Im Plenumssaal erörterten vier Referenten, wie ausländische Anbauregionen ihre Sortenentscheidungen treffen und was Züchter, Grossverteiler und Marketingspezialisten dazu meinen. Walter Guerra vom Versuchszentrum Laimburg thematisierte die Sortenstrategie in Südtirol. Neue Sorten müssen sowohl den Marktanforderungen entsprechen als auch anbautechnisch interessant sein. Das Versuchszentrum Laimburg prüft sie anhand von unabhängigen Versuchen unter Berücksichtigung der unterschiedlichen klimatischen Zonen in Südtirol. Guerra präsentierte die gesammelten pomologischen Erfahrungen zu den derzeit interessantesten neuen Apfelsorten. Dazu gehören die Sorten MC38 Crimson Snow®, Minneiska Sweetango®, Shinano Gold, sowie die schorfresistenten SQ 159 Natyra®, CIV 323 Isaaq®, Inored Story®, KSB I-406/1 und Lb 17906. Guerra beschrieb die Vor- und Nachteile der neuen Sorten: So resultierte z. B. bei Minneiska Sweetango® in verschiedenen Anbaulagen in Versuchen eine gute Fruchtgrösse. In Anbaugebieten mit wärmerem Klima zeigte die Sorte Anfälligkeit auf mittlere und schwere Druckstellen. Guerra stellte auch den Trend zu kleinfruchtigen Äpfeln fest, die sich für den Snack-Verzehr eignen.

Konsument in Überlegungen miteinbeziehen

Dieter Buser vom Einkaufspool Früchte und Gemüse bei Coop Basel, gab eine Beurteilung aus seiner Sicht, welche Sorten der Grossverteiler möchte. Dabei stünden grundlegende Fragen im Vordergrund, wie beispielsweise ob gustative Qualität mit Produktivitätssteigerungen im Einklang steht und ob  weniger Menge – aber geschmacklich überzeugender – nicht eventuell mehr wäre. Produktionstechnische Aspekte (Schorf-/Feuerbrandtoleranz), Rückstände und Umwelt allgemein sollen/müssen berücksichtigt werden. Buser meinte, dass die Angebotsvielfalt überschaubar bleiben muss. Er zog das Fazit, dass bei allen Überlegungen der Konsument im Zentrum stehen muss. Die Verzehrmenge von Äpfeln – die kaum gesteigert werden kann  -müsse gehalten werden. Hans-Peter Werder von der HPW AG, Buchs, (Vermarktung von Früchte und Gemüse aus Afrika und Asien) empfahl für das einheimische Früchte-Marketing den Mut zu Nischenprodukte und zu Innovationen. Markus Kellerhals von Agroscope zeigte die Möglichkeiten und Chancen von robusten Sorten auf. Die internationale Züchtung habe viel Vorarbeit geleistet und viel erreicht. Resistenz bezeichnete er als eine wertvolle Unterstützung in der Produktion und als Chance für die Schweizer Obstbranche.

An einem abschliessenden „runden Tisch“ mit den Referenten, moderiert von Richard Hollenstein, LZSG, Fachstelle Obstbau, Flawil, und unter Mitwirkung von Jürg Hess, Obstproduzent, standen Überlegungen im Fokus, mit welchen Sorten und Anpassungen an moderne Ernährungsgewohnheiten (die Stichworte dazu: Snackgrösse, vermehrt süsse Sorten) es der Branche gelingt, die Konsumenten von morgen für den Apfel zu gewinnen.

Isabelle Schwander