«Unsere Kuh Idylle und die Drillinge hatten wir alle im Whatsapp-Status», erklärt Elisabeth Brönnimann stolz in der Küche der aufgestellten Familie, die in Riggsiberg lebt. An den Radiator gelehnt erzählt die 50-jährige Bäuerin aufgeregt vom Glücksfall im Stall von Brönnimanns. Sie schnürt ihre Tracht zurecht und erzählt fröhlich von der schönen Idylle und den Kuhkälbern weiter, als Tochter Andrea dem Geschehen in der Küche beiwohnt. Die junge Drogistin hatte Idylle als Kuhkalb zu ihrem 20. Geburtstag erhalten. «Der vorherige Besitzer hatte uns wohl das beste und schönste Kuhkalb verkauft, ohne es zu wissen», sagt sie und schmunzelt, ebenfalls in eine Tracht gekleidet.

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Idylle wurde nicht mehr trächtig 

Idylle ist eine Pierolet-Tochter und geht über ihre Mutter auf den bekannten RH-Stier Savard zurück. Idylle überzeugt mit guten Gehalten und ihrer Schönheit. So wurde sie an der letzten Bestandesschau mit 55 55 98 punktiert. Im Jahr 2018 wurde sie sogar zur Miss Riggisberg gekührt. Dort wurde sie mit 55 55 96 punktiert. «Bei der Fruchtbarkeit sind wir leider etwas weniger zufrieden», gibt Sohn Niklaus Brönnimann zu.

Weil sie auch nach einem Natursprung nicht mehr trächtig wurde, entschloss sich die Familie letzten Frühling, Idylle mit dem bekannten Stier Pickel zu besamen. Pickel würde oftmals eingesetzt, wenn von einer problematischen Fruchtbarkeit ausgegangen wird. Familie Brönnimann hat Pickel bereits früher im Bestand eingesetzt.

Samen von Stier Pickel

Bei Idylle hat der ungesexte Samen von Pickel offensichtlich eingeschlagen: Das «hübsche Tier», wie sie Elisabeth Brönnimann bezeichnet, war mit Drillingen trächtig. «Am Abend des 31. Januars gingen wir noch schauen, ob sie kalbern will. Weil sie aber keine Anzeichen machte, in den nächsten Stunden zu kalbern, gingen wir schlafen. Am nächsten Morgen um 4.45 Uhr waren Drillinge im Stall – und erst noch drei Kuhkälber», schwärmt der 24-jährige Niklaus Brönnimann, der nebst seiner Tätigkeit bei der Käserei Riggisberg auf dem Betrieb arbeitet. «Rund war sie schon, aber mit Drillingen hätten wir nicht gerechnet», so Niklaus Brönnimann.

Bemerkenswert ist zudem, dass Betriebsleiter Andres Brönniman am selben Tag Geburtstag hat, wie die drei Kuhkälber. «Das macht es umso spezieller», sagt Ehefrau Elisabeth Brönnimann begeistert.

 

Betriebsspiegel Brönnimanns

Familie Andres (51), Elisabeth (50), Andrea (28),Sabrina (26) und Niklaus (24) Brönnimann
Ort Riggisberg, Kanton Bern
Ackerfläche ca. 40 ha
Kulturen Mais, Winterweizen, Triticale
Tierbestand 40 SF/RH-Kühe, 20 Rinder, ca. 10–12 Kälber
Milch geht an? Im Sommer als Käsereimilch nach Riggisberg, im Winter an die Cremo
Betriebsform: ÖLN

Gratulation zu den Drillingen!

«Die Leute aus dem Umfeldhaben alle sehr positiv auf die Bescherung im Stall reagiert», resümiert die Bäuerin. Sogar der Tierarzt kam vorbei, obwohl er eigentlich nicht musste – noch nie habe er so etwas erlebt, erzählt Elisabeth Brönnimann. «Nach einer Nachricht im Radio hatte Res und mir sogar jemand zur Geburt der Drillinge gratuliert, im Glauben, wir seien Grosseltern geworden», erzählt Elisabeth und lacht. Andres Brönnimann, am anderen Ende des Küchentischs sitzend, schmunzelt, kommt aber bald wieder auf die drei Kuhkälber zu sprechen. «Alle drei sind selbstständig zur Welt gekommen – Idylle hat das super gemeistert», so Brönnimann. Nach der Geburt hätten dann alle drei einen kurzen gesundheitlichen Taucher gehabt, erinnert er sich und Idylle bekam eine Nachgeburtsbehandlung, um sie vollständig zu lösen. Mittlerweile sind aber alle vier wieder fit.

Stolz arrangieren Brönnimanns die vier Tiere auf der Weide neben dem Bauernhaus. Dass alle in Reih und Glied für das Foto bereitstehen, ist eine Leistung für sich. Sogar Hündin Sarina verpasst die Gelegenheit nicht, auf dem Familien-Foto zu sein.

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Schmerz in der Familie

Die Drillinge und Idylle zurück im Stall versorgt, beginnt Elisabeth Brönnimann von ihrer Familie zu erzählen. «Es ist also nicht so, dass uns alles geschenkt wird», betont Elisabeth am Ende des Besuchs im sonnigen Riggisberg. «Res und ich mussten sehr hart kämpfen für diesen Betrieb. Zudem sind wir eigentlich eine fünfköpfige Familie – unsere mittlere Tochter lebt leider nicht mit uns zusammen», sagt Elisabeth mit einem Schmerz in der Stimme. «Sie hat sich entschieden, keinen Kontakt mit uns zu pflegen – das ist für uns alle nicht ganz einfach», sagt die Bäuerin, plötzlich nicht mehr so aufgestellt, wie draussen auf der Weide bei den Kälbern.

«Das ist eigentlich auch ein Schicksalsschlag unserer Familie», fasst sie zusammen und wechselt dann auch wieder das Thema, nämlich, wer nach ihnen den Betrieb übernehmen wird, denn die Geschwister Niklaus und Andrea sind beide landwirtschaftsbegeistert. Die Familie hat es aber bereits ausgehandelt, dass Niklaus mit der landwirtschaftlichen Ausbildung in Riggisberg den Hof weiterführen wird. Für seine Schwester Andrea ist dies in Ordnung: «Obwohl ich älter bin als Niklaus, ist es für mich klar, dass er hier arbeiten wird», sagt die Drogistin selbstlos. «Mein Freund und ich sind selber auf der Suche nach einem Betrieb, der uns eine Existenz bietet – hoffentlich klappt es», sagt sie mit Vorfreude in der Stimme.

Bald den Stall ausbauen

In der Zwischenzeit haben Brönnimanns grosse Pläne: Im Sommer wollen sie den Kuhstall ausbauen – von 40 Liegeplätzen auf 60. «Wir werden den Ackerbau etwas zurückfahren, dafür voll auf die Milch setzen und eigenes Futter produzieren», sagt Andres Brönnimann begeistert.

 

Schicksals-Serie: Teil 6 
Im Rahmen unserer Schicksalsserie lassen wir Personen mit bäuerlichem Hintergrund über schwierige und emotionale Themen sprechen, die unsere Leserschaft und Personen ausserhalb der Landwirtschaft beschäftigen. Dabei diskutieren wir Themen wie Generationenkonflikte, Fehlgeburten oder Todesfälle in der Familie. Aber wir möchten auch erfreuliche Erlebnisse teilen, so wie aussergewöhnliche Liebesgeschichten, Überraschungen im Stall oder Glücksfälle. Wir haben dieses Gefäss eröffnet, weil wir es wichtig finden, auch tabuisierte Themen anzusprechen und den Dialog darüber zu erleichtern.

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Bisher erschienen:
Teil 1, Christian Siegenthaler: «50 Jahre mit der Krankheit leben»
Teil 2, Doris Zwischenbrugger: «Ich bin allmählich angekommen»
Teil 3, Andrea Joss: Eine Bäuerin geht – und kehrtzurück
Teil 4, Gertrud Zumsteg: Spätes Happy-End im Oberland
Teil 5, Franz Meyer: «...dann knallte der Deckel in die Tiefe»

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