Der Aufwand, der derzeit von zahlreichen Bauernfamilien gegen die Pflanzenschutz-Initiativen betrieben wird, ist riesig. Gross angerichtet wird nicht nur finanziell und mit zahllosen Plakaten oder Strohballensujets, sondern forciert werden auch persönliche Gespräche mit Konsumenten.

Das Gespräch suchen

Das sei enorm wichtig, betont der Zuger Bauernpräsident Thomas Rickenbacher. «Mit einigen Schlagworten und Plakaten lassen sich die Agrar-Initiativen nicht erklären, das Thema ist komplex und braucht eine umfassende Argumentation.»

So lud der Zuger Bauernverband Medien und Konsumenten auf den Hof von Karl und Edith Meienberg in Menzingen. An den Führungen nahmen zwar nur wenige Dutzend Interessierte teil, wohl wegen der kurzfristigen Bewerbung und aufgrund der Corona-Massnahmen. Wer sich aber die Zeit nahm, kam auf seine Rechnung an den mit Aufwand und Herzblut eingerichteten Informationsposten auf dem Hofareal. So zeigte Sohn Roland Meienberg den Wellness-Laufstall und Gärtner Manuel Elsener die Vielfalt an problematischen Pestiziden in Haus und Garten, welche auch bei Annahme der Initiativen weiter erlaubt wären. Markus Bieri, Biobauer und ehemaliger Zuger Bauernpräsident, erklärte, dass auch er zweimal täglich «Pestizide» einsetze, zum Waschen der Melkmaschine.

Familie Meienberg führt einen 30-Hektraren-Betrieb mit Milchwirtschaft, Schweinemast und Obstbau. Karl Meienberg wies darauf hin, dass in der Schweiz schon heute die weltweit strengsten Vorschriften in Bezug auf Tierwohl und Umweltschutz gelten. Und für die Biodiversität würden auf dem Betrieb Hecken, Hochstammbäume, Extensivwiesen und Kleinstrukturen gepflegt.

Zuger Kirschen vor dem Aus

Falls die beiden Agrar-Initiativen angenommen würden, hätte dies bei Meienbergs Auswirkungen auf alle Betriebszweige. Die Schweinemast müsste wegen des Futterzukaufs wohl aufgegeben werden. Und der Verzicht auf Ergänzungsfutter nach dem Abkalben könnte bei den 55 Brown-Swiss-Milchkühen mit 8000 kg Jahresleistung die Tiergesundheit gefährden. Auch die Produktion von Kirschen und Zwetschgen könnte nicht mehr weitergeführt werden, da kein effizienter Pflanzenschutz mehr möglich wäre. Die vielen Hochstämmer würde er wohl fällen, «denn ich lege Wert auf gepflegte statt dürre Bäume», sagt Karl Meienberg.

Erika Bütler, Präsidentin der Zuger Bäuerinnen, wies ebenfalls auf die Folgen für die Zuger Landwirtschaft hin. «Wollen wir wirklich mehr Importe, mehr Umweltbelastung, mehr Food Waste und eine Abnahme bei der Lebensmittelsicherheit?»

Bern nimmt Anliegen auf

Ständerat Peter Hegglin, selber gelernter Bauer mit langjähriger praktischer Erfahrung, mahnte, dass sich die Stimmbürgerschaft nicht von Medienschlagzeilen leiten lassen, sondern die Verfassungstexte studieren und an die Folgen denken sollte. Das Parlament in Bern habe als sinnvollere Alternative gleichwohl recht scharfe Gesetze angestossen, für weniger Pestizide und sauberes Wasser. Und die Landwirtschaft habe sich stark bewegt in den letzten Jahren. «Wir mussten in der landwirtschaftlichen Ausbildung noch Spritzpläne auswendig lernen, und vorbeugender Antibiotikaeinsatz war damals noch üblich.» Das alles sei längst vorbei.