«Wir werden immer abhängig sein vom Ausland», betonte der Direktor. «Wir müssen gute Beziehungen zum Ausland pflegen», mahnte er.

Nur Kalorien zu zählen, ist gefährlich

Hofer widerspricht in dem Interview auch dem Präsidenten des Bauernverbandes Markus Ritter, der mindestens gleich viel wie bisher im Inland produzieren will. «Nur die Kalorien zu zählen, welche die Landwirtschaft produziert, ist gefährlich», entgegnete der BLW-Direktor auf eine entsprechende Frage. Eine Ernährungssicherheit sei viel mehr als dies. Die Schweiz müsse das landwirtschaftliche Wissen erhalten und das Land müsse schauen, dass die Böden fruchtbar blieben, betonte Hofer.

Erhöhung der Importe könnte Sinn machen

«Weniger Massenproduktion, mehr Qualität. Auf diesem Weg gehen wir weiter», hiess es vom BLW-Direktor Hofer zudem. Ganz punktuell könne es sogar Sinn ergeben, mehr zu importieren, erklärte er. «Weil wir so die Umwelt schonen.» Und falls irgendwann wieder eine Krise komme, könne die Schweiz auf fruchtbarem Böden anbauen.

 

Wie wird der Selbstversorgungsgrad gemessen?

In der Schweiz definiert man laut Agrarbericht den Selbstversorgungsgrad anhand als Verhältnis der Inlandproduktion zum inländischen Gesamtverbrauch (Produktion + Importe - Exporte). Gemessen wird in Kalorien.

Diese Methode wird teilweise kritisiert, da eine gute Ernährung mehr ist, als nur genügend Kalorien. So spielt denn auch die Zuckerproduktion in der Schweiz eine grosse Rolle für einen hohen Selbstversorgungsgrad, da kleine Mengen Zucker bereits viele Kalorien liefern. Ausserdem könne eine Fixierung auf möglichst viele Kalorien in der Produktion zu einer Intensivierung führen, die langfristig die Fruchtbarkeit der Böden gefährden und zu anderen Umweltproblemen führen könne. 

In einem Faktenblatt argumentierte das Bundesamt für Landwirtschaft BLW 2016, Zucker sei in der menschlichen Ernährung ein wichtiger Lieferant für Kohlenhydrate, habe einen hohen Energiewert und sei auch in Krisenzeiten vielseitig einsetzbar. Eine Definition des Selbstversotrgungsgrads ohne Zucker sei daher nicht sinnvoll.  

 

Corona-Krise wurde gut überstanden

Die aktuelle Krise habe zudem gezeigt, dass die Strategie der Versorgungssicherheit funktioniere, sagte er. «Wir mussten nie auf die Pflichtlager zurückgreifen», so Hofer gegenüber der «NZZ». Die Schweiz habe aber auch Schwachstellen erkannt - so komme das Saatgut für Gemüse zu 100 Prozent aus dem Ausland, erklärte er. «Auch beim Dünger, beim Treibstoff und bei Pflanzenschutzmitteln sind wir angewiesen auf Importe.» Die Lieferungen solcher Güter seien aber durchaus ins Land gekommen, und es habe keine Engpässe gegeben, hiess es.