Das Geschäft mit den Futterzusätzen floriert. Insbesondere für die Pferdehalterinnen ist das Angebot im Gestell regelrecht explodiert. Was noch vor wenigen Jahren mit einem Kessel Mineralstoff und einem Leckstein abgedeckt wurde, ist heute in zahlreiche Dosen im Hochpreissegment verpackt. Die Kundschaft verlange ein entsprechend grosses Angebot, heisst es bei den Pferdefuttermittelherstellern. Gerade im Bereich der sogenannten Problemlöser erhofft sich die Reiterin die Schwierigkeiten ihres Lieblings mit einem Zusatzfutter zu lösen.
Während die einen ihren Freizeitpartner mit Magnesiumzusätzen zu beruhigen versuchen, erhoffen andere mit Aminosäuren den Muskelaufbau zu beschleunigen oder mit Teufelskralle den Bewegungsapparat positiv zu beeinflussen.
Die Liste der möglichen Unterstützer für Pferde ist endlos geworden. Für den Halter der Pferde, meist ein Landwirt, eine echte Herausforderung, will er die Zusatzfutter selbst verabreichen. Daher äussern sich zunehmend Stallbesitzer dahingehend, dass die Kraft- und Zusatzfutterzubereitung, wie auch deren Finanzierung Sache der Besitzer ist. Teilweise wird dieses dann auch gleich selbst verabreicht.
Hafer ist verpönt
Pferde wurden hierzulande lange mit Heu, Gras, Stroh und Hafer gefüttert. Doch Hafer hat seinen guten Ruf verloren. Das Sprichwort «Den sticht der Hafer» dürfte mit ein Grund für diesen Rückgang sein. Heute ist er verpönt und von anderen Getreidesorten verdrängt worden. Hafer hat von ihnen allen aber den höchsten Faseranteil. Dadurch wird das Kauen angeregt, was wiederum förderlich auf die Verdauung wirkt.
Im Grunde trägt aber weniger der stechende Hafer zum Übermut beim Pferd bei, sondern die mangelnde Beschäftigung und damit die Überfütterung des Pferdes. Bei vielen Pferden ist der Energiebedarf über Heu oder Gras auf der Weide ausreichend gedeckt. Und hier beginnt der Teufelskreis. Mangelnde Bewegung führt zu Übergewicht. Pferde sind nicht gemacht, um eine halbe Stunde am Tag im Schritt durch den Wald zu laufen. So setzen sie Fettreserven an und laufen Gefahr, ernsthaft zu erkranken (Bsp. Hufrehe). Nimmt der Halter das Übergewicht ernst, versucht er, die Bewegung zu steigern, und reduziert das Futter. Meist erhalten solche Pferde dann nur noch Heu und Mineralstoff. Aus Langeweile und Hunger fressen sie in der Folge die Boxe leer, wenn sie mit Stroh eingestreut ist. Langeweile kann Verhaltensstörungen auslösen. Ein Pferd muss beschäftigt werden, fehlt die Arbeit, frisst es. Seine Physiologie ist zudem nicht gemacht für lange Fresspausen. Aber was fressen, wenn es zu dick ist?
Winterproblem Kotwasser
Gerade im Winter haben viele Pferdebesitzer die Hoffnung, das Gewicht ihres Equiden runterzubringen, da das Gras auf der Weide wegfällt, das bis zum Herbst sichtbare Polster am Körper hinterlassen hat. Also wird grobfaseriges Heu gefüttert oder der Strohanteil erhöht, was wiederum gerne zu Kotwasser führt. Im Dickdarm kann aus dem groben Material kein anständiger Bollen geformt werden, aus dem das Wasser angemessen entzogen wird. Der Pferdbesitzer verzweifelt und kauft alle möglichen Zusätze, um das Kotwasser wegzubringen.
Hier kann der Landwirt als Pferdehalter mit einfachen Ratschlägen zur Seite stehen. Leidet ein Pferd in den Wintermonaten an Kotwasser, hilft in den allermeisten Fällen das Verfüttern von Emd. Dieses kann zum Heu gemischt werden. Am Anfang wenig und dann steigern bis das Kotwasser sichtbar reduziert wird. Zur Beschäftigung tragen Weiss- und Rottannen bei, welche die Pferde in der Boxe oder im Auslauf während Stunden bearbeiten.