Mischkulturen wie Permakultur, regenerative Landwirtschaft oder Agroforst bekommen immer mehr Aufmerksamkeit. Der Permakultur sei nun der Einzug in die eidgenössische Agrarbürokratie gelungen, berichtete kürzlich der «Bund». Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat für Betriebe mit Permakultur einen offiziellen Flächencode vorgesehen. Dieser sei für die Landwirte wichtig, weil sie damit ihre Flächen effektiv für Direktzahlungen anmelden können. «Das ist ein grosser Durchbruch für unsere Bewegung», sagte Hans Balmer, Präsident des Vereins Permakultur-Landwirtschaft, gegenüber der Zeitung.

Gegenüber der BauernZeitung will sich der Verein aktuell nicht äussern. Über die Erfahrungen mit dem neuen Flächencode wolle man sich zuerst mit Landwirten, Forschenden und BLW-Vertretern austauschen.

Erfassung vereinfachen

Ganz grundsätzlich muss in der Schweiz jede Fläche aufgrund ihrer Nutzung erfasst werden. «Bei Permakulturen ist das nicht ganz einfach, wenn z. B. Beeren und einjähriges Gemüse gemischt auf engem Raum angebaut werden», teilt das BLW mit. Der neue Code heisst «Flächencode 725 ‹Permakultur (kleinräumige Mischung verschiedener Kulturen mit mehr als 50 % Spezialkulturen)›». Er soll die Erfassung von Flächen mit Permakulturen vereinfachen.

Dabei sei die Formulierung «kleinräumig» bewusst relativ offen gewählt worden. Jedoch sei klar, dass es sich bei einer Hektare Weizen neben einer Hektare Obstanlage nicht um Permakultur handeln könne, weil es sich dabei unter Schweizer Verhältnissen nicht um eine «kleinräumige Mischung» handle.

50 Prozent Spezialkulturen

Flächen, die mit dem neuen Code erfasst werden, müssen mindestens 50 % Spezialkulturen umfassen. Als solche gelten Reben, Hopfen, Obstanlagen, Beeren, Gemüse ausser Konservengemüse, Tabak sowie Heil- und Gewürzpflanzen. Sie können aber auch einen Anteil an Nicht-Spezialkulturen umfassen (z. B. Kornelkirschen) oder Ackerkulturen (z. B. Linsen). «Die gesamte Fläche mit Permakultur gilt als Spezialkultur und kann so z. B. von entsprechenden SAK- oder Bio-Beiträgen profitieren», hält das BLW fest.

HAFL erforscht Schweizer Permakultur

Hans Ramseier, Professor für Pflanzenschutz und ökologischen Ausgleich an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften, hat kürzlich mit der Datenaufnahme für das erste wissenschaftliche Projekt über die Schweizer Permakultur-Landwirtschaft gestartet.

Ziel ist es, die Auswirkungen der Produktionsmethode auf Boden, Nützlinge und Schädlinge während drei Jahren zu erfassen. Ebenfalls sollen Daten über die Wirtschaftlichkeit, etwa Arbeitsaufwand, erhoben werden. Beteiligt sind neun Betriebe mit einer Grösse von drei bis über 30 Hektaren.

Finanzierung noch nicht gesichert

Hans Ramseier würde die Betriebe gerne über zehn Jahre verfolgen, weil Erhebungen in einem komplexen Anbausystem über drei Jahre zu kurz seien: «Zehn Jahre wären sehr schön und sicher dann auch aussagekräftig, allerdings müssen wir dafür zuerst die nötigen Ressourcen finden.»

Er hat einen Startbeitrag von der Stiftung «Sur-La-Croix» erhalten und eine Eingabe bei einer weiteren Stiftung ist hängig. Es seien zudem weitere Projektanträge geplant.