Und nicht nur für die Lebensmittelproduktion sind Böden wichtig: Sie filtern auch Regenwasser und sorgen damit für sauberes Trinkwasser. Sie regulieren das Klima, weil sie mehr Kohlenstoff speichern als alle Wälder der Welt zusammen.

Böden sind voller Vielfalt: In einer Handvoll Erde leben mehr Organismen als Menschen auf unserem Planeten. Zwei Drittel aller Arten von Lebewesen haben ihre Heimat unter der Erdoberfläche.

Doch trotz der lebenswichtigen Funktionen und zentralen Bedeutung wurde und wird der Boden manchmal wie der letzte Dreck behandelt. Heute ist der Boden gefährdet wie vielleicht noch nie zuvor. Für diese Gefährdung gibt es 2 Gründe: Naturgefahren und der Mensch. Zu den Naturgefahren zählen Lawinenniedergänge, Erdrutsche, Brände, Hochwasser und ähnliche Vorkommnisse, die es schon immer gab und immer geben wird.

Viel schlimmer ist jedoch die Bodengefährdung durch den Menschen, ob direkt via Überbauung, Schadstoffeintrag, Übernutzung oder indirekt wie über den Klimawandel.

Mehr Menschen, weniger Fläche

Die Weltbevölkerung wächst - doch der Boden wächst nicht mit. Die Oberfläche der Erde umfasst nach wie vor 13,6 Milliarden Hektar. Die Hälfte davon ist mit Wald bestückt, oder es handelt sich um - vom landwirtschaftlichen Gesichtspunkt aus gesehen - unproduktive Fläche wie Gebirge oder Wüsten.

Nur 10 Prozent der Erdoberfläche können ackerbaulich genutzt werden. Rund ein Viertel der Erdoberfläche dient als Dauergrünland indirekt ebenfalls der menschlichen Ernährung und auf einem sehr kleinen Teil (1 Prozent der Erdoberfläche) werden Spezialkulturen wie Obst und Reben angebaut.

Wenn die heutige Nachfrage nach Agrarprodukten unverändert weiterwächst, müsste bis zum Jahr 2050 zusätzliches Landwirtschaftsland in der Grösse zwischen 320 und 850 Millionen Hektar erschlossen werden. Der niedrigere Wert entspricht der Fläche Indiens, der höhere der Fläche Brasiliens.

Das ist unmöglich. Die FAO (Food and Agriculture Organization oft the United Nations) schätzt zwar, dass in Afrika und der südlichen Sahara noch Potenzial für zusätzliches Ackerland besteht. Laut Expertenschätzungen können aber höchstens noch 120 Mio. Hektar Ackerland zusätzlich erschlossen werden.

Das ist gerade Mal 1 Prozent mehr als heute. Weil gleichzeitig jedes Jahr eine Fläche von etwa 3 bis 4 Mio. Hektar land- und forstwirtschaftlich nutzbarer Böden verloren geht, nimmt die nutzbare Fläche nicht zu. Überweidung macht Weiden unfruchtbar, Erosion und Klimawandel machen aus Äckern Wüsten, während gute landwirtschaftliche Flächen unter Häusern und Strassen verschwinden.

 

 

Nutzfläche sinkt

Dass immer mehr Fläche verbaut wird, ist augenfällig. Wo vor zehn Jahren noch Kühe weideten, stehen heute Lagerhallen. Die Wiesen, auf denen früher Fussball gespielt wurde, sind Wohnbauten gewichen. Gebaut wird zudem oft dort, wo der Boden auch ideal für die landwirtschaftliche Produktion ist.

Die Siedlungsfläche der Schweiz hat sich in den letzten Jahrzehnten stark ausgedehnt . Zwischen 1985 und 2009 hat sie pro Einwohner und Arbeitsplatz um 6,5 Prozent zugenommen. Zwar geht das Siedlungswachstum zumindest in der Westschweiz zurück, es bleibt aber auf einem hohen Niveau. 60 Prozent der Flächen in Siedlungsgebieten sind versiegelt und haben keine ökologischen Bodenfunktionen mehr. Ein vorrangiges Ziel muss deshalb sein, das Siedlungswachstum zu bremsen.

Eveline Dudda/lid