Steak, Salami und Siedwürste verkaufen sich in der Schweiz immer schlechter. Trotzdem hat die mehrheitlich von Coop kontrollierte Bell im vergangenen Jahr vorwärts gemacht - denn sie setzt nicht mehr allein auf Fleisch.

Ein Vergleich: 2015 betrug der Erlös aus Convenience-Produkten noch 301,7 Millionen Franken. Zwei Jahre später ist dieser mit 627,5 Millionen Franken mehr als doppelt so hoch, wie der aktuelle Geschäftsbericht zeigt. Mit 7,9 Prozent stieg der Absatz der Convenience-Produkte zudem im vergangenen Jahr stärker als jener der Charcuterie- und Frischfleischwaren.

Bio-Tofu aus Schweizer Sojabohnen produziert die Bell-Tochter Hilcona bereits seit 2016. Der Frisch-Fertiggerichte-Produzent wurde 2017 von Bell vollständig übernommen, ebenso der Salat-Anbieter Eisberg. Hilcona ihrerseits kaufte Anfang 2017 das Landquarter Unternehmen Frostag, das auf Teigwaren und vegetarische Produkte spezialisiert ist.

Mehr Umsatz und Gewinn

Dank der Akquisitionen aber auch operativen Fortschritten in der Schweiz, Deutschland und Polen kletterten 2017 sowohl Umsatz und Gewinn in die Höhe, wie Bell am Dienstag mitteilte.

Der Umsatz stieg um 5,9 Prozent auf 3,6 Milliarden Franken. Der Jahresgewinn betrug 106,5 Millionen Franken und legte damit ebenfalls um 5,9 Prozent zu. Insgesamt setzte Bell 453,8 Millionen Kilogramm Waren ab - das sind 9,6 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Am stärksten nahm 2017 der Absatz von Poulet- und Trutenfleisch zu, nämlich um 19 Prozent. Insgesamt verkaufte Bell davon 152,3 Millionen Kilogramm. Darin widerspiegelt sich die Übernahme des österreichischen Geflügelspezialisten Huber von 2016.

Hohe Rohstoffpreise

Übernahmen retteten vor allem der Division Bell Schweiz das Geschäft. Das Umfeld war schwierig: Bell geht im Jahresbericht davon aus, dass der Fleischkonsum in der Schweiz 2017 gesunken ist. Dazu kamen Einkaufstourismus, ein starker Konkurrenzkampf im Detailhandel sowie enttäuschende Festtagsgeschäfte.

Einzig die Grillsaison sei erfreulich gewesen, schreibt Bell. Zudem seien die Rohmaterialpreise in der Schweiz stabil geblieben. In den Märkten Deutschland und Frankreich drückten allerdings gestiegene Rohstoffpreise auf die Ergebnisse.

In Deutschland konnten diese auf die Verkaufspreise abgewälzt werden. Bell versuchte dennoch, gezielt mehr Waren zu verkaufen. In Frankreich konnten Produktivität und Kostenmanagement verbessert werden. Die negativen Effekte konnten damit aber nur teilweise aufgefangen werden.

Beliebter Schinken

Die Rohstoffpreise sind auch entscheidend für den Ausblick in die Zukunft: Bell geht 2018 von tieferen Preisen aus. Das werde im laufenden Jahr den Druck auf die Margen senken, schreibt das Unternehmen.

Erfolgversprechend zeigt sich überdies das Geschäft mit spanischem Schinken. Davon verkaufte Bell 2017 in ganz Europa mehr und investiert darum weiter in das Produkt. In der Nähe von Madrid wurde 2017 mit dem Bau eines Produktionsbetriebs für Serrano-Schinken begonnen, der 2018 die Produktion aufnehmen soll.

Der Convenience-Bereich bleibt auch im laufenden Jahr die grosse Wachstumshoffnung. Bell baut derzeit im österreichischen Marchtrenk ein neues Werk, das ab Ende 2018 Schnittsalate, geschnittenes Gemüse und frische Fertigprodukte herstellen soll.

Im Januar wurde zudem die Übernahme des Nahrungsmittelherstellers Hügli bekanntgegeben. Vergangene Woche genehmigte die Europäische Kommission den Millionen-Deal. Am 21. Februar soll der Kaufvertrag mit der Mehrheitsaktionärin Dr. A. Stoffel-Holding vollzogen werden. Für die übrigen Aktien macht Bell ein öffentliches Kaufangebot, das fünf Tage später publiziert werden soll.

sda