Agroscope-Forschende zeigten im September, wie Preisänderungen beim konventionellen Fleisch den Verkauf von Label- und Biofleisch steigern könnten (wir berichteten). Basierend auf dieser Studie, die vom Schweizer Tierschutz in Auftrag gegeben und gemeinsam mit IP-Suisse durchgeführt wurde, hat Agroscope nun untersucht, wie hoch die Kosten nach der Verbesserung des Tierwohl für die Betriebe sind und inwiefern diese durch Tierwohlprämien gedeckt werden. Auch die Betriebszweiganalyse, die Mitte Dezember veröffentlicht wurde, wurde vom Schweizer Tierschutz und IP-Suisse mitfinanziert.

Die Kosten werden weder bei Rindern noch Schweinen gedeckt

Bei der Rindermast wird die Tierwohlprämie zu zwei Dritteln vom Markt und zu einem Drittel durch Direktzahlungen des Bundes finanziert. Die Kosten für das höhere Tierwohl auf den IP-Suisse-Betrieben seien dadurch jedoch nur zu 72 % gedeckt, schreibt Agroscope in einer Medienmitteilung. Um diese Mehrkosten zu decken, müssten die Marktprämie um 60 % bzw. die Bundesbeiträge um 116 % höher sein.

Bei den Schweinen wird rund 60 % vom Markt und 40 % der Tierwohlprämie vom Bund finanziert. Hier deckt die Prämie 91 % der Kosten der IP-Suisse-Betriebe. Um den Rest zu kompensieren, müssten die Marktpreise um 16 % und die Direktzahlungen um 22 % steigen, heisst es weiter.

Bessere Kostendeckung bei grösseren Betrieben

Da die Tierwohlprämien proportional mit dem Tierbestand steigen bzw. sinken, während dies für die Gebäude- und Arbeitskosten nicht der Fall sei, werden die Mehrkosten für Tierwohl-Leistungen bei Betrieben mit mehr Mastplätzen besser gedeckt als bei denjenigen mit kleineren Bestandesgrössen, so Agroscope.

Laut der Radio-Sendung Espressso gäbe es noch keinen Plan, wie dieses Problem gelöst werden soll. Die Bauernverbände sollen sich jedoch einig sein, dass man zuerst die Marktprämien erhöhen soll, bevor mehr Subventionen gezahlt werden, erklärt Marianne Kägi im Interview.

Wertehaltung der Landwirte spielt eine Rolle

Laut Agroscope werde Label-Fleisch trotzdem noch produziert, weil die Produkte mit Tierwohl-Mehrwert auf dem Markt nachgefragt seien und höhere Preise erzielen. Auch die eigene Wertehaltung der Landwirte und Landwirtinnen spiele eine grosse Rolle. Die höheren Strukturkosten werden jedoch oftmals unterschätzt, insbesondere Rindermast-Betriebe seien davon stärker betroffen, so Agroscope.

Die Studie lesen Sie hier.

 

TV-Tipp:

Heute Abend, Dienstag, 15. Dezember 2020, 21.05 Uhr, wird über die Studie in der Sendung Kassensturz auf SRF 1 berichtet.