Milan Basik ist Milchbauer im tschechischen Städtchen Tàbor. Rund 100 Kilometer südlich von Prag bewirtschaftet er mit seiner Familie gut 300 Hektaren Land, melkt mit drei Angestellten 70 Kühe und betreibt eine Biogasanlage. Der Bauer verdient damit noch gutes Geld. Und der Familienbetrieb ist in Tschechien eher ungewöhnlich. Denn drei Viertel der Landwirtschaftlichen Nutzfläche werden von Genossenschaften und Firmen genutzt. So interessierten sich auch die Teilnehmer des diesjährigen Kongresses der European Dairy Farmers (EDF) für Milan Basik. Ende Juni waren sie bei ihm zu Besuch.

Wechselvolle Geschichte

Dass Milan Basik heute auf 300 Hektaren arbeiten kann, ist keineswegs selbstverständlich. Die Betriebsgeschichte geht zurück in die graue Vorzeit des Mittelalters. Mitte des 20. Jahrhunderts heiratete dann Milan Basiks Grossvater Josef in die zwölfte Generation der Bewirtschafterfamilie ein. Josef Basik investierte in den ersten Jahren in Gebäude und moderne Maschinen. Dann wurde er von der Weltgeschichte eingeholt: Die Kommunisten verurteilten ihn zu einem Jahr Gefängnis, enteigneten den Hof. Ganze 13 Jahre dauerte es, bis die Familie Basik rehabilitiert wurde und einen Teil der ursprünglichen Farm zurückbekam. 1991 konnte Milan Basiks Vater mit 32 Hektaren Landwirtschaftlicher Nutzfläche wieder anfangen und in den ersten Jahren eine Herde von 45 Kühen aufbauen. 2004 übernahm Milan Basik den Betrieb und investierte 2007 in die Verlängerung des Stallgebäudes sowie in ein automatisches Melksystem.

11 000 Kilogramm Milch 

Heute bewirtschaftet Milan Basik mit seiner Familie, drei Angestellten und mithilfe seines Vaters über 300 Hektaren Land. 67 Hektaren sind Dauergrünland. Auf der restlichen Fläche werden Gras, Klee, Mais, Weizen, Raps und Triticale angebaut. Mit durchschnittlich 640 Millimetern Niederschlag fehlt es oft an Wasser, um gute Felderträge zu erzielen. So liegt der durchschnittliche Ertrag beim Grünland bei 65 dt jährlich, beim Mais bei immerhin 135 dt. Der Betrieb braucht fast 1,4 Hektaren Futterfläche pro Kuh, um genügend und qualitativ hochstehendes Grundfutter herzustellen. Das ist nötig, denn die knapp 70 Holsteinkühe haben eine Jahresmilchleistung von gut 11 00 kg. Milan Basik kann damit die alten Stallgebäude sowie den Melkroboter voll auslasten und 750 00 Kilo Milch jährlich abliefern.

In der Zucht setzt Basik seit Jahren auf Holsteinstiere aus Frankreich, wobei er neben der Milchleistung auch auf das Euter und die Gliedmassen Wert legt. Die Milchviehration besteht aus rund 60% Mais, 30% Graskleesilage. Die übrigen 10% entfallen auf getrocknete Zuckerrübenschnitzel und Heu. Um die hohen Milchleistungen zu erreichen, erhält jede Kuh pro Jahr rund 2500 kg Kraftfutter. Dabei kostet Rapsextraktionsschrot rund 220 Euro pro Tonne (etwa 240 r./t), gentechnikfreies Sojaextraktionsschrot schlägt mit 480 Euro (520 Fr./t) zu Buche, jenes mit GVO kostet noch 370 Euro oder gut 400 Franken. Zum Vergleich: In der Schweiz kostet Rapsextraktionsschrot etwa 340 Franken; GVO-freies Sojaextraktionsschrot 600 Franken je Tonne. Bei Basiks liegt der Kraftfutterverbrauch mit 237 Gramm pro Kilo energiekorrigierte Milch unter dem Durchschnitt der tschechischen und auch der europäischen EDF-Vergleichsbetriebe (siehe Kasten).

Immer am Ball bleiben

Milan Basik ist nah am Alltagsgeschäft. Das sei einer der Vorteile, wenn man als Familienbetrieb arbeite, sagt er. Die Produktivität ist auch deshalb höher, weil die Flächen gut arrondiert sind. Nur die Stallgebäude sind älter. Damit kann er zwar verhältnismässig günstig Milch produzieren, aber irgendwann sind wieder weitere Investitionen im Milchviehstall nötig.

Bisher hat Milan Basik aber vor allem auf Diversifizierung gesetzt. Vor vier Jahren hat er eine 250-Kilowatt-Biogasanlage in Betrieb genommen. Die Abwärme wird für die Beheizung von zehn Häusern in der Nachbarschaft und für die Getreidetrocknung verwendet. Insgesamt erzielt Milan Basik 35% des Einkommens aus der Milchproduktion, weitere 35% mit der Biogasanlage. 20% des Einkommens kommen aus dem Ackerbau und die restlichen 10% von den Direktzahlungen aus Brüssel.

Weiter diversifizieren

Dennoch macht sich Milan Basik mit seiner Familie Gedanken über die Zukunft. Zur Ausdehnung der Milchproduktion konnte sich der Betriebsleiter noch nicht durchringen, da damit auch grössere Investitionen in neue Gebäude nötig wären. Weil 2016 der Milchpreis im Schnitt 24,7 Eurocent betrug, ist der Bauer vorsichtiger geworden. Aktuell beträgt der Milchpreis immerhin 32 Eurocent.

Auch den Betrieb noch weiter zu vergrössern, wäre möglich. Allerdings ist auch das nicht gratis. Ackerland kostet mittlerweile 7500 bis 10 000 Euro (Fr. 8100 bis 11 000), Grasland 4500 bis 5500 Euro (Fr. 4900 bis 6100). Und das bei einer jährlichen Preissteigerung von gegen 20 Prozent. Für Milan Basik ist es deshalb schwierig, genügend Kapital aufzubringen. Trotzdem: Basik ist zufrieden, dass er auf Diversifizierung gesetzt hat. Und er will die Strategie auch in Zukunft weiterverfolgen.

Josias Meili

Josias Meili arbeitet am Strickhof und ist Mitglied von EDF-Schweiz und für die wissenschaftliche Begleitung der Milchbauern verantwortlich.