Pia Oechslin vermietet Enten. Was im ersten Augenblick lustig klingen mag, ist tatsächlich eine gefragte Dienstleistung. Ihre indischen Laufenten sind nämlich das zuverlässigste biologische Schneckenvernichtungsmittel, das sich so manche Gärtnerin vorstellen kann. Zudem begeistern die fleissigen Tiere nicht nur Kinderherzen. Da aber nicht jedermann oder -frau ganzjährig Enten halten möchte oder kann, vermietet Pia Oechslin diese.

Wasserliebende Tiere

Paarweise, selten auch in Gruppen von bis zu drei Enten und von zwei Wochen bis maximal vier Monate, abgestimmt auf die Grösse des Gartens. Die Voraussetzungen dafür sind genügend Gras als Grundnahrung und eine gute Pflege. Die nötige Infrastruktur wie eine sichere Unterkunft für die Nacht, einen Zaun und ein Planschbecken liefert Oechslin gleich mit ihren Tieren mit. Das Wasser muss immer gut gefüllt und sauber sein, denn die Enten müssen nach Lust und Laune darin baden können. Als Dank dafür halten sie jeden Garten schneckenfrei, sie fressen sogar bereits die Eier und Larven.
Ob denn nicht auch das sorgsam gehegte Gartengemüse auf ihrem Speiseplan steht? "Höchstens dann, wenn sie gar keine Nahrung, also Gras, mehr haben", überlegt Oechslin, aber sie liefere ja immer auch ein bisschen Futter mit. Dies alles ist im Preis von 5 Franken pro Tier und Tag inbegriffen. Die Kundschaft komme aus der ganzen Schweiz und reiche "von der Bäuerin bis zum Immobilienmakler", erklärt die Entenzüchterin. Pia Oechslin besitzt zwischen 20 und 30 Tiere plus den Nachwuchs, welchen sie auf Wunsch züchtet und verkauft. Dass sie dies mit grossem Herzblut und Erfolg macht, zeigen diverse Preise von  Rasseausstellungen und Meisterschaften, welche sie mit ihren indischen Laufenten gewonnen hat. Vier Farbschläge züchtet sie, einige davon sind in der Schweiz sehr selten geworden.
Dank fast zwei Jahrzehnten Erfahrung merkt Pia Oechslin auch sofort, wenn mit ihren Tieren etwas nicht stimmt. Diese können sich im Sommer wie auch im Winter auf ihrem Grundstück fast frei bewegen, auf insgesamt 1700 m2. "Einmal ist eine Ente ums Haus herum gelaufen und hat vor dem Fenster laut  geschnattert", daraufhin habe sie eine eingeklemmte Gefährtin befreien können. Die Nächte verbringen die gefiederten Schneckenfresser in ihren Ställen, geschützt vor Füchsen und anderen Fressfeinden.

Aus Freude an den Tieren
Vor schlechter Pflege bei den "Arbeits-Einsätzen" kann die gelernte Gärtnerin ihre Tiere jedoch nur bedingt schützen. "Ich lasse mir den Garten vorgängig beschreiben und verlange auch Fotos davon – meist per E-Mail." Dabei müsse sie sich auf die Ehrlichkeit der Kunden und auf ihr Bauchgefühl verlassen, zum Beispiel in Sachen Chemie-Einsatz im Garten. Es komme auch immer wieder vor, dass die Einrichtungen beschädigt zurückgegeben würden, was den ohnehin kleinen Ertrag noch mehr schmälere. Eine Goldgrube sei ihre Geschäftsidee nicht, betont Pia Oechslin, aber sie mache es aus der Freude an den Tieren und um diese auch anderen zu ermöglichen.

ag