«Heute sind wir mit der Tisch-Dekoration schnell fertig, wir haben bereits viel vorbereitet», stellt Sandra Kohler lachend fest. Zusammen mit Barbara Eggimann und einem Helferteam ist sie am Mittagstisch in Wyssachen zuständig für diverse Arbeiten, von der Anmeldung bis zum fertig gedeckten Tisch. Weitere Frauen sind in der Küche tätig und kochen für rund 80 Personen ein feines Essen. Dies geschieht viermal im Winterhalbjahr in den Monaten November, Dezember, Februar und März. Als eigenständiges Mittagstisch-Team unter dem Patronat des Landfrauenvereines Wyssachen leisten die Beteiligten freiwillige, ehrenamtliche Arbeit. 

Rund ein Drittel macht Freiwilligenarbeit

Das Angebot, sich freiwillig zu engagieren, ist in der ganzen Schweiz riesig. Im Jahre 1999 wurde daher Benevol Schweiz gegründet, die «Dachorganisation der regionalen Fachstellen für freiwilliges Engagement in der Schweiz», wie der Verein auf seiner Website schreibt. Benevol Schweiz setzt sich für die Anerkennung sowie Förderung der Freiwilligenarbeit ein und bietet in diesem Zusammenhang diverse Dienstleistungen an. Denn Freiwilligenarbeit stärke das Gemeinschaftsgefühl und sie fördert die Solidarität in der Gesellschaft.

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Rund ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz engagiert sich in irgendeiner Form freiwillig. Die Frauen und Männer entwickeln bei diesen Aufgaben ergänzende praktische, organisatorische sowie zwischenmenschliche Fähigkeiten und übernehmen oft Verantwortung in verschiedenen Bereichen. Freiwilligenarbeit umfasst eine riesige Palette von Aktivitäten, von der Mitarbeit in sozialen und karitativen Organisationen, über politische Engagements, bis zu Arbeiten im Bereich von Umwelt- und Naturschutz.

«Weil es Freude macht»

Seit 30 Jahren gibt es den Mittagstisch in dieser Form in Wyssachen. Eingeladen dazu sind alle Leute, die gerne in einer grossen Runde ein Mittagessen geniessen, von Kindern bis zu pensionierten Personen. Alleinstehende Leute und Klein-Haushalte werden speziell angesprochen. Für 13 Franken pro Person wird ein Dreigang-Menü gekocht, inbegriffen sind auch Wasser, Tee und Kaffee. Oftmals wird von den «Kostgängern» grosszügig aufgerundet, so sind die Finanzen im schwarzen Bereich. Sollte das Geld doch einmal knapp sein, ist der Landfrauenverein als Sicherheit im Hintergrund. Diese Hilfe musste bisher aber nie beansprucht werden.[IMG 2]

Das Team arbeitet ohne Lohn, doch für alle, die ehrenamtlich mitarbeiten, gibt es als Wertschätzung ein gemeinsames Nachtessen, bezahlt vom Landfrauenverein. Zusätzlich wird die Blumendekoration auf den Tischen jeweils an die Helferinnen verschenkt. Was ist aber die Motivation der Frauen, sich, auch langjährig, zu engagieren? «Ich wurde jung in den Landfrauenvorstand gewählt und kam so zum Mittagstisch, dies ist seit über 20 Jahren so und macht immer noch Spass», sagt etwa Sandra Kohler. 

«Ich bin seit drei Jahren pensionierte Lehrperson, nun habe ich endlich Zeit, mich freiwillig zu engagieren. Ich schätze es, den Leuten ein Lachen ins Gesicht zu zaubern», erklärt Barbara Eggimann. «Weil es einfach Freude macht und es so viele positive Rückmeldungen gibt», meint Vorstandsfrau Barbara Meister zu ihrem Engagement. Sie kann sich vorstellen, nach der Zeit im Landfrauenvorstand weiter beim Mittagstisch mitzuhelfen. «Wenn ich helfen kann, helfe ich gerne, das Team stimmt. Ich habe schon meiner Mutter in der Küche geholfen und kann nun sogar beim Mittagstisch noch etwas lernen», meint Vroni Liechti mit einem Lächeln.

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Gemeinsam ist vieles möglich

Gemeinsam am Tisch zu sitzen, ist für viele der Frauen wichtig. So gibt es in Wyssachen zum Beispiel auch einen Erntedankgottesdienst, bei dem die Männer eine Kürbissuppe kochen, die von allen gemeinsam gegessen wird. Nachfolgerinnen für das Team des Mittagstisches zu finden, ist schwieriger geworden. «Aber wenn man darüber spricht, ist vieles möglich», sagt Barbara Meister. Wichtig sei vor allem, offen auf die Leute zugehen und direkt zu fragen. Auch der Umfang der Freiwilligenarbeit muss offengelegt werden. Ein «Nein» ist zu akzeptieren, denn nicht jede Person verfügt über Ressourcen, sich freiwillig zu engagieren. Aber dank vieler «Ja» ist es immer noch möglich, den Mittagstisch in Wyssachen zu organisieren. 

Möglichkeiten für ein freiwilliges Engagement 

Wer an Freiwilligenarbeit interessiert ist, findet Plattformen, um sich zu engagieren. Denn Arbeiten hat nicht immer nur etwas mit Leistung, Geld und Druck zu tun. Es gibt auch Arbeit, die Spass macht, erfüllend wirkt und anderen hilft. Freiwilligenarbeit ist nicht nur ein Job, sondern eine Passion. Im besten Fall findet man eine ehrenamtliche Arbeit, bei der man nicht nur für andere Menschen etwas Gutes tut, sondern die auch eine Bereicherung für sich selbst ist. «Wir haben uns gefreut, das 30-jährige Bestehen des Mittagstisches in Wyssachen zu feiern, und wir hoffen, dass das Angebot noch viele Jahre weiter bestehen kann», sagt Barbara Meister, stellvertretend für das ganze Team. Einmal mehr bekamen sie grosse Wertschätzung von dankbaren Menschen.