«Heute reicht es nicht mehr, ein erfolgreiches Rind an einer Schau zu zeigen», sagt der 25-jährige Tom Salzgeber. Erfolg in der Zucht bedeutet für ihn und seine Brüder auch, dass hinter den Schaurindern eine abgesicherte Kuhlinie steht.

Die meisten Rinder, die aus exterieurstarken und langlebigen Kuhfamilien stammen, können sich zu praxistauglichen Kühen entwickeln. Das ist für Tom Salzgeber von grosser Bedeutung. Er ist der älteste von drei Brüdern – in Züchterkreisen sind sie als «Three S» bekannt.

Auf dem heimischen Nebenerwerbsbetrieb teilen sie sich die Arbeit und werden von ihrer Mutter unterstützt. Neben der Arbeit auf dem Hof schlägt ihr Herz für Rinderschauen und die Zucht. Eine Leidenschaft, die sie von ihrem Vater geerbt haben.

Der erste Sieg

Der stellte nämlich 2008 auf Mutterkühe um und kaufte zwei Jahre später Brown-Swiss-Rinder für seine «Jungs».

Als er verstarb, war Tom Salzgeber gerade 13-jährig. Zusammen mit der Mutter hielten die drei Brüder weiterhin Aufzuchtrinder. Mit diesen nahmen sie kurze Zeit später, 2012, am GP Sargans teil, wo sie mit Jet Finale den ersten Pokal gewannen. Seither dominieren die Schauen das Leben der Prättigauer. Zu dritt investieren sie und kaufen sich gezielt Rinder. Dazu können sie sich auf das Netzwerk verlassen, welches bereits ihr Vater gelegt hat.

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Ein eingespieltes Team

«Unser Vater sagte immer: ‹Zuerst müsst ihr lernen, zu verlieren, bevor ihr gewinnen könnt›. Da ist was Wahres dran», sagt Tom Salzgeber und blickt dabei auf die vielen Auszeichnungen.

Seit ihrem ersten Sieg beteiligten sich die Gebrüder «Three S» jährlich an über zehn Ausstellungen. Swiss Expo, Pizol Open, GP Sargans und Swiss Jersey Night stehen fix in ihren Terminkalendern. Sie erzielten grössere und kleinere Erfolge, der Durchbruch liess auf sich warten. Doch sie profitierten und lernten von ihren Vorbildern. Zusammen durchdachten die Brüder ihre Strategien immer wieder neu. «Jeder von uns hat andere Stärken. Am besten läuft eine Schau, wenn wir alle drei vor Ort sind. Dann sind wir ruhig und gelassen. Das überträgt sich auf die Tiere», ist der hauptberufliche Aussendienstmitarbeiter überzeugt.

Die Brüder sind ein eingespieltes Team. Während Noe für das Stylen zuständig ist, haben sich Sam und Tom auf das Vorführen im Ring spezialisiert. Wenn es zu Hause um die Schauvorbereitungen und das Üben geht, packen alle drei mit an. Von sehr grosser Bedeutung sind auch ihre Freunde und Jungzüchterkollegen. «Zu Hause und an den Schauen werden wir von unserem Team unterstützt. Ohne Hilfe wäre es uns nicht möglich, in diesem Ausmass an Schauen teilzunehmen.» Der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Schauen ist enorm.

Das Hobby darf kosten

Das sei ihr Hobby und ein Hobby dürfe auch etwas kosten, erklärt Tom Salzgeber und zieht dazu einen Vergleich. «Eine Woche Swiss Expo ist für uns das Highlight des Jahres. Wir fiebern dem entgegen und freuen uns riesig. Andere gehen eine Woche ins Ausland und machen Luxusferien.» Besonders das Miteinander in der Züchtergemeinschaft und die entstandenen Freundschaften seien unbezahlbar.

Anders gewichtet der junge Landwirt den Betrieb. Dort sei es ihm wichtig, dass die Finanzen aufgehen. Die externe Aufzucht ist ein wichtiges Standbein. Im eigenen Stall stehen nur Aufzuchtrinder, ein paar wenige Kühe sind auf befreundete Betriebe verstellt. Während der Sommermonate werden alle Tiere gealpt. «Ich will Tiere, die funktionieren und eine gute Kondition haben. Das ist ein grosser Effekt der Sömmerung», sagt Tom Salzgeber.

Von erfolgversprechenden Tieren, die stark im Exterieur sind und eine abgesicherte Kuhfamilie aufweisen, frieren die Brüder Embryonen ein, die sie weiter an Züchterkollegen anbieten. Die Technik ist laut Salzgeber mit viel Risiko verbunden, weil ein erfolgreicher Embryogewinn von vielen Faktoren, wie zum Beispiel dem Alter und der individuellen Fertilität der Kuh, abhänge.

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Erneuter Durchbruch

Salzgebers haben gelernt, dass Rückschläge dazugehören und Erfolge in der Züchtergemeinschaft auch von einer positiven Einstellung abhängig sind: «An einer Schau braucht es alle, nicht nur die Besten. Gewinnen andere, freuen wir uns mit ihnen. Wenn die Freude und Leidenschaft bei den Tieren und der Zucht sind, kommt irgendwann auch der Erfolg», sei ihr Motto. Und dieser schlug erst kürzlich wieder bei den Salzgeber-Brüdern zu.

2022 entdeckten sie an der Bruna das 16 Monate alte Rind Vera. Es folgte der Handel, schliesslich wechselte Vera in den Stall von Salzgebers. Laut Tom Salzgeber war es ein grosses, teures Risiko. «Würde sie gesund bleiben? Würde sie trächtig werden?», solche und weitere Fragen hätten sich die Brüder gestellt.

Dass der Kaufentscheid richtig war, zeigte sich an der grössten Rindershow GP Sargans im selben Jahr. Vera brachte den Championtitel erneut nach Pany. Vor wenigen Wochen war es dann auch ihre Tochter Vegas, die Salzgebers mittlerweile ins Entlebuch verkauft haben, die den Championtitel holte. Vegas ist das erste Kalb aus einem Embryotransfer, welches bei Salzgebers auf die Welt kam. Natürlich ist die Freude der Gebrüder «Three S» enorm: «Es ist die Gemeinschaft, die uns motiviert, und dass wir Junge für die Zucht begeistern können.»

Betrieb Gebrüder Salzgeber

Familie Salzgeber

Ort: Pany GR
LN: 25 ha Wiesen und Weiden, davon über 50 % extensiv, von 1200 bis 2200 m ü. M. in den Bergzonen III und IV
Viehbestand: 40 Aufzuchtplätze, die Hälfte davon externe Aufzucht