Vögel nehmen verschiedene Rollen in unterschiedlichen Ökosystemen ein und sind damit Schlüsselindikatoren für den Zustand unserer Umwelt. In einer Mitteilung informiert Bird Life Schweiz über die aktualisierte Rote Liste für Europa und ruft dabei zur Handlung auf.

In Europa kommen 554 Vogelarten regelmässig vor, davon sind 71 auf der Roten Liste (13%) und 34 auf der Vorwarnliste (6%). Fünf Arten, die in Europa ehemals vorgekommen sind, sind inzwischen hier ausgestorben.

Lebensräume im Kulturland sind rar

Turmfalken sind ein Beispiel dafür, dass landwirtschaftlicher Vogelschutz funktionieren kann. Seine Bestände haben sich in den letzten Jahren vergrössern können. (Bild Pixabay)BiodiversitätWelche Vögel Landwirte wie fördern könnenDienstag, 2. Juni 2020Vögel, die ihren Lebensraum in Acker- und Grünlandflächen haben, weisen die höchste Anzahl an bedrohten und potenziell bedrohten Arten auf. An zweiter Stelle stehen Arten, die bei Gewässern leben. Aber auch bei Vogelarten, die nicht auf der Roten Liste sind, kann die Situation kritisch sein, denn, bei einem Drittel der Vogelarten in den genannten Lebensräumen nimmt die Population ab.

Als Hauptursache für den Artenschwund nennt Bird Life grossflächige Landnutzungsänderungen, die Intensivierung der Landwirtschaft, den Ausbau von Infrastrukturen, die Übernutzung der Meere und die Verschmutzung der Seen sowie eine nicht nachhaltige Waldwirtschaft. 

Kleinräumige, strukturierte Landschaften verschwinden. Bei Arten wie Lerchen, Würger und Ammern, die offene Lebensräume bevorzugen, verringert sich deshalb das Verbreitungsgebiet und die Bestände gehen zurück. Auch die Überdüngung und der übermässige EInsaz von Pflanzenschutzmitteln tragen gemäss Bird Life dazu bei.

Rotmilan nicht mehr auf Vorwarnliste

Aufgewertete, gestufte Waldränder, Asthaufen, Steinhaufen, ungenutzte Randflächen – das ist gut für Vögel. (Bild BauZ)VogelschutzVogelschutz: Wieviel BFF braucht es?Dienstag, 2. Juni 2020Doch es gibt auch Positives zu berichten. Zum Beispiel wurde der Rotmilan von der Vorwarnliste entfernt. Weitere 46 Arten wurden besser eingestuft – wobei jedoch bei der Hälfte davon der Bestandesrückgang nicht gestoppt, sondern nur verlangsamt wurde.

Die Schweiz steht im europäischen Vergleich schlechter da, was die bedrohten Vogelarten angeht. Auf der nationalen Roten Liste sind 39% der heimischen Arten und 16 % sind auf der Vorwarnliste. Die aktuelle Liste der Roten Liste der Brutvögel in der Schweiz stammt von 2010 und wird laut Bird Life demnächst aktualisiert.

Zu den Ergebnissen der aktualisierten Roten Liste sagt Raffael Ayé, Geschäftsführer von Bird-Life Schweiz: «Die Ergebnisse belegen, dass wir unser Land, unsere Gewässer und unsere Meere immer noch nicht nachhaltig bewirtschaften und sich die Zerstörung unserer Lebensgrundlage fortsetzt.» Als grosse Chance der Schweiz sieht Bird Life das kohärente Netz aus Schutz- und Vernetzungsgebieten.