Beim Besuch in der ostdeutschen Oberlausitz (Bundesland Sachsen) fielen der Schreibenden Sonnenblumenstreifen entlang von Maisfeldern auf.

Boden regenieren

Warum diese Blühstreifen angelegt werden, weiss die Ratgeber-Redaktion «Helpster» zu beantworten: Diese Massnahme könne helfen auf natürliche Weise den Boden wieder zu regenerieren. Die Breite der Randbepflanzungen sei in der Regel mit 12×6 Metern angelegt und im Rahmen dieser Massnahme würden über Sonnenblumen hinaus auch anderweitige Gewächse kultiviert, beispielsweise Senf und andere Blühpflanzen. Vor allem Phacelia, die auch als «Bienenfreund» bezeichnet wird, ist auch häufig zu finden. Der Hintergrund besteht also auch darin, dass durch unterschiedliche Bepflanzungen ein reichhaltiges Nektarangebot für Bienen und andere Insekten vorliegt.

Push-und-Pull-Verfahren

Aus Afrika kennt man das Push-und-Pull-Verfahren, eine nachhaltige und umweltfreundliche Methode der Schädlingsbekämpfung. Dort kommt sie im Mais lokal zum Einsatz, um Stängelbohrer zu bekämpfen. Die Methode beinhaltet zwei Komponenten: Eine Push- und eine Pull-Komponente. Das englische «Push» steht dabei für Wegstossen, «Pull» für Anlocken.

Wegstossen und Anlocken

Push-Komponente: Im Maisfeld wird eine Pflanze angesät (Desmodium), die Duftstoffe abgibt, welche abschreckend für die weiblichen Schadschmetterlinge sind.

Pull-Komponente: Um das Maisfeld herum wird ein Gras (Napiergras) gepflanzt, welches die Schadschmetterlinge anlockt. Die Schmetterlingsweibchen legen also ihre Eier bevorzugt auf dem Napiergras ab und nicht auf dem Mais. Das Napiergras sondert einen Pflanzensaft ab, welcher die geschlüpften Stängelbohrerlarven abtötet.

Das Push-Pull-System hat zwei Zusatznutzen:

  • Das Desmodium unterdrückt das Wachstum der parasitischen Striga-Pflanze, welche in Afrika grosse Ertragseinbussen in Mais verursacht.
  • Napiergras ist ein sehr nahrhaftes Viehfutter.

Rüben neben Raps

Könnten also solche Sonnenblumenstreifen entlang von Maisfeldern nach deutschem Vor-bild auch eine Push-und-Pull-Wirkung haben? Nein, heisst es bei landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope auf Anfrage: Sonnenblumen am Rand einer Kultur könnten kaum eine Push-Pull-Wirkung haben.

Auf 68 Betrieben getestet

Doch auch für die Landwirtschaft in Industriestaaten wie der Schweiz kann das Push-und Pull-Verfahren interessant sein. Eine gute bis sehr gute Wirkung hätten zum Beispiel Rübenstreifen entlang von Raps-Feldern, heisst es dazu von der Medienstelle der Agroscope. Im Rahmen des Agroscope-Pesti-Red-Projekts werde das Verfahren derzeit auf Raps-Parzellen in 68 Schweizer Betrieben getestet.