AboRassenporträtLowline Cattle sind Mutterkühe im Miniformat mit grosser NachfrageMittwoch, 9. Februar 2022 Am Anfang stand das Alpaka im Internet. Darauf stiess der damals 14-jährige Andi Rüedi. Er sei auf einem Bauernhof aufgewachsen und habe sich ein eigenes Tier aussuchen sollen, so die Schilderung in einer Mitteilung des Alpakahofs Bern in Ortschwaben BE. Das Ziel des Ganzen: Andi Rüedi sollte weniger Zeit vor dem Fernseher verbringen.

Zucht und Verarbeitung

2004 – also vor ziemlich genau 20 Jahren – zogen sodann die ersten drei Alpakas auf den Hof der Familie Rüedi. In der Folge entwickelten sich die trittsicheren Andenbewohner zum wichtigsten Betriebszweig, wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist. Heute widmen sich Andi und Sarah Rüedi mit ihren drei Kindern der Alpakazucht, ausserdem werden sowohl die Wolle als auch das Keratin daraus zu verschiedenen Produkten verarbeitet.

100 Tiere, je bis zu 5 kg Wolle

AboNeuweltkamelidenDer «Jööh, wie herzig»-Faktor lockte an der Alpaka-Show viel Publikum anDonnerstag, 16. März 2023 Auf dem Alpakahof Bern leben rund 100 Alpakas für die Wollproduktion, geschoren wird im April. Bei diesen Tieren seien 18 verschiedene Farben und unzählige Schattierungen dazu bekannt, was sie zum Säugetier mit der grössten Farbvielfalt mache. Von jedem Alpaka gibt es je nach Alter und Qualität zwischen zwei und fünf Kilo Wolle, aus der Mützen, Schals und Stirnbänder entstehen. Rüedis verkaufen diese Stücke jeweils unter Angabe des Namens jenes Tieres, um dessen Wolle es sich handelt. Duvets, Socken und Frottierwäsche gehören ebenfalls zum Sortiment, das Handseife, Handcreme und Deodorant aus dem Woll-Keratin vervollständigt.

Zuzüger aus den USA

Spezielle Ware lässt sich aus der Wolle junger Alpakas herstellen. Für diese Produkte in «Babyqualität» seien die Deckhengste des Alpakahofs letztes Jahr fleissig im Einsatz gewesen: 25 Jungtiere erwarten Rüedis 2024. Die Zucht dient allerdings nicht nur der Produktion, denn die Tiere des Alpakahofs haben gemäss Mitteilung bereits zahlreiche Erfolge an Ausstellungen erringen können, was im In- und Ausland für Aufmerksamkeit gesorgt habe. «Zur genetischen Auffrischung sind sechs Zuchttiere aus den USA auf dem Weg in die Schweiz», heisst es weiter. Sie sollen in der diesjährigen Decksaison im Mai bereits zum Einsatz kommen.

Auf Spaziergängen und bei Senioren

Ein weiteres Standbein des Alpakahofs sind Erlebnisse mit den charaktervollen Tieren. So bietet Familie Rüedi Spaziergänge an, für die sich die Besucher selbst ein Alpaka aussuchen können. Als Reaktion auf die grosse Nachfrage wurde 2021 sogar eine Zweigstelle in Opfikon ZH in Betrieb genommen. Dort können – wie in Ortschwaben – auch die diversen Alpakaprodukte direkt ab Hof gekauft werden. Für die ältere Generation führen Rüedis Besuche in Seniorenzentren und Pflegeheimen durch, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen sollen. Dasselbe gelte für wollige Visiten bei privaten Veranstaltungen.

Alpaka zum Anschauen und Wohlfühlen

Das neuste und ebenfalls bereits erfolgreiche Projekt des Alpakahofs ist das Alpaka-Ferienhaus Oenzle in Wynigen BE. Es vereine die verschiedenen Hofprodukte unter einem Dach, so die Beschreibung: Die Besucher schlafen unter einem Alpaka-Woll-Duvet, die Frottierwäsche im Badezimmer ist daraus gewoben, die Seife besteht aus Woll-Keratin und mit Rüedis Filzpantoffeln an den Füssen lässt sich der Blick auf die Alpaka-Weide geniessen. Die Vermietung des Ferienhauses sei gut angelaufen, zieht die Familie eine Bilanz zum ersten Jahr.

Bald eigene Verarbeitung

Für das Jubiläumsjahr 2024 sind weitere Veränderungen geplant. So wollen Rüedis künftig mit einem kleinen Maschinenpark aus Italien die Verarbeitung der Wolle selbst auf dem Betrieb übernehmen. Direkt auf dem Alpakahof wird also dereinst gewaschen, gekardet und versponnen. «Und so darf man mit gutem Gewissen sagen: Nach 20 Jahren spinnen sie komplett», so das Fazit der umtriebigen Berner.

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