Anfang März fand der jährliche BBZN-Weiterbildungsanlass «Pflanzenschutz und Kulturführung im Beerenbau» online und in Zusammenarbeit mit dem Strickhof statt. Der Markt wünscht möglichst rückstandslose Produkte in hochwertigem Zustand. Preisdruck und ökologische Anforderungen ändern sich stetig. Neue Produkte und Massnahmen bieten in Kombination mit den gängigen Anbaumethoden Möglichkeiten, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Dies zeigten die verschiedenen Vorträge der Veranstaltung. Stetes Weiterbilden und Weiterentwickeln sind dabei unabdingbar.

Thrips auf dem Vormarsch

Beispielsweise nehmen im geschützten Erdbeeranbau Probleme mit Thrips zu, einem winzigen Insekt. Besonders herausfordern sind Thripsvarianten, die zunehmend Resistenzen aufweisen. Wie man mit natürlichen Gegenspielern diesem und anderen Schädlingen trotzen kann, zeigte Marlies Bandi von Andermatt Biocontrol in ihrem Vortrag.

Nützlinge wirken

Mittlerweile sind verschiedenste Nützlinge auf dem Markt, die bei richtiger Anwendung gute Wirkung zeigen. Dabei ist dringend die Wirkung der restlichen eingesetzten Pflanzenschutzmittel auf die Nützlinge zu beachten, was Bandi in ihrem Vortrag ausführte. Synthetische Pyrethroide beispielsweise wirken monatelang noch toxisch. Oft sei es laut Bandi zudem sinnvoll und vor allem günstiger, vorbeugend Nützlinge in den Kulturen auszubringen. Ist nämlich der Befall einmal vorhanden, müssen oft grössere Mengen oder teurere Nützlinge verwendet werden und bereits geschehene Schäden können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Vorbeugend angewendet, bewegen sich die Aufwände finanziell im Rappenbereich pro Laufmeter.

Schädlinge weglocken

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Agroscope, wie Bastien Christ, Leiter Beeren und Medizinalpflanzen, präsentierte. In Versuchen mit Blühstreifen, Mulchsaaten und anziehenden respektive abstossenden Zwischensaaten in und um Beerenkulturen sollen natürliche Gegenspieler angesiedelt werden respektive die Schädlinge auf die restlichen Pflanzen gelockt werden. Die Forschenden arbeiten auch diese Saison weiter an betrieblich umsetzbaren und wirksamen Lösungen.

Heidelbeergallmücke

Ein weiterer Agroscope-Versuch betraf die Heidelbeergallmücke. Dieser Schädling führt bei Heidelbeeren zu gestauchtem Neutriebwachstum und verzögert die Aufbauphase. Vermutlich sind in der Zentralschweiz mehr Anlagen betroffen als gedacht. Darum führte im Jahr 2021 Agroscope unter anderem in Zusammenarbeit mit dem BBZN Hohenrain einen Wirkstoffversuch in einer Erwerbsanlage durch. Aktuell existieren nämlich keine zugelassenen oder wirksamen Produkte in der Schweiz. Um mehr über die Ausbreitung und Bekämpfungsmöglichkeiten des Schädlings zu erfahren, werden dieses Jahr unter anderem im Luzerner Seetal erneut Feldversuche durchgeführt.

Videoaufzeichnungen aller Fachvorträge demnächst unter: www.strickhof.ch

 

Die Moore schonen
Mit einem Verweis auf frühere Agroscope-Versuche startete Res Schilling, Leiter der Firma Ökohum, seinen Vortrag über Substratalternativen. Getestet wurden damals Mischungen mit wenig bis gar keinem Torfanteil. «Die Versuche zeigen deutlich, dass die Substrate mit alternativen Stoffen wie zum Beispiel Holzhäcksel im Anbau gleich gut funktionieren wie die traditionellen Substrate», erklärte Schilling. Weder das Weglassen von Torf noch von Kokosfasern hätten Einfluss auf Ertrag und Qualität – eine erfreuliche Erkenntnis. Einzig die Bewässerungsdauer und -frequenz müssten angepasst werden.
Torf wird weltweit in Mooren abgebaut. Dieser Abbau hat regional und global starke Auswirkungen wie Überschwemmungen, Trockenheit, massive Landabsenkungen usw. Für Erstaunen sorgte der von Schilling erwähnte Fakt, dass Moore, obwohl sie nur 3 Prozent der ganzen Erdoberfläche ausmachen, doppelt so viel CO2 speichern wie alle Wälder zusammen. Schilling endete seinen Vortrag mit einem Zitat von Reidar Petterson, das zum Denken anregte: «Die Steinzeit hat nicht geendet wegen Mangel an Stein … und so wird es auch sein mit Torf».