Er kommt gut an, der Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW). Auch in Fraubrunnen gelang es Bernard Lehmann am Mittwoch letzter Woche, die Landwirte zu überzeugen.

Insbesondere mit der Aussage, dass die Administration gesenkt werden müsse, nicht nur, wie er auch schon andernorts betonte, beim Bund, sondern ganz ex­plizit auf dem Schreibtisch der Landwirte.

Pflanzenschutzmittel sind 
unter Beschuss

«Ich wünsche mir auch, ich müsste keine Änderungen machen», holte der BLW-Direktor die Bauern gekonnt zur Thematik ab. Bernard Lehmann äusserte sich im Anschluss an die Hauptversammlung des Bauernvereins Region Fraubrunnen (Landwirtschaft Bern Mittelland) zu den erwartenden Auswirkungen der Agrarpolitik (AP) 2014–17, die auch unweigerlich die Frage nach dem Stand einer allfälligen AP 2018–21 aufwerfen.

Das Parlament bombardiere mit Vorstössen, da müssten Antworten kommen, äusserte Lehmann. Gerade in den Bereichen der Pflanzenschutzmittel sei die Dichte hoch. «30 Prozent der Erträge weltweit haben wir Dank diesen Stoffen, die wir in der Landwirtschaft einsetzen», so Lehmann.

Dort sieht er grossen Bedarf innerhalb der Branche, denn wenn politisch und nicht anhand von Grundlagen entschieden werde, habe das ne­gative Folgen. «Wie kann man technologisch mit der Hälfte 
der Wirkstoffe die gleichen ­Resultate erzielen?» Das gäbe es zu klären und nicht etwa eine Darstellung in Schwarz-Weiss-Malerei.   

Mit der neuen AP 
wird mehr produziert

Im Zusammenhang mit der aktuellen AP äusserte Bernard Lehmann, dass auch er sie erst einmal habe kennenlernen müssen, «weil sie schon da war, als ich nach Bern kam», so der BLW-Direktor.

Sicherheit habe ihm ein Hochrechnen des Systems durch die Forschungsanstalten gegeben. «Vielleicht müssen wir gewisse Anpassungen vornehmen», gestand Lehmann, stellte aber klar: «Wir laufen nicht irgendwo in eine Wand.» Produziert werde laut Rechnungen im neuen System mehr, davon ist auch Lehmann überzeugt.

Jede Medaille habe ihre Kehrseite, so sicherlich auch die grasland­basierte Milch- und Fleischproduktion oder die Landschaftsqualitätsbeiträge, die es nicht etwa gebe, um Neues zu erfinden, sondern um Traditionelles zu erhalten, das der neuen Zeit zum Opfer fallen könnte. «Diese Qualität ist etwas wert, und sie kostet etwas, man kann das auch billiger produzieren», führte Lehmann zu den Bei­trägen aus.

Will man Geld, muss man 
es benennen können

All diese komplizierten Namen brauche es tatsächlich. «Hierfür ist die Landwirtschaft ein Leistungserbringer», so der Direktor. Habe das alles einen Namen, könne er sich auch dafür einsetzen, wenn es in der Ämterkonsultation um die vielen Millionen, die ins Landwirtschaftsbudget fliessen, etwas zu verteidigen gebe. Denn wenn man Geld für etwas wolle, müsse man es benennen.

Bernard Lehmann sieht als grosse Herausforderung das Kostensenkungspotenzial. Trotz Strukturwandel seien die Kosten zu wenig gesunken. Es gelte ein Gleichgewicht zu finden zwischen nachhaltiger und wettbewerbsfähiger Produktion. «Die Schweiz ist ein teurer Standort, um Wirtschaft zu betreiben», weiss Lehmann.

Des Weiteren bereiten ihm gewisse Freihandelsabkommen Sorgen. Gerade Russland plane einen enormen Angriff auf den Agrarmarkt Schweiz. «Die wollen liefern!», so Lehmann. Aber auch das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA werde die Schweiz deutlich beeinflussen. «Da braucht es gute Vorbereitungen», ist der BLW-Direktor sicher.  

Simone Barth