Der Wonnemonat Mai 2023 hat es in sich, denn «Freude herrscht» auf allen Ebenen. In Grossbritannien wurde nach sage und schreibe 70 Jahren die Königskrone auf einen «frischen» Kopf gesetzt.
Ich erlaube mir, dies in dieser Zeitung zu erwähnen, da das frische gekrönte Oberhaupt immer wieder für sein Engagement im Bereich Umweltschutz, des nachhaltigen Umgangs mit der Natur, aber auch als Biobauer gelobt wird.
Bio in Gloucestershire
Tatsächlich hat er den Bauernhof seines Landsitzes Highgrove in der Grafschaft Gloucestershire im Südwesten Englands bereits in den 1980er-Jahren auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Seine Landsleute haben ihn damals, als er mit überschäumender Begeisterung vom «Bio-Puure noch Nidsi- und Obsigend» berichtete, als abgehobenen Öko-Spinner, der im Schneidersitz auf dem Thron hocke und Müesli esse, betitelt.
Doch die Kritik prallte an ihm ab, und was damals mit 60 Hektaren Land und einem gewissen David Wilson als Gutsleiter begann, hat sich inzwischen zur vermutlich bekanntesten biologischen Farm der Welt namens «Duchy Home Farm» gemausert, und zwar mit eigener äusserst erfolgreicher Produktverarbeitung und Vermarktung.
Beeindruckt hat mich «unser frischer» König auch, als er seine Landsleute während der Pandemie aufforderte, den Bauern in der Corona-Krise bei der Ernte zu helfen. Da die ausländischen Erntehelfer fehlten, drohte das Gemüse und das Obst auf den Feldern zu verfaulen.
Auch wenn er vermutlich «vom Puure mit em Mond» (in der Prinzenrolle) nicht wirklich todmüde ins Bett gefallen ist, hat er mit seiner Begeisterung für den biologischen Landbau und der Vermarktung seiner Hofprodukte viel zur Wertschätzung der regionalen Landwirtschaft, nicht nur in Grossbritannien, sondern weltweit, beigetragen. Hoch lebe der König.
Krönung im Klettgau
Ebenfalls am Krönungstag vom vergangenen Samstag wurde auch bei uns im Klettgau die Krone aufgesetzt, und zwar mit einem öffentlichen Festakt auf dem Flugplatz Schmerlat. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat den Klettgau (s’Chläggi, wie wir die Region liebevoll nennen) als Agrarlandschaft im Zeichen der Biodiversität als «Landschaft des Jahres 2023» ausgezeichnet. Der Tag dieser Krönung, nämlich der Krönung unserer Klettgauer Bäuerinnen und Bauern, hat mich ausserordentlich gefreut.
Fritz Uehlinger, Landwirt aus Neunkirch und Pionier in Sachen Vernetzung im Chläggi, hat es beim Festakt auf den Punkt gebracht, als er sagte: «Die Organisationen studieren gescheite Sachen aus, aber machen müssen es die Bauern.»
Ja, unsere «Chläggi-Puure» haben in den vergangenen 30 Jahren wirklich viel für diese Prachtlandschaft gemacht und diese Auszeichnung ist ein längst verdienter Akt der Wertschätzung ihrer Arbeit.
Es ist ja wie mit allem auf dieser Welt, dass der Prophet im eigenen Land nichts wert ist. Erst wenn Aussenstehende auf den Wert, in diesem Falle auf den einmaligen Lebensraum, hinweisen, geht einem das Licht an.
Die Schaffhauser Bäuerinnen und Bauern sind übrigens nicht nur im Chläggi, sondern im ganzen Kanton Schaffhausen engagiert unterwegs. Sie stellen nämlich rund einen Fünftel ihrer Flächen (19,1 Prozent) als Wohnraum für alles, was kreucht und fleugt, zur Verfügung.
Also fast dreimal mehr, als vom Gesetzgeber gefordert. Der Rest der Gesellschaft tut diesbezüglich nichts beziehungsweise schafft Wohnraum für alles, was läuft und rollt. In diesem Sinne: «Gut, gibts die Schaffhauser Bauern».