Ein bis zweimal die Woche macht Biolandwirt Martin Blum mit Kindern einen Hofrundgang. Sein Betrieb thront auf einem kleinen Hügel ausserhalb von Samstagern ZH. Man hat Blick auf den Zürichsee. Etwas unterhalb brausen Autos auf der Autobahn Richtung Bündnerland vorbei. Je nach Saison bastelt der Bauer mit den Kindern eine Vogelscheuche, streichelt Hühner und Pferde oder lässt sie in eine frisch geerntete Rande beissen. "Meist braucht es gar nicht viel. Für die Kinder ist sowieso alles neu." Blum bietet Kindergeburtstage auf dem Bauernhof an.

Angebot mit Potenzial

Die Idee für ein solches Angebot kam Martin Blum, weil seine Kunden beim Einkauf im Hofladen danach fragten. "Es ist immer gut, auf Kundenwünsche einzugehen." Etwa zeitgleich absolvierte seine Schwester eine Ausbildung im Tourismusbereich. In einer Studie stellte sie fest, dass der Bereich "Kindergeburtstag auf dem Bauernhof" noch weitgehend brachliegt. Unterdessen ist aus der Idee ein Betriebszweig geworden. "Ich verdiene damit zirka 12'000 Franken im Jahr und mach das, um nicht auswärts arbeiten zu müssen." Mit 60 bis 80 Geburtstagen pro Jahr sei das Maximum aber erreicht. "Das Jahr hat ganz einfach nur 52 Samstage", erzählt der Bauer mit einem Schmunzeln.

 

Anbieter gesucht

Für das Geburtstagsangebot auf dem Bauernhof hat Martin Blum eine eigene Website. Er stellt sie auch anderen Höfen mit Kindergeburtstagen im Angebot für 250 Franken pro Jahr zur Verfügung. Zurzeit präsentieren sich 12 Höfe unter der gemeinsamen Marke "Kids Farm". Die Gruppe trifft sich einmal pro Jahr für einen Erfahrungsaustausch. Laut Martin Blum fehlen noch Höfe im Raum Bern und Zentralschweiz. Interessierte können sich bei ihm melden.

www.kids-farm.ch

 

Die Kinder, die bei Martin Blum Geburtstag feiern, sind fünf- bis neunjährig. "Vorher sind sie zu klein, nachher ist eher ein Kinobesuch oder so etwas in der Art angesagt." Fragt man bei Müttern nach, die mit ihren Kindern bei Martin Blum Geburtstag feierten, zeichnen sich folgende Gründe für einen Bauernhof-Geburtstag ab:

  • Kontakt zu den Tieren.
  • Bewegung und Action an der frischen Luft.
  • Die eigene Wohnung ist zu klein für eine lebhafte Kinderschar.
  • Es ist auch spannend für die Erwachsenen.

 

Kindergeburi beim Bauern

Ein Kindergeburtstag kostet bei Martin Blum für zehn Kinder an einem Mittwoch 250 Franken, inbegriffen sind zwei Stunden Rundgang und Aktivitäten sowie eine halbe Stunde Geschenke auspacken, etwas zu Trinken und ein Kuchen. Im Vorfeld führt der Bauer ein kurzes Kundengespräch und bestätigt die besprochenen Details per Email. An Samstagen kostet das gleiche Paket 280 Franken. Ist die Gruppe grösser als zehn Kinder, kommt ein Aufschlag von zehn Franken dazu.

Interessant seien Zusatzangebote, die separat verrechnet werden können. Das sind beispielsweise "Bhaltis" vom Hof, Pferde reiten, ein Extra-Kuchen und Kaffee oder Wein mit Fleisch-Käse-Plättchen für die Erwachsenen. Manchmal gewinne man auch neue Kunden für den Hofladen. 

 

Süssigkeiten passen nicht

"Ein Kindergeburtstag ohne Bhaltis gibt es heutzutage nicht mehr", weiss Martin Blum. Meist seien das Tüten mit Süssigkeiten, die beim Heimgehen an alle Kinder verteilt würden. "So etwas passt jedoch nicht auf einen Bauernhof. Ausserdem liegen am Schluss überall Papierli herum." Blum hat eine für seinen Hof passende Lösung gefunden. Bei ihm können die Eltern der Geburtstagskinder pro Gast eine Eierschachtel mit Platz für sechs Eier kaufen. "Das handbetriebene Eierband und die Eierwaage sind der Hit." Mit Eifer würden die Kinder jeweils ihre Schachteln füllen.

Fürs Kuchenessen und die Bescherung auspacken hat der Bauer den ehemaligen Mostereiraum umgestaltet. Ein grosser Tisch lädt zum Beisammensein ein. Das Leiterwägeli, das als Zwischenablage für die mitgebrachten Geschenke dient, sei regelmässig überladen. Für die Erwachsenen steht eine Kaffeemaschine bereit.

Es fallen eine Apotheke und eine Tafel mit Notfallnummern auf. "Das haben wir alles schon mal gebraucht." Der Hof müsse unbedingt unfallsicher gemacht werden, rät Martin Blum. Er hält sich an die Empfehlungen der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft. Wenn etwas passiere, sei man froh, wenn man nicht zuerst nach der Telefonnummer des Arztes "googeln" müsse.