«Es ist pure Leidenschaft», erklärt Barbara Huber zu ihrem Engagement. Seit 2020 ist sie Gastgeberin bei «Swiss Tavolata». Zudem amtet sie als Vizepräsidentin des Vereins. Über die Website der Organisation können Essen bei Landfrauen und Bäuerinnen daheim gebucht werden.

Im Alltag ist Barbara Huber Bäuerin. Der Hof mit Milchwirtschaft, Aufzuchtrindern, Ackerbau, Mais, Zuckerrüben, Pensionspferden und Kleintieren liegt in Dinhard im Zürcher Weinland. Er ist idyllisch eingebettet in eine Landschaft mit Wiesen und Wäldern.

Leidenschaftliche Köchin

Die Bäuerin liebt es, für Gäste währschafte Speisen wie Rindsgeschnetzeltes, Hackbraten, Kartoffelstock mit Saisongemüse sowie Desserts zuzubereiten. Ihr Mann Ernst, mit dem sie 38 Jahre verheiratet ist, unterstützt sie sowohl bei den Vorbereitungen wie auch während der Bewirtung an den Tavolatas. «Neumodisch würde man dazu sagen, dass es zwischen uns ‹matcht›.»

Reisen ist eine weitere Leidenschaft der Mutter von drei erwachsenen Kindern, die gerne in Bewegung und kontaktfreudig ist. Deshalb gründete sie vor einigen Jahren ihr eigenes Reisebüro «Travel by Barbara». Hier bietet sie für Kleingruppen und primär für Frauen Reisen an. Diese führten sie auch in diesem Frühjahr und Herbst unter anderem nach New England.

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Zeit für Eigenes

Als Vizepräsidentin von Swiss Tavolata weiss Barbara Huber, dass es Gastgeberinnen gibt, die häufiger gebucht werden als andere. Doch da kann der Verein nichts machen. «Wir sagen den Gastgeberinnen und solchen, die es werden möchten, dass sie selbst dafür verantwortlich sind, gebucht zu werden», betont die Vizepräsidentin. «Wir können ihnen die Gäste nicht bringen.» Sie selbst wird regelmässig gebucht. Das bestätigt sie darin, dass sie als Gastgeberin «auf dem richtigen Weg» sei, sagt sie.

Barbara und Ernst Huber übergeben ihren Betrieb nächstes Jahr an ihren Sohn Philipp. Die Pensionierung ist für das Betriebsleiterpaar ein Thema, dem sie sich bewusst und seit einiger Zeit stellen. «Wir haben beide immer gearbeitet und werden weiterhin auf dem Betrieb mithelfen.» Aber sie können es inzwischen etwas gemächlicher angehen und haben erstmals zeitliche Ressourcen. Diese nutzt die Bäuerin für Tavolatas, fürs Reisen sowie für eine Teilzeittätigkeit im Medizinbereich. Ihr Mann fand in diesem Sommer Gefallen am Führen seiner «Besen-Beiz».

Dialog auf Augenhöhe

Barbara Huber wuchs auf einem Bauernbetrieb mit mehreren Geschwistern auf. «Ich war es schon früh gewohnt, in Feld und Stall tatkräftig mitzuarbeiten.» Danach befragt, was ihr an den Tavolatas im Dialog mit den Gästen besonders wichtig sei, erklärt sie: «Die Gäste buchen bei mir Tavolatas, weil sie etwas Schönes feiern möchten, etwa einen Geburtstag oder ein Jubiläum. Da ist es für mich und meinen Mann selbstverständlich, dass wir in Gesprächen nicht mit unseren bäuerlichen Anliegen oder kritischen Themen im Vordergrund stehen dürfen.»

Die meisten ihrer Tavolata-Gäste nutzen die Gelegenheit, vor dem Apéro und dem Essen eine Hofführung mit ihrem Mann zu machen. «Eine Hofführung anzubieten, kann ich nur empfehlen. Sie bringt uns Bäuerinnen und Bauern die Chance auf Kommunikation zwischen Produzent und Konsument auf Augenhöhe. Manche Gäste sind erstaunt, wenn sie hören, dass wir auch am Sonntag arbeiten müssen.» Für Barbara Huber gibt es im Dialog mit Gästen keine «schwierigen Fragen». Es sei Charaktersache, wie man etwas kommuniziere.

Klare Regeln

Die Herausforderung in der Kommunikation mit den Gästen liegt für sie darin, das «Heft nicht aus der Hand zu geben», eine eigene Meinung zu haben. Ein Thema wie etwa Direktzahlungen anzuschneiden, sei heikel: «Mein Mann erklärt den Gästen stattdessen anhand des Beispiels der Milch, wie hier Produktionskosten, Aufwände und die Entschädigung an die Landwirtschaft in der Preisentwicklung völlig diametral verlaufen.»

Worauf legt sie in der Kommunikation mit den Gästen besonderen Wert? «Wir erklären den Gästen, dass Bäuerin und Bauer zu sein, eine Lebensart ist. Wir stehen vollends hinter unseren Traditionen und Werten, die damit verbunden sind.» Es sei für sie etwas vom Schönsten, Speisen mit eigenen Kartoffeln, eigenem Fleisch oder Obst und Gemüse aus der Region zuzubereiten.

Barbara Huber hat keinen Garten, kauft jedoch Obst und Gemüse bei ihren Kolleginnen in deren Hofläden. Auf die Frage, wie sie und ihr Mann sich gegenüber den Gästen abgrenzen und wie sie damit umgehen, dass Fremde in ihrer Wohnstube essen, erklärt sie: «Wir haben klare Regeln, die wir kommunizieren. So ist zum Beispiel der private Wohnbereich nicht zugänglich und geraucht werden darf nur im Freien.» Diese Regeln würden auch respektiert. «Letztlich ist es die individuelle Entscheidung der Gastgeberinnen, dass sie sich darauf einstellen können, dass Gäste in ihrer Wohnstube speisen.»

Weitere Informationen: www.swisstavolata.ch

Wie kann man mitmachen?

«Bei Bäuerinnen und Landfrauen zu Hause die echte traditionelle und innovative Schweizer Küche geniessen», beschreibt Swiss Tavolata das Angebot des Vereins auf der Website. Derzeit servieren 29 Gastgeberinnen und ein Gastgeber hausgemachte Speisen bei sich zu Hause – in der Küche und der Stube, im Esszimmer, Garten, Tenn oder Weinkeller.

Der Verein Swiss Tavolata unterstützt die Gastgeber(innen) bei der Menü-Gestaltung und der Umsetzung, schafft Qualitätsstandards und stellt deren Einhaltung sicher. Anlässlich eines Probe-Essens werden alle Details besprochen und für die Profilseite Fotos von den Gastgeberinnen und Gastgebern, den Speisen sowie von Haus, Hof und Umgebung erstellt.

Auf den Tisch kommen Gerichte aus einheimischen Produkten (mindestens 80 Prozent), vom eigenen Hof oder aus der Region sowie überlieferte und neue Familienrezepte.