschbach. Brigitte Eschbach stellt die Gegenfrage, was die Kinder vor dem Einstieg ins Berufsleben in ihrer Freizeit machen sollten? Ob es nicht sinnvoller sei, Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen und sich mit praktischen Arbeiten zu beschäftigen, statt sich nur mit elektronischen Geräten zu unterhalten und sich davon beeinflussen zu lassen?

Sackgeld verdienen

Der Vater fährt fort: «Wir wollen ihnen darlegen, wie sie Verantwortung übernehmen müssen, beispielsweise für die Lämmer, die sie betreuen und die sie selbstständig verkaufen. So verdienen sie sich ihr Sackgeld». Sie müssten auch lernen, dass Nutztiere für unsere Nahrung sorgen. Deshalb würden sie den Kindern vorleben, diese gut zu umsorgen solang sie bei ihnen leben. Dazu gehöre auch die Begleitung in den Schlachthof.