Alle paar Minuten klingelt Carina Rohners Handy. Eigentlich hätte die Bäuerin mitten in der Erntesaison Vieles zu erledigen, für ein Gespräch über ihre Arbeit nimmt sie sich aber die Zeit. Sie ist für sämtliche administrativen, personellen und logistischen Aufgaben des Betriebes verantwortlich.

Die Bäuerin ist Mutter von drei Kindern im Alter zwischen drei und acht und bestrebt, die Balance zwischen den Ansprüchen der Familie und der Arbeit im Betrieb zu halten. «Grosse Unterstützung leisten meine Schwiegereltern, die mit meinen Kindern an Sommertagen gerne das Schwimmbad besuchen. Da ist es einfacher, sich ganz auf die Arbeit zu fokussieren.»

Nachhaltige Geschäftsidee

Im Januar 2020 erhielt Carina Rohner den Titel «Culinarium-Königin» in der Kategorie Produzenten. Der Verein Culinarium setzt sich für Regionalprodukte aus der Ostschweiz ein. Die 34-jährige Bäuerin und ihr Mann empfanden diese Auszeichnung als grosse Wertschätzung ihrer Arbeit. «Wir waren zuvor in der Region bereits bekannt, unter anderem durch unsere ‹Gmüas-Box›. Ich hätte nicht mit einem Kronen-Sieg gerechnet, weil wir gegen Konkurrenten mit viel grösseren Namen antraten.»

Rohners pflanzen auf rund 25 ha unter anderem Kartoffeln und Grünspargeln an, aber auch spezielle Gemüsesorten wie zum Beispiel Federkohl und verschiedene Salate. Der Betrieb setzt stark auf Direktvermarktung, beliefert unter anderem Restaurants, Grossküchen und Altersheime in der Region. Zusätzlich betreibt die Familie einen Hofladen und verkauft Frischwaren im Abo.

Das Markenzeichen für den Hof

«Die ‹Gmüas-Box› wurde zum Markenzeichen für unseren Hof. Wir beliefern Haushalte mit regionalen Produkten im Umkreis von 20 km rund um Balgach.» Um die Boxen vielfältiger zu füllen, kaufen Rohners Gemüse, Kräuter, Beeren und Obst von befreundeten Bauernbetrieben in der Region dazu.

Erstmals bekannt wurde ihre Geschäftsidee mit dem Frischprodukte-Abonnement bei einem Auftritt an der Rheintaler Gewerbemesse vor einigen Jahren. Anfänglich waren es wöchentlich 60 Boxen, die bis heue teils von einer Mitarbeiterin, teils durch die Post ausgeliefert werden. Bereits vor März 2020 waren es wöchentlich rund 160 «Gmüas-Boxen». Mit Beginn der Pandemie trafen plötzlich mehr als doppelt so viele Bestellungen ein. «Das war für uns eine Chance, aber meine Schwester, ich und das Team arbeiteten fast rund um die Uhr.»

Treue Kunden

Die Belastung hatte zur Konsequenz, dass Carina Rohners Schwester im April 2020, mitten in der grössten Arbeitsbelastung, aus dem Projekt ausstieg. Das war anfänglich ein schwerer Rückschlag für die Bäuerin: «Ich musste von einem Tag auf den anderen die Arbeit auf dem Betrieb neu ausrichten und alles personell so organisieren, damit uns die Arbeitsbelastung nicht mehr ans Limit unserer Kräfte bringt.»

Dieser Einsatz hat sich gelohnt: Heute werden wöchentlich rund 300 Gemüse-Boxen ausgeliefert. «Den Grundstein dafür legten Roswitha und Johann, meine Schwiegereltern. Meine Schwiegermutter führte ab 1995 einen kleinen Hofladen.»

Als Fremde wahrgenommen

Dass «das Ankommen» auf dem Hof und das Zusammenarbeiten mit den Schwiegereltern in den ersten Jahren nicht ganz unproblematisch war, klammert die Bäuerin nicht aus. «Es gab im Hofladen anfänglich teils Kunden, die sich von mir nicht bedienen lassen wollten, weil ich ‹die Fremde› war.»

Wenn man jeweils davon spreche, dass die ältere Generation, insbesondere die Schwiegermütter, ein Problem mit der jungen Frau auf dem Hof haben, sehe sie es heute differenzierter. «Es sind beide Parteien verantwortlich, wenn Dissonanzen herrschen. Bei uns hat sich das Verhältnis entspannt, seit wir Kinder haben.»

Carina Rohner ist in Rüthi SG aufgewachsen und erlernte den Beruf der Floristin. Als ihre wichtigste berufliche Station nennt sie ihre Mitarbeit auf einem grossen Gemüsebaubetrieb im Rheintal, wo sie unternehmerisches Handeln und Kenntnisse über die Gemüsebranche lernte. Hier traf sie auch ihren Mann Heinz, der damals im Anbau arbeitete.

Im Jahr 2013 heirateten die beiden, wohnten eine Zeit lang auswärts. Als ihr Mann den elterlichen Betrieb übernehmen konnte, zogen sie nach Balgach. «Eine weitere wichtige Station war für mich der Besuch der Bäuerinnenschule am Strickhof. Hier habe ich wertvolle Impulse für meine heutige Arbeit erhalten.»

Nach dem Culinarum-Sieg berichteten verschiedene Medien über die Aktivitäten von Carina Rohner – doch dann kam Corona und bremste zunächst weitere Anfragen. An der Olma 2021 erhielt die Bäuerin aber die Möglichkeit, an der Gesprächsrunde am «Tag der Bäuerin» mitzuwirken. Carina Rohner bezeichnet diesen Auftritt als wertvolle Erfahrung.

Prioritäten setzen

Vor einiger Zeit fragte zudem das landwirtschaftliche Zentrum in Salez an, ob sie eine Ansprache an der Schlussfeier der Bäuerinnen halten wolle. Carina Rohner sagte spontan zu. «Natürlich gäbe es auf dem Betrieb mehr als genug zu tun, aber wenn eine Bäuerin eine solche Anfrage erhält, sollte sie sich dafür die Zeit nehmen», sagt die Bäueerin. «Auftritte wie diese sind doch eine Ehre und eine gute Persönlichkeitsschulung. Selbstbewusst aufzutreten, gehört zu einer unternehmerischen Bäuerin dazu.»

Weitere Informationen: www.rohners-gmueasbox.ch