Es riecht herrlich nach Bölletünne in der grossen Küche. Fünf Frauen schnetzeln, schneiden und backen um die Wette. Zwei Hochzeitsgesellschaften und eine Gästeschar sollen rechtzeitig den Apéro der Landfrauen Schaffhausen bekommen. Die Bölletünne ist eines der beliebtesten Produkte dieses Vereins, welcher dieses Jahr zehn Jahre alt wird.
Quark aus dem Klettgau statt Crème fraîche
Auf einem Holztisch steht noch das Geschirr einer Einweihungsfeier vom Vortag. Insgesamt werden während dieser zweier Tage in der Gastroküche des Biohofs Tappolet im schaffhausischen Wilchingen Apérohäppchen für knapp 400 Gäste zubereitet. Es verlangt eine Menge Organisation, damit jeder Kunde genau das bekommt, was er bestellt hat. Maja Tappolet ist Organisatorin und Mitgründerin des Vereins. «Meine Erfahrung als Hauswirtschaftslehrerin hilft mir beim Vordenken, der Organisation und dem Einteilen», sagt sie.
Die Zutaten sollen möglichst alle aus der Region kommen und saisonal sein. Die meisten Produkte stammen aus einem Umkreis von wenigen Kilometern, ein grosser Teil davon ist aus biologischem Anbau. «Es macht Sinn, die Nächsten zu unterstützen», meint Maja Tappolet. So ist schnell Hilfe da, wenn noch etwas fehlt. Im Gegenzug verwenden sie für die Bölletünne auch mal überdimensionierte Zwiebeln, die nicht in den Verkauf kommen. Nur regionale Produkte zu verwenden, bedeutet oft, Rezepte anzupassen. Statt Crème fraîche kommt etwa Quark vom Randenhof in Siblingen in die Dip-Sauce. Rezepte werden laufend neu ausgetüftelt und ausprobiert.
Beim Gemüse gibt es fast nichts zu rüsten
An einer Generalversammlung des Vereins gab es einen Aufruf: «Wir haben viele Kartoffeln in unserem Kanton, was können wir daraus machen?» Ein Versuch mit einem rezenten Kartoffelkuchen mit Rosmarin und Käse überzeugte den Gaumen. Er bildet heute die Basis für die Häppchen mit Rüeblischlangen oder Trockenfleisch. Die saisonale Auswahl kann herausfordernd sein. Im Winter hat es manchmal nur frische Rüebli und Chicorée für Dip-Gemüse. Jetzt im Sommer schneidet Maja Tappolet für die Gläser mit Kräuterdip Rüebli, Gurken und Kohlrabi in Stängel. «Bei so frischem Gemüse vom Hof gibt es fast nichts zu rüsten», freut sie sich. Das Gemüse kommt vorwiegend von den Biobetrieben Litihof in Hallau oder Weber in Neunkirch. [IMG 2]
Kommt eine Anfrage für einen Apéro, schaut Tappolet zuerst, ob sie an diesem Datum genug Frauen zum Mitarbeiten findet. «Wir haben ein Team von 14 Mitarbeiterinnen», erklärt sie. «Die Zusammensetzung ist für jeden Einsatz wieder anders.»
Trotzdem bilden sie heute ein gut eingespieltes Team. Vreni Gysel schlängelt kunstvoll Rüeblistreifen auf Spiessli. Sie schätzt die Gemeinschaft mit den anderen Frauen. «Man kann ‹chöögele›», sagt die gebürtige Toggenburgerin lachend, was so viel heisst wie miteinander schwatzen. Tamara Külling ist schon zehn Jahre dabei. «Es gibt mir finanziell einen Zustupf», erzählt sie. «Ich kann etwas anderes machen, als in die Reben und aufs Kartoffelfeld zu gehen. Die Einsätze sind nicht so fix, ich kann auch mal ‹nein› sagen.» Ruth Stoll kocht gerne und freut sich, immer wieder Neues zu lernen. Sie schätzt es, dass Maja Tappolet die Arbeit möglichst so einteilt, dass die Frauen dann arbeiten können, wenn die Kinder in der Schule sind und die Männer auf dem Feld. Agnes Külling gefällt es, dass sie beim Liefern Menschen kennen lernt und an Orte kommt, die sie sonst nie sehen würde.
Die ersten Anfragen kamen schon bald
Die Idee zur Apérogruppe entstand vor zehn Jahren im Rahmen des Projekts zur regionalen Entwicklung von Wilchingen, Osterfingen und Trasadingen (Prewo). Damals fand Käthi Stoll, es könne doch nicht sein, dass die Apéros für Anlässe in der Bergtrotte Osterfingen von ausserhalb der Region geliefert werden. So kam es, dass eine Gruppe von Frauen ähnliche Vereine in anderen Kantonen befragte und ein Konzept erarbeitete.
Der Verein war noch nicht offiziell gegründet, da kamen schon die ersten Anfragen. Zuerst arbeiteten die Mitglieder in der damals kleinen Backstube auf dem Betrieb der Familie Tappolet. «Wir entwickelten uns von einem ‹handglismete› Start zu einer professionellen Aufstellung», erzählt Maja Tappolet. Heute hat der Verein ein eigenes Lager mit einem grossen Geschirr-Inventar. Für das Vorbereiten der Apéros mieten sie die Gastroküche der Tappolets, die inzwischen erstellt wurde.
Heisst regional und saisonal auch gleich teurer? «Ich behaupte nicht», sagt Tappolet. Durch die schlanke Organisation kann der Verein durchaus mit anderen Anbietern mithalten. Die Kunden schätzen das Konzept. Das positive Image der Landfrauen gibt sicher das Seine dazu.