Letzte Woche hat Walter Küffer aus Ins BE drei Hektaren Agria-Kartoffeln gepflanzt. Und jetzt stehen die Kartoffeldämme wegen des Dauerregens unter Wasser. Aber nicht nur der hohe Wasserpegel auf den Feldern beschert Küffer schlaflose Nächte.

Bis er auch seine Agria-Saatkartoffeln bekommen hatte, musste er öfters zum Telefonhörer greifen. Zirka acht Tonnen Saatgut sind es jeweils, die er verpflanzt. «Diesen Frühling war es aber extrem schwierig, an die benötigte Menge heranzukommen. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Genossenschaften extra weniger Saatgut auf den Markt liefern. So wird automatisch weniger gepflanzt, und dementsprechend fällt die Ernte niedriger aus. Dies ist dann ein guter Grund, um im Herbst die fehlende Kartoffelmenge importieren zu können», ärgert sich Küffer.


Das Saatgut möglichst früh bestellen


Aber der Landwirt gesteht ein, dass er dieses Jahr mit der Saatgutbestellung eher spät dran war. «Wie immer informierte ich mich erst im Februar über die Saatgutmenge, und das war dieses Jahr vielleicht ein Fehler», gibt Walter Küffer zu. Da der Kartoffelproduzent das vollumfängliche Saatgut nicht bekam, machte er sich zusammen mit der Landi auf die Suche. Im Waadtland und bei der Strafanstalt Witzwil wurden sie fündig.

«Mir ist es am liebsten, wenn ich einheimisches Saatgut bekommen kann», so der Landwirt. «Ich musste einmal Saatkartoffeln aus Holland pflanzen. Diese waren nicht nur gross kalibriert, sondern zum Teil auch verfault und mit zu langen Keimen versehen», erinnert er sich zurück.

Und warum weicht er dann nicht auf eine andere Sorte aus? «Ich pflanze schon seit Jahren Agria. Diese Sorte passt am besten auf meinen Betrieb. Denn sie liefert relativ hohe Erträge und sie bietet gute Absatzmöglichkeiten.»

Weniger Importe aus Deutschland und Holland


Auf Anfrage der «BauernZeitung» wird von verschiedenen landwirtschaftlichen Genossenschaften bestätigt, dass dieses Jahr Schweizweit zirka 10 Prozent zu wenig Agria-Saatgut auf dem Markt war.

Grund dafür sei die eher schlechte Saatguternte 2014 wie auch die kleineren Mengen von Importen, da Holland und Deutschland weniger liefern konnten. Viele Kartoffelbauern hätten schlicht einfach auch zu spät Saatgut bestellt. Die Herbstbestellungen hätte man vollumfänglich erfüllen können. Seien aber Anfragen von grösseren Posten erst im Frühling eingegangen, gab es Engpässe bei der Lieferung. Hinzu kam auch die relativ grosse Nachfrage nach Agria-Saatgut.


Da sich diese Kartoffelsorte sehr gut für Frites eigne und dementsprechend auch der Absatz letzten Herbst über den Erwartungen lag.

Den Schaden der Hagelversicherung gemeldet


Zurzeit machen aber dem Kartoffelbauern aus Ins die überfluteten Feldern mehr Sorgen. «Am 30. April haben wir die Kartoffeln im All-in-one-Verfahren gepflanzt, und zwei Tage später stand ein grosser Teil der Kartoffeldämme schon unter Wasser. Sind die Knollen über längere Zeit im Nass, beginnen sie zu faulen, und die Ernte wird zur Zitterpartie», gibt Walter Küffer zu bedenken. Und da das grosse Moos im Berner Seeland sowieso einen hohen Grundwasserspiegel hat, brauche es jeweils keine grossen Wassermengen und die Kulturen stünden schon unter Wasser.

«Der Boden ist nun komprimiert, das Wasser dürfte daher bei Starkniederschlägen schlecht versickern.» Jetzt heisst es für den Landwirten erst einmal abwarten und schauen, wie sich das Wetter weiterentwickelt. «Auf jedenfall habe ich den Schaden bei der Hagelversicherung gemeldet.»


Eine Preisreduktion 
von fünf Franken


«Zu dieser Naturkatastrophe kommt noch hinzu, dass eine Preisreduktion für den Produzenten von fünf Franken pro 100 kg Agria für diesen Herbst vorgenommen wurde», sagt ein enttäuschter Walter Küffer. Dass heisst, der Preis ist von Fr. 42.– auf Fr. 37.– gesunken. «Dadurch verliere ich auf einen Schlag mehr als 6000 Franken», rechnet der Landwirt vor. «Liefere ich die Kartoffeln bereits im August oder anfangs September (Direktverarbeitung) liegt der Erlös nochmals Fr. 5.– tiefer.»

Überhaupt ist der engagierte Bauer der Ansicht, dass die Verarbeiter und Händler - sei es bei den Kartoffeln oder Zuckerrüben - eine eigentlich für den Landwirt erfreuliche Grossernte wie im vergangenen Jahr - gleich zum Anlass nehmen, die Preise nochmals zu drücken. «Solche Preisreduktionen müssen wir Landwirte immer wieder hinnehmen. Bei keiner anderen Berufsgattung ist das so einfach möglich.» Und er rechnet vor: «Nur schon um meine Produktionskosten im Kartoffelanbau decken zu können, muss ich zuerst 100 Tonnen abliefern.» Alleine die Saatkartoffeln kosten ihn nahezu 10'000 Franken. «Falls die Ernte witterungsbedingt nur gegen 400 kg/a ausfällt, sind lediglich die hohen Produktions- und Erntekosten gedeckt.»

Verschiedene Standbeine auf dem Betrieb


Zum Glück hat der engagierte Landwirt noch andere Kulturen und Standbeine auf seinem 17,5-ha-Betrieb. So werden neben Kartoffeln auch Weizen, Gerste, Mais und Zuckerrüben angepflanzt. Auf einer Hektare werden sogar über 100 Sorten Kürbisse geerntet, welche dann im Direktverkauf vermarktet werden. Und sprichwörtlich das beste Pferd in seinem Stall sind die 16 Pensionspferde, die Walter Küffer zusätzlich jeden Tag hegt und pflegt.


Peter Fankhauser