Am Freitag haben sich rund 150 Mitglieder der IG Anbindestall in Thun zur Hauptversammlung getroffen. Die traktandarischen Geschäfte gingen reibunslos über die Bühne. Einige Sorgen bereitet der IG einzig die Zahlungsmoral der rund 2500 Mitglieder, wie Präsident Konrad Klötzli sagt: «Wenn alle pünktlich zahlen würden, hätten wir keine Probleme», so Klötzli mit Blick auf die Jahresrechnung.

Wieder Forschung zum Anbindestall

Klötzli sieht nach wie vor viel Potenzial für die Organisation. «Unser Ziel wäre, dass alle Bauern mit Anbindestall bei uns Mitglied werden», sagt der Berner Oberländer Landwirt. Laut seinen Angaben sind dies rund 50% der Milchviehhalter, also mindestens 10'000.

Klötzli stimmt optimistisch, dass sich auch die landwirtschaftliche Forschung wieder vermehrt dem Anbindestall annimmt, er erwähnt Arbeiten zur Frage, welches das beste Anbindestall-System ist oder zur Frage, wie gross das Problem von Lahmheit in Anbindeställen ist.

Zuletzt gab es einige Innovationen im Bereich Anbindestall. So hat man unter anderem im Bereich der Liegeflächen Elemente des Laufstalls wie die Kalk-Stroh-Matratze übernommen. Bei der Anbindevorrichtung wurde entschlackt, in neuen Anbindeställen gibt es beispielsweise nur noch eine Kette über den Köpfen, an denen die Kuh viel Bewegungsfreiheit geniesst.

Kuhtrainer nach wie vor unbestritten

Nach wie vor unbestritten ist für Klötzli der Kuhtrainer oder das Kuhreinhaltegerät, wie man ihn heute auch nennt. Es gebe zwar Alternativsysteme, diese seien aber nicht gleichwertig. In der politischen Auseinandersetzung wolle man sich dafür einsetzen, dass der Kuhtrainer künftig auch bei Neubauten wieder zugelassen werde, so Klötzli.

In der Vernehmlassung zur Agrarpolitik 2022+ will sich die IG aktiv einbringen. Das Ziel ist, dass Eigentümer von Anbindeställen in den Genuss der neu vorgesehenen Tiergesundheitsbeiträge kommen sollen (s. Kasten). Ursprünglich wollte die IG dafür kämpfen, dass der Anbindestallt ins BTS-Programm (für besonders tierfreundliche Stallhaltung) aufgenommen wird.

Der Schweizer Bauernverband habe aber von dieser Strategie abgeraten, sagt Klötzli. Der Dachverband habe befürchtet, dass damit BTS verwässert würde, da für den Konsumenten heute klar ist, dass BTS=Laufstall.

Rückenwind durch die Motion Von Siebenthal

Rückenwind für ihre Anliegen erhofft sich Klötzli von der Motion von Erich von Siebenthal «Keine Benachteiligung der Anbindeställe», die von beiden Räten angenommen worden ist. Von Siebenthal trat in Thun als Referent auf und rief dort unter anderem in Erinnerung, dass gerade im Berggebiet mit Mehrstufen-Betrieben ein Umbau auf Laufställe finanziell nicht zu bewältigen sei. Zudem seien die Umweltbelastungen im Anbindestall geringer als im Laufstall.

akr