«Die aktuelle Grundbildung entspricht speziell beim Beruf Landwirt/in nicht mehr den heutigen Anforderungen», schreibt die OdA AgriAliForm in einer Mitteilung. Der Reformprozess macht Fortschritte: im Januar 2023 werde man nach langer Vorarbeit das neue Modell in die Vernehmlassung schicken, das Lernenden einen gewissen Gestaltungsraum verspricht.

Optional vier Jahre Lehre

Um die angehenden Berufsleute für alle Facetten der Schweizer Landwirtschaft ausreichend zu wappnen, sind für die 3-jährige EFZ-Ausbildung im 3. Lehrjahr verschiedene Fachrichtungen vorgesehen:

  • Ackerbau
  • Bio-Ackerbau
  • Rindviehhaltung
  • Geflügelhaltung
  • Schweinehaltung
  • Alp- und Berglandwirtschaft

Daraus können die Lernenden ihren Interessen entsprechend auswählen. Wer sich mit zwei Fachrichtungen vertiefen will, soll die zweite in einem zusätzlichen vierten Jahr abschliessen können. Gerade für stark spezialisierte Betriebe sieht die OdA Vorteile im neuen Bildungsmodell.

Deutliche Mehrheit gegen 4-jährige Ausbildung

In der Zeit der Ausarbeitung wurde diskutiert, ob die Lehre zum Landwirt oder zur Landwirtin generell vier Jahre dauern sollte. Wie es in der Mitteilung heisst, habe man sich aber nach einer Abwägung der Chancen und Risiken in einer Kleingruppe mit 60 Teilnehmen klar für die Variante mit einem optionalen vierten Jahr entschieden. Die Mehrheit sei deutlich gewesen.

Grösserer Aufwand und höhere Löhne

Ohne Nebengeräusche wird die Umsetzung des neuen Bildungsmodells nicht, ist sich die OdA bewusst. Der organisatorische Aufwand für die Schulen werde steigen, so die Mitteilung, auch brauche es mehr überkantonale Zusammenarbeit. Es sei nicht sinnvoll, dass jede Schule alle Fachrichtungen anbietet. Auch müsse der Lohn im vierten Lehrjahr höher sein und irgendwo in der Mitte zwischen jenem einer ausgelernten Fachkraft und dem eines 3.-Lehrjahrstifts liegen, damit möglichst viele Lernende von gemischten Betrieben auch wirklich eine zweite Fachrichtung abschliessen.

Höhere Berufsbildung folgt

Nach der Revision der Grundbildung steht jene der höheren Berufsbildung an. Sie soll fertig beraten sein, sobald die ersten Lernenden das EFZ nach dem neuen Bildungsplan abschliessen, stellt die OdA in Aussicht.

Zuerst geht aber das neue Modell für die Grundbildung in die interne Vernehmlassung zu den Mitgliederorganisationen der OdA AgriAliForm. Die nötigen Dokumente werde der Vorstand Mitte Januar 2023 genehmigen, worauf die Mitglieder für ihre Stellungnahme vier Monate Zeit bekommen.

Auch Änderungen bei anderen Berufen
Künftig wird es keinen eigenständigen Beruf «Geflügelfachleute» mehr geben, er wird als Fachrichtung in Landwirt/in EFZ integriert. Obstfachleute und Gemüsegärtner(innen) bleiben weiterhin bei einem EFZ ohne Fachrichtungen, aber die Weinberufe Winzer/in und Weintechnolog/in werden zu einem neuen Beruf zusammengefasst. Dieser trage die Bezeichnung Weinfachmanns oder der Weinfachfrau bietet dann die beiden Fachrichtungen Winzer und Kellerwirtschaft.