Ich bin sauer! Wieder einmal. Und zwar so richtig. Im direkten Vergleich zu mir in der momentanen Verfassung ist das Reinbeissen in eine Zitrone das reinste Zuckerschlecken. Es ist Samstagmorgen, die Luft noch angenehm kühl. Gerade richtig, um alle Fenster aufzureissen und das Haus gut durchzulüften, bevor die Hitze in alle Ritzen kriecht. Jetzt aber kriecht etwas anderes um die Hausecke herum. Etwas, das sich unangenehm meine Nasenlöcher hinauf schiebt. Scheisse. Im wahrsten Sinne. Echt jetzt?! Bschütten am Samstagmorgen? Ich fass es nicht. Muss denn unbedingt am Samstagmorgen Gülle geführt werden? Zumal kein Wetterdruck das samstägliche Bschütten rechtfertigt. Habt ihr da echt nichts anderes zu tun? Liebe Landwirtinnen und Landwirte, hört mit solchem Scheiss auf. Der Bauernstand hat nicht gerade das beste Image bei der übrigen Bevölkerung. Der während des Lockdowns erhaltene Zuspruch für unsere Branche scheint bereits wieder vergessen zu sein. Gut, den Einkaufstouristen blieb eine Zeit lang ja auch nichts anderes übrig, als wegen der geschlossenen Grenzen hierzulande einzukaufen. Und Zeit, in der Gegend rumzufahren und einen Hofladen zu suchen, um nicht in den Grossverteiler zu müssen, hatten viele auch mehr als genug.

Das Image nimmt Schaden

Aber zurück zum Image. Mit genau solchen Aktionen am Wochenende wird der Graben zwischen Landwirtschaft und Bevölkerung nicht kleiner gemacht. Für mich gehört es zum Anstand und Respekt anderen gegenüber dazu, dass ab Freitagnachmittag keine Gülle und kein Mist mehr geführt werden. Genauso wie es dazu gehört, Auto-, Velo- und Töfffahrern zum Gruss und Dank die Hand zu erheben, wenn sie warten mussten, bis die Kühe die Strasse überquert haben, wenn sie von der Weide kommen. Wenn ein Gang in die Landmaschinenwerkstatt oder die Landi ansteht, haben die Stallstiefel und die mit Kuhmist verdreckten Hosen nichts dabei verloren. Dies lernen unsere Auszubildenden relativ rasch, wenn sie neu bei uns anfangen. Tragt zu unserem Image Sorge, ist eine wichtige Lektion.

Bitte nur ausnahmsweise am Samstag

Es gibt wohl keine Regeln ohne Ausnahmen. So kann es durchaus auch mal vorkommen, dass es aus irgendwelchen Gründen nicht anders geht, als samstags zu bschütten. Aber dies soll bitteschön die Ausnahme bleiben. Aber diese Aktion hier eines Berufskollegen, die mir gerade die frisch gewaschene Bettwäsche auf der Wäscheleine versaut, ist keine Ausnahme. Die Wäsche wandert nochmals in die Maschine. Denn Eau de Güllegrube will ich nicht riechen, wenn ich mich abends in die frisch gewaschene Bettwäsche kuschle.

Das ist ein Problem, wenn einer Vollzeit auswärts arbeitet. Da bleibt die Arbeit auf dem Hof dann bis zum Wochenende liegen. Ich habe absolut kein Problem mit zusätzlicher auswärtiger Arbeit. Das ist leider heutzutage fast unumgänglich. Ohne dies überleben nicht viele Betriebe. Ist ja auch nicht anders möglich, wenn man bedenkt, dass Herr und Frau Schweizer nur noch etwa sechs Prozent ihrer Ausgaben für Lebensmittel einsetzen und mehr für Cola als für Milch bezahlt wird.

Aber zu 100 Prozent auswärts arbeiten und dann eben samstags güllen und am Samstagabend um 18 Uhr beginnen, die Ränder der Pferdeweide mit dem Fadenmäher zu traktieren – damit habe sicher nicht nur ich ein Problem, sondern auch die Nachbarschaft, welche beim Grillieren gemütlich mit der Familie zusammensitzt oder den Stewi voller Wäsche hängen hat.