Effektive Mikroorganismen EM sind in der Landwirtschaft bereits seit Jahren im ­Einsatz. Um Interessierten aufzuzeigen, wie sie in der Praxis angewendet werden können, fand am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) in Flawil diese Woche ein Kurs zum Thema statt.

Die richtigen Bakterien im Darm ansiedeln

Referent Beat Hug, der als Tierheilpraktiker und EM-Berater tätig ist, setzte den Kursschwerpunkt auf die Tierhaltung. Nebst Pferden und Hunden behandelt der St. Galler immer häufiger auch Rindvieh. Unter den anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren die meisten Milchviehhalter.

Bakterien sind allgegenwärtig, sie leben in einer natürlichen Symbiose. Manche sind für unser Leben unerlässlich und haben wichtige Funktionen, beispielsweise um den Futterbrei im Darm zu verwerten. Sie tragen massgeblich dazu bei, dass das Futter aufgespalten werden kann. «Für eine Kuh beispielsweise ist es entscheidend, im Gras die richtigen Bakterien vorzufinden, um leistungsfähig zu sein», stellte Hug fest. Einige Stämme können dagegen Krankheiten verursachen, wenn sie in der Überzahl sind: «Es hängt vom Milieu eines Ortes ab, welche Bakterien vorherrschend sind.»

Nicht selten sind es feine Nuancen, die darüber bestimmen, ob ein System zugunsten eines bestimmten Bakterienstamms kippe, erklärte der Tierheil­praktiker. «Je vielfältiger das ­Mikrobioms der Darmflora ist, desto besser kann sich das Immunsystem wehren.»

Starthilfe für das Immunsystem von Kälbern

Hier setzen laut Beat Hug die Effektiven Mikroorganismen EM an, die aus einer Kombination von Milchsäurebakterien mit anderen nützlichen Mikroben bestehen (siehe Kasten). Besonders sinnvoll sind dabei vorbeugende Massnahmen. «Damit die Darmflora einer Milchkuh von nützlichen Mikroben besiedelt ist, empfiehlt sich der Einsatz von Effektiven Mikroorganismen bereits beim Kalb, und zwar von Anfang an», sagte Hug. Um das Immunsystem zu stärken, gehöre auch der Einsatz einer guten Biestmilch und später gutes Futter dazu.

Mit EM könne begonnen werden, nachdem das Kalb die Biestmilch erhalten habe. Hug rät zu einer Gabe von 25–30 ml pro Tag und Kalb in den ersten zwei ­Monaten. Ganz besonders empfehlenswert sei dies auf Aufzuchtbetrieben, wo Kälber aus verschiedenen Ställen eintreffen und sich dementsprechend verschiedenste Bakterienstämme tummeln. Hier sei das mikrobielle Management besonders herausfordernd. Mithilfe der EM lasse sich die bakterielle Zusammensetzung in die erwünschte Richtung lenken. «Es ist wie in einer Käserei, wo man die Milch mit ausgewählten Bakterienstämmen impft», sagte Hug zur Veranschaulichung.

Leistungsfähigkeit von Milchkühen steigern

Auch bei Kühen, die mit ihrer Milchproduktion Hochleistung betreiben, kann laut Beat Hug der Einsatz von Effektiven Mikroorganismen viel bringen. Er empfiehlt eine Startergabe von 150 ml pro Tag und Tier, die mit der Zeit auf 80–100 ml gesenkt werden können. Die EM, die in Zuckerrohrmelasse fermentiert werden, können direkt über das Futter gegeben werden. Als «Bokashi» steht zudem eine trockene Variante zur Verfügung. Je nach Tierart kommen unterschiedliche Einsätze und Dosierungen zum Zug. Bei kleinen Tieren wie Küken empfehle es sich, diese mit dem Mittel fein zu besprühen.

Weitere Einsatzgebiete für Effektive Mikroorganismen sind Bereiche wie Gülle, Mist, Liegeflächen, Boxen, Silo, Weiden und Acker. Hug empfiehlt beispielsweise, einen Liter pro Woche in den Schwemmkanal zu geben. Wenn bereits die Silage behandelt werde, brauche es entsprechend weniger. Er wies zudem darauf hin, dass mit EM auch Geruchsemissionen reduziert werden können. Laufen weniger Fäulnisprozesse ab, verschwinde auch der entsprechende Geruch. Zudem nehme die Fliegenbelastung ab.

«Mit EM lassen sich gezielt erwünschte Mikroben einsetzen», sagte Hug. Es gebe jedoch kein Patentrezept, wie dabei vorzugehen sei. Es erfordere jeweils individuelle Lösungen, welche die Gesamtheit der Faktoren auf einem Betrieb einbeziehen.

 

Effektive Mikroorganismen

Bei Effektiven Mikroorganismen EM handelt es sich um eine Mischung, die hauptsächlich aus natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien, Photosynthesebakterien, Hefe und Pilzen besteht. Sie wurde 1982 von dem Japaner Teruo Higa im Rahmen der Düngerforschung entwickelt und hat zum Zweck, das Gleichgewicht von Mikrobengesellschaften, egal wo, zu erhalten und wiederherzustellen.

Nach Angaben der Herstellerfirma werden EM heute in über hundert Ländern eingesetzt, in Bereichen wie der Landwirtschaft und des Gesundheits­wesens. Ihre Wirksamkeit ­basiert auf Erfahrungen, wissenschaftliche Beweise dafür konnten bisher nicht erbracht werden. Je nach Einsatzbereich kommen verschiedene Produkte zur Anwendung. Einige Beispiele von Wirkungen, welche EM zugeschrieben werden:

  • Verbesserung der Bodenstruktur
  • Erhöhung von biologischem Wert von Kompost
  • Erreichen einer wertvollen Silage
  • Unterstützung von Tier- und Pflanzengesundheit 

Weitere Informationen: www.em-schweiz.ch