Die Fleischfachgeschäfte verkaufen gerne viel Fleisch aus der Schweiz, aber auch Importfleisch. Sie haben es aber gar nicht gerne, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten die Importe grad selber in die Hand nehmen, sprich Einkäufe jenseits der Grenze machen.  

Einkäufe von Fleisch im Ausland bis zu 1,1 Mrd Fr.

«Der Einkaufstourismus nimmt zu», stellte am Donnerstag der Präsident des Schweizer Fleisch-Fachverbands (SFF), alt Ständerat Rolf Büttiker, an der Jahresmedienkonferenz der Organisation in Zürich fest. Und 
so präsentieren sich die für 
die Metzgereien alarmierenden Zahlen des Einkaufstourismus von Fisch, Charcuterie und Fleisch:

  • Gemäss IG Detailhandel Anstieg von 535 Mio Fr. im Jahr 2012 auf 560 Mio Fr. im letzten Jahr.
  • Der SFF schätzt jedoch die Fleischeinkäufe im nahen Ausland auf 1,1 Mrd Fr.

  • Nahezu jeder neunte Franken für Fleischeinkäufe wandert ins nahe Ausland.
  • Unter Berücksichtigung des Einkaufstourismus liegt der Fleischkonsum in der Schweiz um ein Prozent höher.

«Klammheimlich» bisherige Obergrenze gestrichen

Ruedi Hadorn, SFF-Direktor, geht davon aus, dass der Einkaufstourismus ab dem 1. Juli noch weiter ansteigt. «Klammheimlich» habe der Bundesrat bei der Änderung der Wareneinfuhr im Reisendenverkehr die bisherige Obergrenze von 20 kg Fleisch und Fleischwaren pro Tag und Person gestrichen, empörte sich Hadorn vor den Medien.

Er begrüsst es zwar, dass die beiden bisherigen Warengruppen von Fleisch zu einer einzigen zusammengeführt wurden und dass die totale Freimenge pro Person und Tag nur noch ein Kilogramm betrage. Jedoch öffne der Einheitszollansatz von 17 Franken für die darüber hi
naus eingeführten Mengen dem Fleisch­import zu kommerziellen Zwecken Tür und Tor.

Denn dieser Einheitszollansatz liege unter den Kosten für gewisse Fleischkategorien bei der bewilligungspflichtigen Einfuhr. Hadorn 
fordert deshalb vom Bundesrat, dass der Einheitszollansatz nochmals hinterfragt werde.

Es könne doch nicht sein, dass mit dem Einkaufstourismus eine Form der einseitigen Wirtschaftsförderung der grenznahen ausländischen Regionen aufgebaut werde. Das führe 
letztlich zu einer Einbahnstrasse des Einkauftourismus in die Schweiz, aber kaum zum Ge-genverkehr nach aussen. Deshalb müsse der heute noch auf 
20 kg begrenzte Import von Fleisch im Reisendenverkehr ab dem 1. Juli auf drei Kilogramm pro Person und Tag reduziert werden.

Masseneinwanderung und Mindestlohn sind ärgerlich

Schlimmes befürchten die Fleischverarbeiter auch von der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Eine im März dieses Jahres durchgeführte Erhebung des SFF zeige, so SFF-Direktor Ruedi Hadorn, dass bei den grössten Fleischverarbeitern rund 60 Prozent des gesamten Personals über einen ausländischen Pass verfügt.

«Hochgerechnet auf die gesamte fleischverarbeitende Branche ergibt das 13'000 ausländische Mitarbeitende», erklärte Hadorn. Es müsse unbedingt auch weiterhin möglich sein, die benötigte Anzahl an ausländischen Arbeitskräften zu rekrutieren.

Der SFF lehnt auch die Mindestlohninitiative ab, über die am 18. Mai abgestimmt wird.

Hans Rüssli