Die Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft machen zurzeit ca. 16 % der totalen Treibhausgasemissionen in der Schweiz aus. Sie bestehen zu 64,3 % aus Methan (CH4), das vor allem aus der Wiederkäuerhaltung stammt, zu 26,8 % aus Lachgas (N2O), das durch biologische Abbauprozesse entsteht und zu 8,9 % aus Kohlendioxid (CO2) aus der Nutzung fossiler Energieträger.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Wiederkäuer und somit auch die Milchkühe schon länger im Fokus der Debatte stehen, wenn es um den Klimaschutz geht. Entsteht doch im natürlichen Verdauungsprozess des faserreichen Futters durch enterische Fermentation das Treibhausgas Methan, das eine 25–80 Mal höhere Klimawirkung als CO₂ aufweist.
Aus dieser Ausführung könnte der Anschein entstehen, dass Kühe per se «Klimakiller» seien. Aber wie bei so vielem gibt es auch in diesem Punkt nicht schwarz oder weiss. Vielmehr muss eine breitere Betrachtung erfolgen.
Das Grasland optimal ausnutzen
So können Milchkühe aus Gras, das von Flächen stammt, die nicht für den Ackerbau und somit die menschliche Ernährung geeignet sind, hochwertiges Protein für den menschlichen Verzehr generieren. Auch hat sich gezeigt, dass die Anzahl der Milchkühe zur optimalen Ausnutzung des Ertragspotenzials des Schweizer Graslands und im Hinblick auf die derzeitigen Essgewohnheiten nicht einfach reduziert werden sollte, da sonst mehr CO₂durch den Import emittiert und die Co-Benefits der Graslandnutzung wie beispielsweise der Erhalt der Kulturlandschaft und Biodiversität beeinträchtigt werden könnten. Vielmehr sollte die Fütterung der Tiere dem Standort angepasst werden.
Zusätzlich zeigt sich auch, dass die Effizienz bei den Milchkühen im Hinblick auf die CH4-Emissionen zunimmt. So sind die CH4-Emissionen pro Tier in den letzten Jahren zwar angestiegen, durch die im gleichen Zeitraum gestiegene Milchleistung und den gesunkenen Tierbestand sanken jedoch die Emissionen pro Liter Milch im Vergleich zu 1990 um über 18 %.
Daran zeigt sich, dass nicht nur die Betrachtungsweise, sondern vielmehr auch der betrachtete Rahmen und die Zielgrösse (Betrieb, Tier, Liter Milch, Megajoule Energie und Gramm Protein etc.) von Bedeutung sind. Werden beispielsweise Milchkühe mit grossen Mengen Kraftfutter, die deutlich über den Ausgleich des Grundfutters hinaus gehen, gefüttert, so sinkt die Effizienz und die Emissionen nehmen zu.
Wird das Grundfutter allerdings optimal im Hinblick auf den Bedarf des Tieres ausgeglichen, können die Emissionen je Liter Milch sowie Megajoule Energie und Gramm Protein abnehmen. Allerdings können in diesem Fall die Emissionen je Tier im Vergleich zu einem nicht optimal ausgeglichenen, aber weniger produktiven Tier steigen.
Weiteres Potenzial
Aber nicht nur die Fütterung bietet Potenzial, um die CH4-Emissionen der Kühe weiter zu optimieren. So können stallbauliche Lösungen, die Verlängerung der produktiven Phase, Einsatz von Futtermittelzusatzstoffen oder das Ausnutzen der genetischen Variation dabei helfen, die CH4-Emissionen der Milchkühe weiter zu reduzieren.
Zugleich hat Methan im Vergleich zu CO₂ nur eine relativ kurze Verweilzeit in der Atmosphäre und verspricht daher bei einer Reduktion eine Möglichkeit, den Klimawandel innerhalb relativ kurzer Zeit abzubremsen.
Ja, die Produktion von Nahrungsmitteln mit Kühen verursacht Emissionen. Diese können jedoch teilweise reduziert werden, was ein grosses Potenzial darstellen kann. Gleichzeitig muss die Nachfrage angegangen und die Produktion auf «Feed no Food» und auf Graslandnutzung anpasst werden. So kann das noch nicht genutzte Potenzial eine Möglichkeit bieten, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.