Öffentliche Schlagabtausche sind selten hilfreich, um gemeinsam weiterzukommen. Vor allem, da wir mit Bio Suisse regelmässig im Austausch sind und sie uns ihre Meinung direkt sagen können. Die Vorwürfe von Urs Brändli an dieser Stelle vor einer Woche möchten wir dennoch nicht unkommentiert lassen, denn sie bedürfen verschiedener Richtigstellungen.

Ungerechtfertigter Stillstandsvorwurf

Dass das Parlament die AP 22+ sistiert hat, liegt insbesondere daran, dass die Vorlage die Landwirtschaft nicht weitergebracht hätte. Vielmehr hätte sie die agrarpolitischen Rahmenbedingungen weiter verkompliziert. Zudem – und das ist der Hauptgrund, warum wir sie ablehnen – hätte sie zu einer Reduktion des Produktionswerts im Umfang von 380 Millionen Franken geführt.

Das wäre ein Einkommensverlust für die Bauernfamilien von 265 Millionen Franken. Dass deren durchschnittlicher Verdienst aktuell nicht rosig ist, müssen wir an dieser Stelle niemandem erläutern. Unter die Räder wäre in erster Linie die pflanzliche Produktion gekommen. Also jener Teil der Produktion, den man gemäss neuen Ernährungstrends fördern sollte. Es liegt auf der Hand, dass wir als Dachorganisation der Bauernfamilien keine Reform unterstützen können, die hauptsächlich negative Auswirkungen hat.

Besonders bedauern wir, dass Urs Brändli im Chor des ungerechtfertigten Stillstandvorwurfs mitsingt. Einerseits hat das Parlament die Umweltelemente der Agrarpolitik in die parlamentarische Initiative Absenkpfad übernommen. Damit hat die Schweiz das wohl weltweit strengste Pestizidgesetz verabschiedet. Dieses wird garantiert dafür sorgen, dass die bereits sehr erfreulichen Entwicklungen der Vergangenheit weiter gehen und die Landwirtschaft ihre Verantwortung für eine intakte Umwelt wahrnimmt.

Rahmenbedingungen statt Mikromanagement

Andererseits ist die Sistierung mit einem Postulat begleitet. Dieses fordert den Bundesrat auf, die gesamte Land- und Ernährungswirtschaft in die Weiterentwicklung einzubeziehen. Gerade eine markt-orientierte Organisation wie Bio Suisse weiss, wie zentral auch das Konsum- und damit Nachfrageverhalten für eine in allen drei Dimensionen nachhaltige Produktion ist. Statt einer Agrarpolitik, mit der wir Mikromanagement auf den Landwirtschaftsbetrieben machen, sind Rahmenbedingungen gefragt, die alle Akteure der Wertschöpfungskette in die Verantwortung nimmt. Das braucht es, damit sich künftig Produktion und Konsum Hand in Hand bewegen. Und nur dann stimmt die Voraussetzung für gesunde Märkte, kostendeckende Produzentenpreise und Wertschöpfung – auch auf Stufe der Bauernbetriebe.

Nutzen wir gemeinsam diese Chance und beenden die gegenseitigen Beschuldigungen, die niemandem etwas bringen. Wir haben schlussendlich alle das gleiche Ziel: Eine Landwirtschaft mit weltweitem Vorbildcharakter, welche die (unterschiedlichen) Bedürfnisse der Schweizer Bevölkerung in der ganzen Bandbreite abdeckt.