Zwei Stunden sitzt Ueli Zobrist da, beobachtet ein Eisvogelpaar und wartet auf den perfekten Augenblick für ein Foto. Dann kommt das Männchen an mit einem Frosch im Schnabel, Zobrist begibt sich in Position, will den Moment des Fressens festhalten. Doch das Männchen hat es nicht eilig, setzt sich neben das Weibchen und überreicht ihm liebevoll den Frosch. Klick, Ueli Zobrist hat sein Lieblingsbild im Kasten.
Natur pur
Seine Bilder zeigen Vögel so, wie man sie nicht einfach so sieht. Vögel, von denen nicht jeder weiss, dass es sie hier gibt. Auf seinen Bilder wirken sie lebendig, in ihrer natürlichen Umgebung, vertraut. Damit diese so entstehen, braucht es viel Geduld, Wissen über die Natur und die Fotografie sowie ein Quäntchen Glück. Der langjährige Landwirtschaftslehrer Ueli Zobrist aus Oberdiessbach bringt all diese Voraussetzungen mit, wie seine Bilder zeigen: «Das geduldige Warten auf ein Sujet ist für mich Entspannung und Spannung zugleich», sagt er und so könne er seinen Landwirtschaftsschülern auch immer das passende Bildmaterial zum Unterrichtsthema mitbringen. Seine Sujets sind vielfältig und die Bilder auf seiner Homepage www.uelizobi.com sind wie ein Lehrbuch für Naturliebhaber. Schmetterlinge, Vögel, Käfer, Spinnen, Pflanzen, Blüten und Landschaften hat er abgelichtet oft nur kleine Details davon in lebendigen Makroaufnahmen, die seine Faszination für die Natur zum Ausdruck bringen.
Mitten ins Auge
Auf die Frage, wie er es schafft seine Bilder so lebendig wirken zu lassen, erzählt er, das sei eine Kombination aus Technik und Geduld. Einerseits stellt er die Kamera so ein, das Vorder- und Hintergrund unscharf werden wodurch das Objekt mehr im Zentrum steht. Andererseits braucht es die Geduld zu warten, bis das Tier genau in die Kamera schaut, so dass das Auge der schärfste Punkt auf dem Bild wird. So wird der Betrachter dann förmlich hineingezogen in das Bild.
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Ueli Zobrist verbringt seine Freizeit mit Korben und Fotografieren. (Bild Zobrist)
Auf dem Bauernhof die Vogelwelt unterstützen
Der Platz in der Natur wird jährlich kleiner, das merken auch die Vögel. Ueli Zobrist hat folgende Ratschläge, wie der Natur geholfen werden kann:
Nisthilfen: Rund um den Bauernhof sollte man möglichst verschiedene Nisthilfen anbieten. Sowohl für Höhlenbrüter wie auch für Halbhöhlenbrüter. Wer eine hohe Wand an der Rückseite der Scheune hat, kann auch Mauerseglerkästen oder einen Nistkasten für Turmfalke oder gar für Schleiereulen anbringen. Auch spezielle Nisthilfen für Baumläufer werden gerne angenommen.
Vielfältige Lebensräume schaffen: Vögel brauchen Bäume, Hecken, Dornenhecken, Blumenwiesen, blühende Sträucher, Teiche oder Wasserstellen, Steinhaufen, Asthaufen, Totholz. Sehr wichtig ist, dass sich in der Umgebung viele Insekten entwickeln können. Insekten sind für viele Vogelarten die wichtigste Nahrungsgrundlage und wenn diese nicht vorhanden sind, werden sich auch diese Vogelarten nicht einstellen. Schade ist, dass oft die abgestorbenen Pflanzen im Herbst «abgeräumt» werden. Diese wären aber sehr wichtig, da in deren Stängeln enorm viele Insekten überwintern und auch viele Samen oft noch ein reichhaltiges Nahrungsangebot und auch wichtigen Lebensraum bieten. Auch nicht-winterharte Gründüngungen sollte man erst im Frühjahr mulchen. Im Winter können oft Rohrammer bei der Nahrungssuche in abgefrorenen Gründüngungen beobachtet werden.
Freude an der Vogelwelt entwickeln: Wer sich im Alltag die Zeit nimmt, einfach einen Moment den Vogelstimmen und den einzelnen Vogelarten zu folgen, wird plötzlich feststellen, dass sehr viele Vogelarten in unmittelbarer Nähe Bruten aufziehen. Plötzlich wird man wissen wo Distelfinke, Mönchgrasmücken, und viele andere Arten ihre Bruten aufziehen. Gerade in der heutigen hektischen Zeit ist es einfach schön, sich einen Augenblick für die Naturwunder rund um das Haus zu gönnen. Super wäre sicher auch dem Grosskind oder Patenkind einen Nistkasten zu schenken, diesen gemeinsam zu montieren und dann einfach beobachten was sich im und rund um den Nistkasten abspielt.