Heute ist laut Schweizerischem Pächterverband knapp die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche Pachtland und zukünftig ist ein weiterer Anstieg des Pachtlandanteils zu erwarten. Entsprechend habe die Pacht in der Schweizer Landwirtschaft eine gewichtige Bedeutung, sagt Benjamin Pulver, Geschäftsführer des Schweizerischen Pächterverbands «Oft, wenn Bauernfamilien aus der Landwirtschaft aussteigen, verkaufen sie ihre Liegenschaften nicht, sondern verpachten diese.» Es sei deshalb davon auszugehen, dass die Thematik Pacht in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen werde.

Der Traum vom Hof

Diese Voraussage teilt auch der neue Präsident des Schweizerischen Pächterverbands, Alois Huber: «Ich denke da an meine Generation, die in den nächsten zehn Jahren in Pension geht – da ist oftmals kein Nachfolger da ist oder es sind kleinere Betriebe, die aufgelöst werden.» Diese würden dann auch alle in neue Pachtverhältnisse übergehen. «Es wird zukünftig viel mehr Pächterinnen und Pächter geben und ich kenne schon heute kaum einen Betrieb, der nicht noch Land dazu gepachtet hat», sagt Alois Huber. Er spricht aus Erfahrung, denn der Landwirt und Nationalrat ist selbst Pächter.

«Bereits meine Eltern waren Pächter und hatten keinen eigenen Betrieb», erzählt er. Trotzdem habe er unbedingt Landwirt werden wollen – es sei ein Kindheitstraum von ihm gewesen. «Meine Mutter war dagegen, auch weil sie die Erfahrung gemacht hatte, wie schwierig es sein kann, eine Pacht zu bekommen und sie fragte mich, ob ich mir das wirklich antun wolle», erklärt Alois Huber weiter. Seine Frau und er hätten sich dann später für diverse Pachtbetriebe beworben und mit der Pacht des Schlossguts Wildegg im Kanton Aargau dann auch etwas Passendes gefunden: «Wir mussten zwar weit über eine halbe Million in die Gebäude investieren, aber ich wusste, dass ich mit dem Pachtvertrag von 30 Jahren für mein ganzes Arbeitsleben dort Bauer sein kann.»

Herausfordernd sind z. B. die Pachtzinse

[IMG 2]Die Pacht gibt Landwirtinnen und Landwirten ohne eigenen Hof, die Möglichkeit, trotzdem einen Betrieb zu bewirtschaften. Das Pächter sein ist aber mit vielen Herausforderungen verbunden. «Der Boden ist nach wie vor einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste Produktionsfaktor für die Landwirtschaft und wenn für Pachtflächen hohe Pachtzinse bezahlt werden müssen, hat dies einen wesentlichen Einfluss auf die fixen Produktionskosten der Landwirtinnen und Landwirte» erklärt Benjamin Pulver. Die Schweizer Landwirtschaft verliere dadurch weiter an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Produzenten in den umliegenden Ländern. Auch fliesse bei hohen Pachtzinsen kombiniert mit einem hohen Pachtzinsanteil ein beachtlicher Anteil an finanziellen Mitteln von der Landwirtschaft ab – Geld, welches dann für erforderliche Investitionen fehle.

So könnten Pächterinnen und Pächter auch weniger innovativ sein als Landwirtinnen und Landwirte mit eigenen Höfen, ergänzt Alois Huber. «Wenn eine Pächterin oder ein Pächter beispielsweise eine betriebliche Veränderung sieht, die für den Betrieb positiv wäre, unter Umständen aber vielleicht Investitionen in Gebäude nach sich ziehen würde, muss erst mit dem Verpächter abgesprochen werden, ob dieser dies auch so sieht und die Veränderung unterstützt», führt er weiter aus. Wenn der Betrieb dann noch Besitzern wie Stiftungen und Institutionen gehöre, die nicht in der Landwirtschaft angesiedelt seien, würden die Gedanken und Überlegungen, die für die Betriebsführung gut wären, von den Verpächtern manchmal nicht mitgetragen werden, weil das Verständnis für die Sache fehle. Als Pächterin oder Pächter die Betriebsrichtung schnell zu ändern, um sie dem Markt anzupassen, sei in der Regel kaum möglich und Pächterinnen und Pächter seien oft mit Ungewissheit konfrontiert.

Verbandsarbeit, um Konflikte zu vermeiden

Pächterinnen und Pächter seien Landwirtinnen und Landwirte aus Leidenschaft, sonst würden sie all die Herausforderungen nicht auf sich nehmen, unterstreicht Alois Huber: «Landwirt sein, ist eine Berufung und das trifft auf einen Landwirt, der einen Betrieb pachten muss, weil er keinen eigenen hat, noch viel mehr zu.» Als Präsident des Schweizerischen Pächterverbands wolle er darum dafür sorgen, dass die Pächterinnen und Pächter in Zukunft gut vertreten seien. Es sei ihm wichtig, dass auf Gesetzesstufe oder in Anleitungen dafür gesorgt werde, Konflikte zu vermeiden. «Wir müssen vorausplanen und dafür sorgen, dass nicht erst nach Lösungen gesucht wird, wenn Konflikte entstehen», erklärt Alois Huber. Das müsse in Zusammenarbeit mit den Pachtbesitzerinnen und -besitzer, aber auch mit den kantonalen und nationalen Organisationen passieren: «Und es müssen langfristige Lösungen her, damit die Landwirtschaft und damit auch die Pächterinnen und Pächter für die Zukunft Sicherheit haben – wir müssen beispielsweise dafür sorgen, dass das Bodenrecht und damit das Pachtrecht erhalten bleiben und wir dies ausbauen.»

Anliegen die auch Benjamin Pulver teilt. «Der Schweizerische Pächterverband setzt sich für eine nachhaltige Gesetzesgrundlage im Pachtwesen und somit für eine Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ein», erklärt er. Es gäbe heute beispielsweise einige Verpächter, die wollten möglichst kurzfristig über ihre Pachtflächen verfügen können. Diese Ansprüche seien aber grundsätzlich mit einer nachhaltigen Landwirtschaft kaum vereinbar. Der Verband setze sich dafür ein, dass die schwächere Stellung des Pächters auf dem Markt berücksichtigt werde: «Der Pächter soll von der Bewirtschaftung der Pachtflächen leben können.»

 

Der Schweizerische Pächterverband
Die Hälfte der Landwirtschaftsfläche in der Schweiz ist Pachtfläche. Der Verband, der sich aber für die Anliegen der doch zahlreichen Pächterinnen und Pächter einsetzen soll, hatte in letzter Zeit aber Probleme: Die Entwicklung des Verbandes stockte und es gab Misstöne.

Neuorganisation

An der diesjährigen Delegiertenversammlung wurde nun die Neuorganisation beschlossen, die dem Verband neuen Schub verleihen soll – die Zentralisierung soll den Schweizerischen Pächterverband (SPV) wieder stärken: Bisher bestand der SPV aus acht eigenständigen Regionalverbänden. Bei Grundlegenden Entscheidungen wurden die Regionalverbände oft eingebunden. Dies hatte aber eine gewisse Schwerfälligkeit zur Folge, da die Arbeiten des SPV auf die verschiedenen Aktivitäten in den Regionalverbänden abgestimmt werden mussten. Die Verkleinerung des Vorstands von 15 auf 8 Personen soll schnellere Entscheidungen möglich machen. Ausserdem sollen die Personen, die motiviert sind, sich weiter für die Pächterinteressen einzusetzen, mehr Gewichtung und mehr Entscheidungskompetenzen erhalten. Weiter sollen das einheitliche Inkasso und Marketingkonzept den administrativen Aufwand und die Kosten senken und Aktionen werden dort vorgenommen, wo sie nötig sind.
Mit dem Gewinn von Nationalrat Alois Huber als neuer Präsident des SPV soll der Verband ausserdem mehr Schlagkraft erhalten und dem SPV mehr Synergien – beispielsweise zum Schweizer Bauernverband, dessen Vizepräsident er ist – verschaffen. «Ich spürte, dass meine Hilfe wird gebraucht und werde meine Aufgabe mit Überzeugung wahrnehmen», sagte Alois Huber anlässlich der Wahl.