Peter Fenner hat einen mobilen Klauenstand in den Laufhof der Tierhaltergemeinschaft Kägi und Frey gestellt, den ihm eine Landmaschinenfirma zum Ausprobieren zur Verfügung gestellt hat. Besonderheiten des modernen Geräts sind die integrierte Fangbox sowie die hydraulische Hebevorrichtung und Bedienung. «Damit ist es viel einfacher, die Tiere in eine für den Pfleger optimale Position zu bringen», meint er. «Mittels Hydraulik können die Beine einzeln hochgezogen werden, das erleichtert die Arbeit sehr.»

Optimale Gewichtsverteilung

Bevor der Fachmann eine Klaue bearbeitet, nimmt er einen Augenschein, um Form und Zustand zu beurteilen. Dabei beachtet er die Schweizer Technik der funktionellen Klauenpflege. Damit das Gewicht des Tieres optimal verteilt wird, muss beispielsweise eine zu lange Klaue gekürzt werden. Das wichtigste Werkzeug dafür ist die Klauenscheibe, mit der Beat Fenner das überflüssige Horn weg fräst. Damit nichts in die Augen gelangt, trägt er eine Schutzbrille.

Worauf Fenner besonders zu achten hat, sind allfällige Anzeichen von Mortellaro: Die ansteckende Krankheit Dermatitis digitalis, an welcher verschiedene Bakterien beteiligt sind, wurde erstmals in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts beschrieben und breitet sich immer mehr aus. Bis heute sind fast drei Viertel der inländischen Viehherden damit infiziert. Kontrolliert wird der Zwischenklauenspalt und der angrenzende Ballenbereich. An der Grenze vom Horn zur Haut entstehen Entzündungen, die für das Tier sehr schmerzhaft sind und zu Lahmheiten und Leistungseinbussen führen können.

Strategie gegen Mortellaro

Wenn der Klauenpfleger infizierte Stellen entdeckt, behandelt er sie mit einem Pflegemittel, einem Antibiotika-Spray, der vom Tierarzt verordnet wurde, und legt einen Verband an. Es gibt auch andere Gründe für Probleme an den Klauen, beispielsweise stoffwechselbedingte Erkrankungen. «Doch Mortellaro beschäftigt uns am stärksten, weil es eine langfristige Strategie braucht, bei der auch der Tierarzt miteinbezogen wird», stellt Beat Fenner fest.

Die Bearbeitung dauert ein paar Minuten, je nach Zustand der Klauen. Manche Kühe nehmen die Behandlung ruhig hin, andere reklamieren, weil ihnen eine infizierte Stelle offensichtlich wehtut. Generell beobachtet der Klauenpfleger, dass Braunvieh tendenziell eher gelassener reagiert als etwa Holstein-Kühe. Bereits bei jungen Rindern empfiehlt sich laut Fenner eine erste Klauenpflege, dies vor allem bei Tiefstreuhaltung. Da können Fehlstellungen besser korrigiert werden, als erst nach dem Abkalben. Es geht dabei darum, schon früh für eine gute Stellung der Gliedmassen zu sorgen. Die Klaue soll nicht zu lang sein, damit das Gewicht nicht zu sehr auf den Ballen lastet. Früher erfolgte eine Bearbeitung zweimal im Jahr, je eine im Frühling und im Herbst. «Heute wird ein betriebsspezifischer Behandlungsintervall angestrebt. Dabei werden der Abrieb am Boden und der Gesundheitszustand der Klauen beachtet», so Fenner. Zu jedem Tier, das er pflegt, füllt er ein elektronisches Behandlungsprotokoll aus. Dies ist auch für Tierhalterin und Tierarzt von Nutzen und dient dem Projekt Klauengesundheit (siehe Kasten).

Klauenpfleger sind gefragt

Am frühen Abend, nachdem er die Klauen der letzten Kuh fertig bearbeitet hat, räumt Beat Fenner seine Werkzeuge zusammen und macht nach der Reinigung, mit der Hilfe eines Betriebsangestellten, den mobilen Klauenstand transportbereit. In der Saison ist er zweimal wöchentlich als Klauenpfleger unterwegs, leitet zudem zwei Gemeindestellen (ehemals Ackerbaustellen) und bewirtschaftet einen eigenen Grünlandbetrieb. Als Präsident der Schweizer Klauenpflegervereinigung (SKV) arbeitet Fenner ausserdem beim Projekt «Gesunde Klauen – das Fundament für die Zukunft» mit und engagiert sich in der Aus- und Weiterbildung für Landwirte.

 

Projekt zur Klauengesundheit

Das Ressourcenprojekt «Gesunde Klauen – das Fundament für die Zukunft» wurde 2019 gemeinsam von der Schweizer Klauenpflegervereinigung (SKV), der Arbeitsgemeinschaft Schweizer Rinderzüchter (ASR) sowie der Schweizer Vereinigung für Wiederkäuergesundheit lanciert. Die wissenschaftliche Begleitung und Projektleitung erfolgt durch die Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern. Es läuft über sechs Jahre und wird vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und weiteren Sponsoren unterstützt.

Ziel ist es, die Klauengesundheit der Schweizer Rinder langfristig zu verbessern und damit auch Lahmheiten und Abgänge zu reduzieren. Dabei werden anlässlich der Klauenpflege die Klauengesundheitsdaten der Tiere digital erfasst. Da Daten von gesunden wie auch von kranken Tieren einbezogen werden, soll ein umfassendes Bild entstehen, welches beispielsweise auch Rückschlüsse über Zuchtwerte in Bezug auf die Klauengesundheit zulässt.

Darüber hinaus will das Projekt Tierhaltende zum Thema Klauengesundheit sensibilisieren und bietet eine Beratungshotline an.

 

Gerade für die Klauengesundheit ist dies wichtig: «Dabei lernen Tierhalter beispielsweise leichte Lahmheiten zu erkennen, denn früh erkannt und behandelt, heilt eine Krankheit schneller ab. Bei Klauenkrankheiten brauchen wir auch eine gute Zusammenarbeit mit den Tierärzten.» Ziel sei es auch, mehr Klauenpfleger auszubilden, um den Nachwuchsbedarf künftig besser abdecken zu können.