DossierDossierSportliche Bäuerinnen und BauernFreitag, 7. Juli 2023 «Eigentlich wollte ich gestern Abend ins Training, doch dann kalbte unerwartet noch eine Kuh.» Diese Aussage von Bauer und Kranzschwinger Samuel Suter sagt schon viel über die Prioritäten in seinem Alltag aus. Der 24-Jährige hat zwar sportliche Ambitionen. Seit er aber vor einem Jahr den elterlichen Hof übernommen hat, steht der Betrieb klar an erster Stelle.

Schwingen und Skifahren

Samuel Suter kam im Alter von zehn Jahren zum Schwingen. Einmal wöchentlich fuhr ihn damals seine Mutter Susanne Suter mit dem Auto von ihrem Bergbetrieb talwärts nach Schwyz in die Schwinghalle. Bedeutend geringer war der Aufwand, um ins Skitraining zu gelangen, die zweite Sportleidenschaft von Samuel Suter, denn die Skipisten vom Stoos liegen quasi vor seiner Haustüre.

Drei Schwestern im Skisport

Bis zu seinem 16. Lebensjahr fuhr Samuel Suter ambitioniert Ski. Zweimal wöchentlich trainierte er auf den Pisten, am Wochenende ging es dann vielfach zum Rennen. Je länger, je mehr erkannte er aber, wie wichtig ihm die Landwirtschaft ist. Zudem gab ihm, obwohl selber kaum je verletzt, auch das hohe Unfallrisiko im Skisport zu denken. Seine drei Schwestern Jasmina, Raphaela und Juliana, alles sehr talentierte und erfolgreiche Skifahrerinnen, kämpften mehrere Male mit schwerwiegenden Verletzungen. Bei ihnen konnte er zudem beobachten, welch enormen Aufwand eine Profiskisportlerin auf sich nehmen musste, um vorwärtszukommen.

[IMG 2]

Verschiedene Mentalitäten

Mit dem Start in seiner Ausbildungszeit als Landwirt verzichtete Samuel Suter auf den ambitionierten Skisport und setzte voll auf das Schwingen. Die Mentalität sei bei den zwei Sportarten schon sehr unterschiedlich. Während die Athleten im kostspieligen Skisport vielfach anspruchsvoll gegenüber ihrem Umfeld seien, gehe es in der Schwinger-Familie viel bodenständiger zu und her. Da werde natürlich auch viel über Vieh und das Heuwetter diskutiert. «Da ich auf meinem Betrieb im Moment teils alleine arbeite, ist der Schwingsport auch für mein soziales Umfeld sehr wichtig.» Aktuell trainiert er wöchentlich nur einmal. Das sei natürlich zu wenig, um ganz an der Spitze mitzuschwingen. Die Führung des eigenen Betriebes und die Betriebsleiterschule, welche er aktuell absolviert, verhindern mehr Trainingseinheiten. Auch die Wettkampfvorbereitung ist in diesen intensiven Zeiten selten optimal. «Vor dem diesjährigen Stoos-Schwinget habe ich die ganze Woche siliert, das merkte ich am Wettkampftag dann schon.»

Ein Leichtgewicht

«Ich schwinge grundsätzlich gerne mit starken Gegnern, die mir körperlich überlegen sind», betont Samuel Suter. Eine körperliche Überlegenheit seiner Gegner ist auch mehr die Regel als die Ausnahme. Mit seiner Körpergrösse von 180 cm und einem Gewicht von nur 85 kg ist er innerhalb der Schwinger-Szene ein Leichtgewicht. Entsprechend gilt er als Konterschwinger, der den Schwung der gegnerischen Angriffe ausnützt und versucht, beispielsweise mit seinem Spezialschwung Fussstich, zum Erfolg zu kommen. Samuel Suter ist seit gut einem Jahr ein Kranzschwinger. Nachdem er vorher schon mehrere Male um das begehrte Eichenlaub kämpfen konnte, war es dann am 1. Mai 2022 am Zuger Kantonalen in Baar so weit. Mit hohen 57,25 Punkten wurde er im vierten Rang klassiert und holte somit seinen ersten Kranz. «Das war für mich ein ganz spezieller Tag, übernahm ich auf das gleiche Datum auch noch den elterlichen Betrieb», erinnert er sich zurück. Als Kranzschwinger wird er nun härter eingeteilt. Um einen weiteren Schritt vorwärtszumachen, müsste er nun seine Trainingsumfänge steigern.

Vorbild Andreas Ulrich

Der traditionelle Schwingsport habe eine enorme Professionalisierung erfahren. «Spitzenschwinger, welche Vollzeit einer körperlich anstrengenden Arbeit nachgehen, sind mittlerweile eher die Ausnahme», betont der Bergbauer. Sein klubinterner Trainingskollege Mike Müllestein sei noch einer davon. «Mike verzichtet auch aufs Krafttraining, etwas, das heute ebenfalls aussergewöhnlich ist.» Ob Samuel Suter zukünftig wieder mehr Zeit ins Training investieren kann, bleibt offen, denn bereits ist der Bau eines neuen Wohnhauses in Planung. Entsprechend bescheiden sind seine Chancen, einmal einen Siegermuni zu gewinnen. Dennoch stehen aktuell drei Zuchtstiere auf seinem Hof. «Die Stierenhaltung ist eine Leidenschaft von mir», so der passionierte Original-Braunvieh-Züchter. Neben den Munis stehen 14 Kühe und 20 Stück Jungvieh im Stall. Mit der Milch werden jährlich rund 45 Kälber ausgemästet.

Nach dem Fest in den Stall

Der Betrieb Weidli liegt auf dem Stoos auf rund 1300 m ü. M. unterhalb der Talstation des Skiliftes Klingenstock. Die 18 Hektaren Futterbauflächen sind arrondiert. Gleich neben seinem Betrieb bewirtschaftet Samuel Suter noch eine Alp mit 23 Normalstössen. «Das erleichtert die Bewirtschaftung natürlich enorm.» Seine Doppelnutzungskühe holen sich ihr Futter vorwiegend auf der Weide. Unterstützung erhält er in der Betriebsführung von seinen Eltern Susanne und Rupert Suter, welche schon seit Jahren ein Sportgeschäft führen. Auch von seinen drei Schwestern und Freundin Lara wird er bei Arbeitsspitzen unterstützt. Diese vier jungen Frauen waren heuer auch Ehrendamen am Stoos-Schwinget, wo sie den erfolgreichsten Teilnehmern die Kränze überreichen konnte. Samuel Suter war zwar nicht unter den Kranzgewinnern, dafür war er auf die Melkzeit bereits wieder im Stall.

Samuel Suter

Wohnort: Stoos SZ
Daten: 24 Jahre, Grösse: 180 cm, Gewicht: 85 kg
Ausbildung: Landwirt EFZ; Betriebsleiterschule
Landwirtschaft: Eigener Milchviehbetrieb mit Kälbermast
Grösster Erfolg: Kranz am Zuger Kantonalschwingfest 2022