Man habe den Stellenwert digitaler Technologien in der landwirtschaftlichen Ausbildung untersuchen wollen, schreiben Agroscope-Forschende in einem Beitrag in «Agrarforschung Schweiz». Offenbar (noch) keinen sehr grossen, wie ihre Resultate vermuten lassen. Dies, obwohl sich die Teilnehmenden an der Umfrage darin einig waren, dass die Digitalisierung heute wichtig sei und in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen werde.

Rund 100 Schüler an 18 Zentren

Die Forschenden fokussierten auf Betriebsleiterkurse, da die Teilnehmenden dort mit grosser Wahrscheinlichkeit selbst einen Betrieb führen und Entscheidungen zur Digitalisierung desselben treffen werden, so die Argumentation. 109 Schüler(innen) und 41 Lehrpersonen von 18 Bildungszentren füllten den wissenschaftlichen Online-Fragebogen aus. Bei den Schüler(innen) lag das Durchschnittsalter bei 18, im Falle der Lehrerschaft bei 43 Jahren.

Knapp die Hälfte ohne Digitalisierung

47 Prozent der befragten Schülerinnen und Schuler gaben an, dass digitale Technologien im Rahmen ihrer Ausbildung (in der Grundausbildung oder im Betriebsleiterkurs) nicht thematisiert worden sind.

Wo die Digitalisierung im Unterricht behandelt wurde, kamen Videos, schriftliche Unterlagen und praktische Übungen zum Einsatz. Vereinzelt verwendete man auch entsprechende Lehrbücher. Als wichtigste Inhalte nannten die Befragten Schüler(innen) und Lehrpersonen vor allem GPS, Umgang und Management von Daten, Roboter, Tierüberwachung, Fütterung oder Pflanzenernährung und E-Feldkalender.

Nur mittelmässig gut vorbereitet

In einem nächsten Schritt wollten die Agroscope-Forschenden herausfinden, wie anwendungsorientiert der Unterricht gestaltet war. Dafür fragten sie, wie gut sich die Teilnehmenden von Betriebsleiterkursen auf den Umgang mit digitalen Technologien im Alltag vorbereitet fühlen. Die meisten schätzten ihre Vorbereitung auf die Praxis als mittelmässig ein, das galt für Schüler(innen) genauso wie für Lehrpersonen. Gründe seien laut Umfrage die fehlende Behandlung des Themas überhaupt, fehlende praktische Übungen oder mangelnde Praxistauglichkeit und Computerkenntnisse.

Grundkenntnisse und Übersicht fehlen

Grundlegende Kenntnisse zu Computer und Informatik würden zwar vorausgesetzt, aber nicht vermittelt, kritisierten mehrere Schüler(innen) in der Umfrage. Ausserdem würde man sich eine Übersicht dazu wünschen, was an digitalen Lösungen heute zur Verfügung steht. Damit wäre ein Zugang ohne Wertung einzelner Angebote möglich.

Die Antworten der Lehrerschaft fielen wiederum ähnlich aus, wobei sie u. a. auch einen Kurs nur über digitale Technologien sinnvoll fänden.

Die Digitalisierung ist schon angekommen

Die Umfrage-Teilnehmenden sehen grosse Vorteile in der Nutzung digitaler Technologien, und zwar hinsichtlich der vereinfachten Aufzeichnung, Dokumentation und Datenauswertung, einer Ressourceneinsparung, kleinerem Arbeitszeitbedarf insbesondere im Pflanzenbau und einer besseren Überwachung der Gesundheit von Tieren oder Pflanzen. Mehr als 60 Prozent derjenigen, die bereits einen Hof haben, den sie heute oder in Zukunft führen, gaben an, dass ihr Betrieb bereits mittelmässig bis stark digitalisiert sei. 70 Prozent dieser Gruppe wollen zudem nach eigenen Angaben in Zukunft vermehrt auf die Digitalisierung setzen, weniger als 10 Prozent sprachen sich dagegen aus. Dies aus Kostengründen oder weil sie die persönliche Beobachtung von Tieren und Pflanzen vorziehen bzw. als zuverlässiger erachten.

Ein neues Buch könnte helfen

Je nach Bildungszentrum variiere die Bedeutung digitaler Technologien in der Ausbildung stark, fassen die Forschenden zusammen. Es sei ein neues Lehrbuch zu diesem Thema erschienen, das zur besseren Vermittlung betragen könnte. «Die künftigen Betriebsleitenden wünschen sich spezifische Kurse zu digitalen Technologien, eine bessere Übersicht über die verfügbaren Technologien und generell mehr Praxisnähe», so ihr Fazit.