Im Rahmen der Ausbildung zur Bäuerin / zum Bäuerlichen Haushaltsleiter am LZ Liebegg in Gränichen AG sind die Planung und Kommunikation sowie die Zielsetzung ein wichtiges Thema. Nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Familie und im eigenen Alltag sind wir stets damit konfrontiert. Wann muss ich losfahren, wie lange dauert eine Arbeit, wer ist wann zu Hause oder was möchte ich eigentlich erreichen?

Den Tagesablauf definieren

Je klarer dies definiert wird, umso geringer ist das Konfliktpotenzial und umso höher die Wahrscheinlichkeit, die eigenen und die Ziele der Familie und des Betriebes zu erreichen. Dafür gibt es verschiedene Optionen.

Zwischen zwei Bissen Brot beim Frühstück kurz erwähnen, was der Tag für Aufgaben mit sich bringt, und schon geht jeder seinem eigenen Tun nach. So oder ähnlich sieht es in vielen Betriebsleiterfamilien aus, unabhängig davon, ob es eine Rollenverteilung gibt oder nicht.

Der Tag lasse sich mit einer gezielten, schriftlichen Planung mit wenig Aufwand wesentlich detaillierter und für alle transparenter planen, erklärte Lisa Vogt im Unterricht. In den Schulunterlagen ist der folgende Absatz zu finden: «Mit 10 Minuten schriftlicher Planung am Vorabend kann bis zu einer Stunde Zeit für das Wesentliche gewonnen werden.» Dies ist eine These, die der deutsche Autor Lothar Seiwert – Experte für Zeitmanagement – aufgestellt hat.

Ob die Planung nun am Vorabend oder am selbigen Tag stattfindet, ist dabei wohl eher zweitrangig. Wichtig ist der gemeinsame aktive Austausch. Die Aufgaben können bewusst verteilt, wo möglich die Dauer und die Priorität definiert und entsprechend notiert werden.

Das Hilfsmittel muss passen

Dazu kann ein grosszügiger Flipchart, eine Liste oder eine App dienen, je nachdem, was individuell passt. Relevant ist, dass alle Familienmitglieder, und wo nötig auch die Angestellten, Zugriff auf die Planung haben. Mit der schriftlichen Planung entsteht eine gewisse Verbindlichkeit, auf die sich die anderen Familienmitglieder verlassen können, und es entsteht ein guter Überblick. Dabei können auch gleich Ziele definiert werden, wie beispielsweise, dass die Hausaufgaben eigenverantwortlich, allenfalls mit Zeitfenstern, bis am Samstagabend erledigt sein sollen, damit dem Ski-Sonntag nichts mehr im Wege steht.

Mehr Zufriedenheit erreichen

Die 10 Minuten Zeit, die man gemeinsam bewusst verbringt, verteilen den Mental Load (psychische Belastung) auf alle, stärken die Sozialkompetenz und geben einen Überblick über Termine, Zuständigkeiten und Kapazitäten. Sieht man anhand der erfolgten Planung beispielsweise, dass die Aussaat etwas länger dauern wird, kann das Mittagessen entsprechend so geplant werden, dass es etwas später bereitsteht oder einfach aufzuwärmen ist. Es entstehen im optimalen Fall weniger Wartezeiten und bei allen Parteien entsprechend weniger Frust. Der Alltag darf Hand in Hand laufen.

Ziele überprüfen

Ein zusätzlicher Vorteil der schriftlichen Planungsmethode ist, dass die Bedürfnisse und die Ziele aller Familienmitglieder und des Betriebes besser kontrolliert und nachvollzogen werden können. Aufgaben können künftig noch besser eingeschätzt werden, wenn diese nicht mit dem Zeitbudget übereingestimmt haben. Ein Win-win für den Familienbetrieb, die Familienmitglieder und die zusätzlich involvierten Personen.

«Ich plane zurzeit täglich nach Bedarf»

Um einen Einblick in den Alltag mit mehreren Familienmitgliedern, dem Betrieb und externen Mitarbeitenden zu erhalten, bietet Angelina Herger-Straumann ein Beispiel. Sie ist Landwirtin und Mutter von 3 Kindern im Alter von 2, 6 und 9 Jahren.

Wie viele Personen sind bei Ihnen in die Alltagsplanung involviert, wer hat welche Aufgabe bei der Planung?
Angelina Herger-Straumann: Im Winter plane ich für sechs Personen. Das heisst, ich plane für meine drei Kinder und für mich selbst. Mein Mann ist eher nicht planbar, weil er flexible Arbeitstage hat. Zusätzlich plane ich noch die Termine meines Schwiegervaters, falls ich ihn fahren muss.
Im Sommer werden es dann aber mehr Leute sein, wenn wir auf der Alp Gäste bewirten und zusätzlich die Caritas-Einsätze, welche Woche um Woche geplant werden, da wir nie wissen, wer zu uns kommt und in welchem Bereich die Helfer(innen) einsetzbar sind. Manchmal sitzen mein Mann und ich auch zusammen zum Planen.

Welche Hilfsmittel nutzen Sie und wie häufig erfolgt die Planung?
Wir benutzen die App «FamilyWall», die sowohl ich als auch mein Mann auf dem Handy haben. So sehen wir beide sämtliche Termine. Mein Mann hat auch vom Geschäft einen solchen Plan, diesen teilt er mir jeweils mit.
Ich plane zurzeit täglich nach Bedarf. Ich habe zwei schulpflichtige Kinder, die etwas mehr Aufmerksamkeit benötigen, sowie die Jüngste. Alle drei haben viele Termine. Der ganze Hof und Haushalt, die Kinder und der Schwiegervater, «liegen» alle an mir, mit der App kriege ich das aber gut hin.

Wo sehen Sie in der Planung noch Optimierungsbedarf, was wünschen Sie sich für die Zukunft diesbezüglich?
Optimal wäre es, wenn alle Parteien sich selbst darum kümmern würden, ihre Termine einzuschreiben. Aber das ist eher schwierig. Ich schaue jeweils, dass ich möglichst alle Termine auf einen Tag plane, da wir nur mit der Seilbahn erreichbar wohnen. Ansonsten lässt sich nicht so viel optimieren, ich plane täglich neu, damit ich nicht in Stress gerate.