SVP-Ständerat Werner Salzmann, der seit einem Jahr Präsident des VSGP ist, erklärte in seiner Eröffnungsrede an der Delegiertenversammlung in Lyss , dass die Schweizer Gemüseproduktion gefördert werden sollte.

60 Prozent weniger eingelagert

Salzmann fordert von der Politik, dass anstelle diverser Verbote und Vorgaben eher Rahmenbedingungen geschaffen werden sollten. Nach den letztjährigen starken Niederschlägen und Hagelschäden seien die Gemüseimporte drastisch angestiegen, dies aufgrund grossflächiger Ernteausfälle.

Dabei wurde 2021 rund 60 Prozent weniger Lagergemüse eingelagert als noch im Jahr 2020, erklärte Matija Nuic, der Direktor des VSGP. Deshalb möchte der Verbandunter allen Umständen weiterhin die Schweizer Gemüseproduktion ankurbeln.

«BFF-Entscheid nicht nachvollziehbar»

Hinsichtlich der aktuellen Versorgungslage ist der Bundesratsentscheid zur Schaffung zusätzlicher 3,5% BFF auf offener Ackerfläche für den Präsidenten umso weniger nachvollziehbar. Die zukünftigen Verbote gewisser Pflanzenschutzwirkstoffe belasteten die Schweizer Gemüseproduzenten, sagte er.

Werner Salzmann appellierte in diesem Zusammenhang aber auch an die Produzentinnen und Produzenten, keine Vergehen mit unsachgemässem Umgang mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) zu begehen. Das schade dem Image.

Genom-Editierung als Lösung für zukünftige PSM-Verbote?

Klimawandel, Wetterextreme, Pflanzenkrankheiten, Ressourcenmangel und Pflanzenschutzmittelverbote. Das sind nur einige der Herausforderungen, denen sich die Schweizer Gemüseproduzentinnen und -produzenten stellen müssen. Die Pflanzenzucht kann einen Beitrag leisten, gewisse dieser Herausforderungen zu bewältigen.

Bruno Studer, Professor für molekulare Pflanzenzüchtung an der ETH Zürich, stellte die neuen Technologien der Pflanzenzüchtung in einem Fachreferat vor. Ein neues Verfahren der Gentechnik ist die Genom-Editierung. Mit dem Crispr/Cas-Verfahren können einzelne Abschnitte in der DNA einer Pflanze gezielt ausgeschnitten oder eingesetzt werden. Somit besteht die Möglichkeit, beispielsweise beim Weizen Abschnitte in der DNA mit Anfälligkeitsfaktoren auf Mehltau auszuschalten und so eine Mehltauresistenz herzustellen.

Skepsis der Delegierten bezüglich Crispr/Cas

Die Delegierten waren etwas skeptisch, da in vielen Köpfen die Angst vor den Risiken der Gentechnik herrscht. Der Unterschied der Genom-Editierung zur klassischen Gentechnik besteht aber darin, dass der Vorgang viel präziser ist. Man weiss genau, an welcher Stelle im DNA-Strang sich der eingesetzte Abschnitt befindet. Dadurch sind die Risiken dieses Verfahren noch deutlich geringer als bei der klassischen Gentechnik und ähnlich oder kleiner im Vergleich zu Mutationszüchtung oder Gewebekulturverfahren der konventionellen Züchtung. Studer sieht den nutzenbringendsten Einsatz der neuen Technologie dort, wo klassische Pflanzenzucht an ihre Grenzen stösst.

In Deutschland läuft aktuell ein Projekt namens Pilton, bei welchen pilztolerante Weizensorten gezüchtet werden sollen mit Resistenzen gegen Gelbrost, Braunrost und Fusarien.

Vier neue Gesichter im Vorstand

Anlässlich der 90. Delegiertenversammlung fanden auch Vorstandswahlen statt. Alle bestehenden Mitglieder wurden wiedergewählt. Zusätzlich kamen vier neue Mitglieder in den Vorstand.

Dieter Scheibler, der Präsident der Kommission Biogemüse wurde zum Vize-Präsidenten gewählt. Er ist seit 2016 im leitenden Ausschuss und löst Stefan Britschgi ab. Der Rheintaler war seit 2009 im leitenden Ausschuss und seit 2011 Vize-Präsident. Nach seinen 11 Amtsjahren trat er an der Delegiertenversammlung zurück und ist jetzt Ehrenmitglied.

Weiter wurde Simon Lässer für die Sektion Rheintal als Nachfolger von Stefan Britschgi für die Ostschweiz neu gewählt. Christian Gerber vertritt die Sektion GVZ und Jérémy Blondin die Sektion AMDG. Jérémy Blondin hat dieses Jahr erfolgreich die Berufsprüfung abgeschlossen und wird nächstes Jahr die Meisterprüfung absolvieren. Alle neuen Vorstandsmitglieder wurden von den Delegierten einstimmig gewählt. Neu sind jetzt 10 Mitglieder im Vorstand.

Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten

Am 28. Mai findet der Tag der offenen Obst- und Gemüsegärten statt. Dieser Anlass bietet den Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit, den Produzentinnen und Produzenten über die Schulter zu schauen und sich ein Bild über die Herkunft und den Herstellungsprozess der Produkte zu machen. Dazu werden immer noch Betriebe gesucht, die ihre Obst- und oder Gemüsegärten für die Öffentlichkeit zugänglich machen möchten.