Nicht nur die Kuh muss sich im Stall wohlfühlen, auch die Landwirte müssen ihre täglichen Stallarbeiten leicht ausüben und möglichst effizient arbeiten können. Aus diesem Grund lud die Firma Lely gemeinsam mit Partnern interessierte Landwirte an die Fachtagung zum Thema «Neu- und Umbau» ins bernische Oschwand ein. Den Teilnehmenden wurden wertvolle Tipps für eigene Stallprojekte vermittelt.

Mit dabei war Nathalie Roth als Referentin. Sie ist Mitarbeiterin an der Fachstelle Rindvieh am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen. Roth zeigte den Teilnehmenden auf, was es heisst, kompakt zu bauen, und was beim Neu- oder Umbau eines Stalls zu beachten ist.

Clevere Einrichtung und kurze Wege

Neben dem Tierwohl steht beim kompakten Bauen in erster Linie der Landwirt im Fokus. Ein Stall gilt laut Nathalie Roth als kompakt gebaut, wenn die tägliche Stallarbeit durch clevere Einrichtung und kurze Wege leicht und effizient verrichtet werden kann. Während des ersten Betretens eines Stalles stellt sich Roth zuallererst folgende Frage: «Wäre ich in diesem Stall gerne Mitarbeiterin?»

Anhand der Beantwortung dieser Frage können bereits schnell die wichtigsten Vor- und Nachteile des Stalls eruiert werden. Weiter fragt sich die Fachfrau, ob sie in diesem Stall gerne eine rangniedrige Kuh wäre. Diese Tiere leiden immer zuerst unter suboptimalen Bedingungen.

Schlaue Lösungen anderer in eigene Planung integrieren

Den Teilnehmenden empfiehlt Roth, bei jeder Stallbesichtigung sich die cleveren Lösungen der jeweiligen Betriebe zu merken, um diese beim allfälligen Neu- oder Umbau des eigenen Stalls in die eigene Planung miteinfliessen zu lassen. Dabei betont sie, noch nie einen «perfekten Stall» gesehen zu haben. Da es im Stallbau eine wahre Flut an Einrichtungsangeboten gibt, sollten eigene Prioritäten gesetzt und der Fokus auf die wichtigen Aspekte des Betriebs gelegt werden.

Wichtige Punkte im Stallbau

Als Eckpfeiler des Stallbaus gelten laut Nathalie Roth folgende Punkte:

  • Arbeitseffizienz: Hierbei sollte beachtet werden, dass dem Landwirt die zu verrichtenden Arbeiten leicht fallen und dass er kurze Wege hat und somit effizient arbeiten kann. Denn davon hängt am Ende der Erfolg ab. Die kurzen Wege gelten auch im Kuhbereich. Die Kühe sollten schnell und ohne Hindernisse oder Sackgassen beispielsweise vom Melken zum Futter oder vom Läger zum Futter gelangen.
     
  • Flexibilität und Erweiterbarkeit: Es gilt sich die Frage zu stellen, wo man im neuen Stall flexibel bleiben kann. Möchte sich der Betriebsleiter alle Möglichkeiten offenhalten, werde es für den Berater jedoch extrem schwer, auf ein Ziel hinzuarbeiten. Hier empfiehlt es sich laut Roth, eine Liste mit Punkten, die im neuen Stall enthalten sein sollten, zu erstellen. Weiter zu beachten sei die Ausrichtung des Stalls. Diese sollte, wenn möglich so gewählt werden, dass bei einem späteren Umbau die Möglichkeit bestehe, den Stall zu erweitern.
     
  • Dauerhaft und «kostengünstig»: Alte Gebäude sind sehr wertvoll. Nach einem Neu- oder Umbau dürfen diese, laut Roth, nie leerstehen, wenn sie noch von guter Bausubstanz sind, sondern im neuen Stall integriert werden. Teilweise eignen sich die Gebäude zwar nicht mehr als Milchviehstall, doch es bestehe die Möglichkeit zur Nutzung als Galt-, Aufzucht- oder Kälberbereich. Der Aspekt der Kostengünstigkeit sei heutzutage nicht immer ganz einfach umzusetzen. Bleibe man beim Bauen jedoch kompakt, sei es möglich, kleine Einsparungen zu erzielen.
     
  • Einfach: Die Technik ist heute ein zentraler Bestandteil im Stallbau. Trotzdem müsse man nicht im ganzen Stall in Technik investieren. Vielmehr solle sie dort eingesetzt werden, wo sie dem Landwirt einen Nutzen verspricht, sodass die eingesparte Zeit anderweitig genutzt werden kann.

Die «Autobahn A1» im Stall

Will man einen Stall kompakt bauen, muss man entscheiden, in welchen Bereichen genügend Platz gelassen oder eingespart werden soll. Als einer der wichtigsten Bereiche im Rindviehstall gilt die Futterachse. Sie ist laut Roth die «Autobahn A1» im Stall: Hier ist das Gedränge am grössten. Während laut Tierschutzgesetz für jede Kuh im Stall ein eigener Liegeplatz vorhanden sein müsse, seien die Fressplätze im Stall oftmals begrenzt. So liege die Anzahl Fressplätze in den meisten Ställen unter einem Platz pro Tier.

Damit die Kühe an der Futterachse dennoch gut zirkulieren können, rechnet Roth zwischen Futtertisch und den Liegeboxen mit einer Minimumbreite von vier Metern. In grösseren Herden seien bereits Breiten von viereinhalb bis fünf Metern oder mehr angezeigt.

Genügend lange Liegeboxen

Einen weiteren wichtigen Bereich des Stalls bilde der Liegebereich. Hier sollte die Kuh zwölf bis vierzehn Stunden ihres Tages verbringen, denn beim Liegen wird am meisten Blut durch das Euter gepumpt, was dazu führt, dass während dieser Zeit ein bedeutender Anteil Milch produziert wird. Neben dem Untergrund des Liegebereichs sollten die Läger genügend lang sein, damit es der Kuh leichtfällt, aufzustehen, und sie sich entsprechend auch gerne hinlegt. Je nach Rasse sollte die Länge des Lägers auf die Grösse der Kuh abgestimmt werden (siehe Bild). 

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Nicht zu vergessen ist, der Kuh am Bugende genügend Schwungraum zu lassen, um ihr ein leichtes Aufstehen zu ermöglichen. Besonders ältere Tiere und Kühe, die mit der Milchproduktion eher am Limit laufen, benötigen diesen Schwungraum zum Aufstehen. Aus Sicht der Kuh empfiehlt es sich, den Liegeplatz länger zu bauen als die Minimallängen vorgeben. Auch Nathalie Roth rechnete bei einer Holsteinkuh oder grossen Braunviehkuh (140-150 cm) mit einer Länge einer wandständigen Box von 3.2m (2m Läger, 1.2 m Schwungraum).

Platz sparen im Futtertenn

Um beim Bau dennoch kompakt zu bleiben, könne man beispielsweise durch die Installation eines Futterbandes oder durch Integrieren eines automatischen Fütterungsroboters Fläche im Futtertenn sparen. Während diese Fläche in einem Neubau eingespart werden kann, ermöglicht sie in einem Umbau eine tierseitige Nutzung.

Die zur Verfügung stehende Fläche sinnvoll anordnen 

Weiter sollte gut überlegt werden, in welchem Bereich des Stalls der Laufhof platziert wird. Einen sogenannten Stehhof, in dem die Kühe lediglich vom Innenbereich in den Aussenbereich wechseln und auf Kosten der Gesundheit und der Klauen herumstehen, gilt es zu vermeiden. Von Vorteil ist es, den Auslauf so im Stall zu integrieren, dass er von den Kühen interaktiv genutzt wird, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, wie beispielsweise von der Tränke zur Bürste.

Aktuell liege die Fläche pro Kuh in einem Laufstall mit 13 bis 14 m2 pro Kuh meist über der Mindestfläche von 10 m2, weiss Nathalie Roth. Aus diesem Grund gehe es viel mehr um die sinnvolle Anordnung der zur Verfügung stehenden Fläche.