Entspannt lehnt sich Andreas Aebi in seinem Stuhl zurück, lässt den Blick durch den Garten schweifen und lächelt. Diese Welt hier in Alchenstorf, im naturnahen Garten, ist gefühlsmässig weit weg vom politischen Parkett in Bern oder dem Auktionsring. Hier ist SVP-Nationalrat Andreas Aebi Landwirt und Vogelfreund. Auch wenn sich diese Welten des Öfteren mischen, etwa, wenn er die Parlamentarier einlädt «seine» Schwalben zu besuchen oder in Bern oben mit seiner unnachahmlichen Begeisterung erzählt, welche Werte ein Bauernhof neben der Produktion von Lebensmitteln hat. «Wir verkaufen uns zuwenig gut», ist er überzeugt, «wir müssten nur dem, was wir tun, einen Namen geben.»

Brücken bauen

«Vögel gibt es überall», betont Andreas Aebi. Sie fördern könne jeder, ob er nun im Hochhaus, im Einfamilienhaus oder auf dem Bauernhof lebe. Und damit sind sie perfekt, um Brücken zu bauen zwischen den verschiedenen Welten, um Gesprächsthemen zu generieren. «Schon einen Blick ins Nest geworfen?», fragt Aebi und zückt sein Handy. Sechs verschlafene, junge Schleiereulen blinzeln an diesem späten Nachmittag in die Kamera, welche das Nest Tag und Nacht überwacht und die Bilder in die weite Welt schickt. Bilder, die bei Jung und Alt beliebt sind, unbezahlbare Botschafter für die Landwirtschaft, wie Aebi sicher ist.

Auf die Frage, woher seine Liebe zu den Vögeln kommt, gibt der Natioanlrat zu, dies sei zu einem grossen Teil genetisch. Bereits sein Grossvater habe eine Leidenschaft für alles Gefiederte gehabt. Ausschlaggebend für die Projekte auf seinem Hof sei aber vor drei ­Jahren die Forderung der «Grünen» ­gewesen, die Ökoflächen auf zwölf Prozent zu erhöhen, weil es zuwenig Vögel gebe. Aebi setzte sich zum Ziel, mit kleinen Massnahmen zu zeigen, wie einfach sich die Vielfalt der Vögel unterstützen lasse und dass dies einer produzierenden Landwirtschaft nicht widerspreche, im Gegenteil, einige Vögel fühlen sich in Kulturlandschaften wohler als in der Wildnis.

Viel Arbeit

So hängte er weit über hundert Schwalbennester unter das Vordach, gestaltete seinen Garten naturnah und liess den Auslauf der Kühe unbefestigt, damit die Schwalben Nestmaterial sammeln können. Aber auch das Bewirtschaften der Nester muss gelernt sein, besonders bei einer Vogelkolonie dieser Grösse. So werden diese nach der Brut zusammen mit Fachleuten von Birdlife gereinigt und gegen Milben behandelt. Eine Arbeit, die sich mehr als lohnt. Jedes Nest ist besetzt, einige Schwalben haben gar noch Naturnester neben die Nisthilfen gebaut. Aufgrund der guten Pflege herrscht scheinbar bereits Wohnungsnot. Nur einer liess sich bisher nicht anlocken, der Gartenrotschwanz, den wünscht sich Aebi noch.

Auf der Webiste des Vogeldorfes gibt es auch ein Video mit Mehlschwalben:

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Ein Vogelfest

«Ob kritische Nichtlandwirte oder Landwirte, das findet niemand einen Seich, wenn man so etwas macht», sagt Andreas Aebi und meint damit das Vorausgehen und etwas lancieren. Dies soll nun einen Namen und einen «Kick-Off» bekommen. Am ­kommenden Mittwoch, den 21. August ab 18 Uhr, feiert Alchenstorf die «Vogeldorf-Feier» auf dem Betrieb von Christian Wyss, Tannwald. «Produktion und Biodiversität Hand in Hand – gemeinsam erreichen wir mehr», heisst es auf der Einladung. Gastgeber sind die HAFL, der Berner Bauernverband, Birdlife Schweiz, das Bafu, die Gemeinde Alchenstorf sowie Thea und Andreas Aebi. Verköstigt werden die Gäste mit Produkten aus der Region. Als Referent tritt kein Geringerer als Bundespräsident Ueli Maurer auf. Auch Hanspeter Latour wird sein ornithologisches Wissen zum Besten geben. Andreas Aebi wünscht sich viele Gäste, aus Landwirtschaft und Nichtlandwirtschaft, damit gute Gespräche entstehen. «Sitzen können 900 Personen, wenn mehr kommen, hat es auch noch Stehplätze», lacht er und ist gespannt, wie das erste Vogeldorf der Schweiz ankommt. Einen Anspruch auf Exklusivität hat die Sache nicht. Nachahmen ist ausdrücklich erwünscht.

Weitere Informationen: www.vogeldorf.ch