Das Inforama Seeland in Ins lud am Freitag zu einer Tagung zur Bodenpolitik. Da das Thema letztendlich alle betrifft, waren zur Podiumsdiskussion Vertreter aus Naturschutz, Kiesgewerbe und Landwirtschaft geladen. Neben einem Wissenschaftler kamen auch zwei Politiker zu Wort. 

Herausforderungen in der Bodenpolitik

Zu Beginn erläuterte Emmanuel Frosshard von der ETH die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Nationalen Forschungsprogramm 68 (NFP 68) zu Herausforderungen in der Bodenpolitik. Dieses Projekt sammelte Wissen zum System Boden, praktisch anwendbare Messmethoden für die Bodenqualität und Strategien für die nachhaltige Nutzung von Böden. 

Die Qualität wird vernachlässigt

Neben den üblichen Verdächtigen, die beim Thema Bodenschutz genannt werden (etwa die Überbauung und Verdichtung), betonte Frosshard vor allem eine Wissenslücke. Es sei nämlich in der Schweiz weitestgehend unbekannt, wo welche Böden und welche Bodenqualität zu finden sei. Die Qualität des Untergrundes sei heutzutage ein vernachlässigtes  Thema, sowohl von der Politik als auch der Gesellschaft. Es brauche daher eine schweizweite Bodenkartierung, wie sie andere Länder schon hätten.

Motion Müller-Altermatt

Der CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt referierte über eine Motion, die er vor etwas mehr als sechs Jahren eingereicht hatte und die angenommen wurde. Dank dieser Motion wird nun ein nationales Bodenkompetenzzentrum (BoKo) an der HAFL aufgebaut. Das BoKo soll im Sinne einer Landes-Pedologie dabei helfen, den Boden standortgemäss zu nutzen. Die Interessen der Beteiligten seien abzuwägen, die Grundlage für diese "faktenbasierte Interessensabwägung" solle das BoKo liefern, indem es erhebt, wo welcher Boden zu finden und wie wertvoll dieser ist.

Motion Salzmann

Ins gleiche Rohr stiess auch der SVP-Nationalrat Werner Salzmann. Er plant ebenfalls eine Motion einzureichen, in der er ein nationales Kompetenzzentrum für die kulturtechnische Bodenverbesserung vorschlägt. Er betonte die Wichtigkeit der Selbstversorgung und die grosse Rolle der Landwirtschaft dabei. Der Bodenschutz sei zum grössten Teil Sache der Landwirtschaft, so Salzmann. Daher auch seine Forderung nach einem entsprechenden Kompetenzzentrum.

Verhärtete Positionen, wenig Dialog

Die anschliessende Podiumsdiskussion kam nicht wirklich ins Rollen, da die Beteiligten eher darauf bedacht waren, ihre Standpunkte darzulegen. Immerhin war man sich einig, dass der Boden wichtig sei. Verena Wagner, Präsidentin der Pro Natura Bern wurde für fehlenden Willen zur Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft kritisiert. Sie betonte aber, dass Ihre Organisation sehr eng mit den Bauern zusammen arbeite. Allerdings wolle sie eine aktive Rolle einnehmen und "nicht nur das grüne Feigenblatt" sein.

"Die Landwirtschaft hat ihre Hausaufgaben gemacht"

Die Stimmen aus dem Publikum waren deutlich praktischer orientiert. Einer der Anwesenden störte sich an der Aussage Verena Wagners, die Landwirtschaft habe ein Problem. Er hielt dem entgegen, dass sich die bäuerlichen Methoden weiter entwickelt hätten, man habe seine Hausaufgaben gemacht. Aber es sei unsinnig, Flächen für Brachen vorzuschreiben, wo Raufutter produziert werden könnte. Dieses werde nämlich dann aus dem Ausland angekarrt.

Wagner betonte, es sei wichtig dort anzubauen, wo es Sinn mache und andernorts eben nicht.

ProAgricultura: der Tisch ist gross genug

Zum Schluss lud Urs Jenni, Vize-Präsident von ProAgricultura alle Meinungsvertreter in Sachen Boden  im Seeland dazu ein, sich bei seiner Organisation einzubringen. ProAgricultura sei ein Verein der Basis und der Tisch sei gross genug für alle.

jsc