«Bis jetzt sind wir glimpflich davon gekommen», sagt Urs Müller von der Fachstelle Obstbau TG/SH. Zwar habe es einzelne Infektionen im Gebiet um Kümmertshausen gegeben, «aber von einem Flächenbrand blieben wir verschont.» Im Kanton Zürich wurden aus drei

Gemeinden Feuerbrandfälle gemeldet. «Diese Zahl ist allerdings erst ein Zwischenstand, da die systematischen Kontrollen erst anlaufen», gibt der zuständige Obstfachstellenleiter David Szalatnay zu bedenken.  


Am Plantahof wurden 13 Apfelbäume gerodet


Auch in Graubünden gibt es vereinzelte Fälle. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass am Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Plantahof 13 befallene Apfelbäume gerodet werden mussten. Weiter wurde Feuerbrand auf zwei Birnbäumen nachgewiesen. Gregor Canova  vom Plantahof sagt: «Im Moment laufen die Kontrollen im Kanton. Diese Woche erhielten wir die Meldung von sechs befallenen Quittenbäumen in einem Privatgarten in der Gemeinde Fläsch.» Wenn es bei diesen Fällen bleibe, so sei das wenig.


Eine Freigabe für Streptomycin hat es dieses Frühjahr nicht gegeben. Es seien keine Anträge eingegangen, begründet Canova. Er wisse von zwei grösseren Obstbetrieben in Malans und Zizers, die LMA eingesetzt hätten. «Am Plantahof haben wir das Risiko unterschätzt und wohl auch die Kosten gescheut.»  Die Spritzung von LMA im 3 ha grossen Obstgarten hätte 1000 Franken gekostet.


Im Allgemeinen hat Graubünden wenig Feuerbrandbefall – wenn, dann sind es Einzelherde. Im Gegensatz zu Zürich, St. Gallen oder Thurgau gibt es keine definierten Befallszonen, wo ein Rückschnitt erlaubt wäre. «Wir wenden die Tilgungsstrategie an. Befallene Bäume werden ausgerissen und verbrannt», führt Canova aus.


Gute Erfahrungen mit alternativen Präparaten  


Im Kanton Thurgau wurde von LMA sehr intensiv Gebrauch gemacht. Es habe Betriebe gegeben, die LMA bis zu dreimal, teilweise zusätzlich zu Streptomycin, eingesetzt hätten, sagt Urs Müller. Ähnliche Erfahrungen hat man im Kanton Zürich gemacht. David Szalatnay: «Wir schätzen, dass alternative Mittel auf gut einem Drittel der Kernobstkulturen eingesetzt wurden. Dazu gehörten Mycosin, Blossom Protect und LMA.» Auf Streptomycin wurde in den beiden Kantonen dennoch nicht verzichtet. Müller schätzt, dass rund ein Fünftel der Apfelfläche behandelt wurde. Im Kanton Zürich waren es weniger als 5,5 Prozent der Kernobstfläche.


«Zu früh für konkrete Aussagen»


Die kritische Phase in der ganzen Ostschweiz war die zweite Maiwoche. Im Zeitfenster vom 11. bis 14. Mai wurde Streptomycin in den Kantonen Zürich, Thurgau und St. Gallen freigegeben. In St. Gallen konnten die Obstbauern wegen der Föhnlage bereits vom 4. bis 6. Mai Streptomycin spritzen. Wie es mit Feuerbrandfällen im Kanton aussieht, kann Richard Hollenstein von der Fachstelle Obstbau noch nicht sagen. «Konkrete Aussagen zur Situation 2015 sind zurzeit nicht möglich. Die Inkubationszeit in den späten Lagen ist erst letzte Woche abgelaufen.»


Gute Feuerbrandkenntnisse helfen bei der Bekämpfung


Gemäss den Prognosemodellen waren die Bedingungen für Feuerbrandinfektionen in diesem Jahr so gut, wie seit 2011 nicht mehr. Ob diese guten Bedingungen auch zu vielen Infektionen geführt haben, wird man erst später sehen. Bei den Hochstammbäumen sind Aussagen zum Beispiel noch nicht möglich.


Als grösste Herausforderungen nennen die Fachstellenleiter die unbeständige Witterung und die zum Teil unsicheren Prognosemodelle. David Szalatnay hält fest: «Für eine gute Feuerbrandprognose und gezielte Empfehlungen sind nicht nur Prognosemodelle wichtig, sondern auch die Kenntnisse zum Feuerbranddruck einer Region und Beobachtungen während der Kernobstblüte im Feld.»

Urs Müller fügt noch einen weiteren Aspekt an: Dort, wo sowohl in den Obstanlagen als auch im Umfeld bei den Hochstämmen gut bekämpft werde, seien die Probleme einigermassen lösbar, wenn nur wenige (eins bis drei) Infektionstage vorliegen würden. Dies bedeute aber nicht, dass es auch so sei, wenn acht bis zehn oder noch mehr Infektionstage vorlägen.


Stefanie Giger