Neues FiBL-MerkblattWie Bio-Kälber gesund und artgerecht aufgezogen werden könnenDienstag, 26. April 2022 Der Einsatz von Antibiotika ist bei der herkömmlichen Kälberaufzucht schwer zu vermeiden, da die Tiere mitten im «Immunloch» auf einen anderen Betrieb gebracht und somit ihrem Immunsystem unbekannten Keimen ausgesetzt wird. Alternativen werden immer wieder diskutiert, kürzlich anlässlich des neuen Bio-Labels von Aldi: Es verlangt, dass Kälber 100 Tage auf dem Geburtsbetrieb bleiben. Das Projekt «Zuhause gross werden» geht weiter: Bio-Kälber sollen auf dem Geburtsbetrieb abgetränkt werden und zwar bis zum Alter von vier Monaten.

Keine unbekannten Keime

AboDie Eutergesundheit ist für die Milchproduktion ein zentrales Thema. Immer tiefere Zellzahlen zu fordern, sei aber nicht der richtige Ansatz, sagt Tierarzt Andreas Raemy. AntibiotikaIst ein Label, das den Verzicht auf Antibiotika vorschreibt, «gegen jede Ethik»?Samstag, 7. Mai 2022 Nach Ablauf dieser Zeit bleiben sie entweder weiterhin auf demselben Hof oder werden zur Bio-Weidemast an einen Partnerbetrieb vermittelt. Dort kommen nur Tiere zusammen, die vom selben Geburtsbetrieb stammen und ebenfalls auf diesem abgetränkt worden sind. Die auf dem Mastbetrieb vorkommenden Keime sind den Kälbern somit vertraut, was zusammen mit der späteren Umstallung ihrer Gesundheit entscheidend zugutekommen soll.

«Praktisch auf Null»

So schildert die Organisation KAG-Freiland die Idee hinter «Zuhause gross werden». Lanciert hat das Projekt im Frühling 2022 Bio Luzern, zu den Unterstützern zählen die Albert Koechlin Stiftung, Viegut, Bio Suisse, das FiBL, das BBZN Luzern und eben KAG Freiland. «Erste Erfahrungen von Bauern, die beim Projekt mitmachen, haben gezeigt, dass der Einsatz von Antibiotika praktisch auf Null gesenkt werden kann», schreibt KAG Freiland. Der Kälbergesundheitsdienst ist als wissenschaftliche Begleitung involviert und leite die Resultate ans Bundesamt für Landwirtschaft weiter.

Beratung und Beiträge für Landwirte

Voraussetzung für eine erfolgreiche Kälberaufzucht nach obigen Vorgaben ist einerseits genügend Fachwissen und andererseits die nötige Infrastruktur. Beteiligte Landwirte können daher nach Angaben von KAG Freiland einen entsprechenden Unterstützungsbeitrag beantragen. Das Projekt konzentriert sich auf den Kanton Luzern, könne aber auch punktuell auf die Kantone Aargau und Zug ausgeweitet werden.

Als allgemeine Bedingungen werden genannt:

  • Gute Zusammenarbeit zwischen Bio-Milch- und Partnerbetrieben
  • Faire Preise für die Kälber
  • Faire Vermarktung des Weidefleischs

Anfragen von interessierten Bauern können direkt an Bio Luzern oder KAG Freiland gerichtet werden, heisst es abschliessend.

Hier finden Sie einen Flyer des Projekts «Zuhause gross werden»